Blutige Schlacht: Part 2

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Die Israeli rannte ihm schreiend hinterher; natürlich blieb der Kerl nicht stehen.
"Ziva!"
Der Special Agent rief noch nach seiner Partnerin, doch es war zu spät.
Schon ertönte ein Schuss.

Panik stieg in ihm auf. Was war passiert?
Ohne ein weiteres Wort rannte Tony los.
Die Angst trieb ihn an, weiter zu gehen, auch wenn er nicht wollte.
Er ahnte, was ihn hinter der nächsten Ecke erwarten würde. Den Gedanken daran wollte er gar nicht zu Ende denken.
Denn das, was er sich ausmahlte, war zu schmerzhaft, um es zu verkraften.
Schon als er nur noch wenigen Meter entfernt war, konnte Tony den starken Blutgeruch in seiner Nase aufnehmen.
Seine Schritte wurden langsamer; er traute sich kaum, um die Ecke zu schauen.
Doch er konnte nicht an sich halten.
Als er sich endlich dazu überwinden konnte, blieb ihm die Luft weg.
Tony starrte auf einen reglosen Körper, umgeben von einem See aus roter Flüssigkeit.
Ziva lag in ihrem eigenen Blut, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet.
Es kam ihm vor, wie in einem schlechten Film.
Sein Partnerin, Kollegin, Freundin. Seine Ziva, lag am Boden, ohne ein Lebenszeichen.
Ein lauter Schluchzer verließ seine Kehle. Dicke Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er machte sich nicht die Mühe sie wegzublinzeln.
Tony stürzte zu ihr. Alle Kraft hatte ihn mit einem Male verlassen. Er fühlte sich leer und allein.
Seine Knie färbten sich rot vom vielen Blut, als er zu ihrer Seite herabsank.
Das McGee und Gibbs zu ihnen kamen, bemerkte er nicht. Es wäre ihm auch egal gewesen.
Vorsichtig legte er seine Hände um ihren zarten Körper, hob Ziva auf seinen Schoß und hielt sie fest in seinen Armen.
Er wünschte, er hätte ihr gesagt, wie er für sie empfand. Er wünschte, sie hätte gewusst, wie viel sie ihm wirklich bedeutet hatte - oder wie viel sie ihm noch immer bedeutete.
Aus seinen Augen tropften Tränen warm auf ihre Wangen. Ihm war egal, dass die anderen ihn sahen. Für ihn war niemand außer ihm und Ziva hier.
Weinend drückte er ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die weiche Haut.
"Es tut mir leid." Die Worte liefen ihm wie Wasser über die Lippen. "Es tut mir so leid, Ziva. Ich habe dich allein gelassen. Das ist alles nur meine Schuld."
Seit Herz tat ihm mehr weh, als er es je für möglich gehalten hatte. Gerade eben konnte er spüren, wie es in seinem Inneren zerbrach.
Nichts war ihm mehr wichtig. Nur seine Partnerin, die er nun verloren hatte.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter, warm und kraftvoll.
"Sie wird es schaffen, Tony. Sie ist stark." Gibbs wich nicht von seiner Seite, bis der Hubschrauber kam und Ziva mit sich nahm. Doch der Special Agent hatte wenig Hoffnung, dass sie es schaffen würde. Bei der Menge Blut, die sie verloren hatte, standen sie Chancen nicht besonders gut. So sehr es ihn auch schmerzte, für ihn war Ziva bereits tot.
Etwas abseits saß Tony auf einem Felsen und starrte tiefe Löcher in den Boden.
"Ich hab sie geliebt, Gibbs. Weißt du? Ich hab es ihr nie gesagt, weil ich zu viel Angst hatte. Und jetzt ist es zu spät."
Er vergrub sein Gesicht in den verstaubten Händen und atmete tief ein und aus.
"Es ist nie zu spät, DiNozzo."
Die tiefe Stimme seines Bosses beruhigte Tony in keinster Weise. Für ihn stand das Ende bereits fest. Auch wenn er nicht stolz darauf war, so zu denken. Ziva lag ihm schließlich sehr am Herzen.
Der Halbitaliener wollte gerade widersprechen, doch sein Boss klopfte ihm auf die Schulter, erhob sich und wies auf einen zweiten Hubschrauber.
"Flieg mit ins Krankenhaus, Tony."
Der Special Agent nickte gedankenverloren und stieg ein.
Auf dem Flug dachte er an all die Chancen, an all die Tage, an denen er es ihr hätte sagen können. Es hatte so viele Momente gegeben, in denen er ihr seine Gefühle hätte gestehen können.
Doch er wollte nicht daran denken, was hätte sein können und was nicht. Denn das brachte Ziva auch nicht wieder zu ihm zurück. Auch wenn die kleinste Erinnerung an sie weh tat, konnte er den Gedanken an seine Israeli nicht komplett verdrängen. Das wäre nicht fair. Das würde sie auch nicht tun.

Als er im Hospital ankam, hatte er weder die Nerven, noch die Lust, sich eines medizinischen Tests zu unterziehen. Stattdessen ging Tony zum nächstbesten Fahrstuhl und fuhr ins Erdgeschoss, um sich ein Taxi zu rufen und nach Hause zu fahren.
Doch bevor es dazu kam, traf er im Eingang des Krankenhauses auf das erleichterte Gesicht seines Partners Tim McGee. Verwirrt und leicht verärgert sprach er ihn an.
"Warum bist du so fröhlich?" Der Halbitaliener konnte die Wut in seiner Stimme nicht bändigen.
"Ich bin nur froh, dass es ihr gut geht."
Tony bekam große Augen. Konnte es denn möglich sein?
"Ihr?", hakte er nach, den Hoffnungsschimmer laut in der Stimme mitschwingend.
"Hast du es noch nicht gehört...?"
Was in diesem Moment in Tony vorging, konnte man mit Worten nicht beschreiben.

Keuchend lief er die Treppen nach oben. Der dritte Stock war nah. Er hatte den Fahrstuhl nicht nehmen können, denn er war bereits voll beladen gewesen. Doch das machte ihm nichts. Er musste nur wissen, ob es wahr war.
Als er die Etage, in die er geschickt wurde, erreichte, blieb er geschockt vor einer großen Blutlache stehen. Es war der gleiche, breite See wie auf dem Dach vor einigen Stunden, wenn auch etwas kleiner.
Die Angst trieb ihm erneut Tränen in die Augen.
"Wo ist sie?", fragte er. "Meine Partnerin, Ziva David, wo ist sie?"

Er war nicht fähig etwas zu sagen, als ihn die Krankenschwester zur Seite zog und beruhigend auf ihn einredete. Erst jetzt verstand er, dass das Blut nicht zu Ziva gehörte.
Als er das hörte, begann immerhin ein winziger Teil in ihm zu glauben, dass sie noch eine Chance, zu leben, hatte. Erleichtert atmete er aus.
"Wo ist sie?" Die Frage brannte ihm noch immer wie Chili auf der Zunge. Die Krankenschwester versicherte ihm, in fünf Minuten wieder bei ihm zu sein. Wenn er daran zurück dachte, war es die längste Zeit seines Lebens.
Als sie ihn dann schließlich zu einem abgelegenen Zimmer brachte, klopfte sein Herz so laut, dass er Angst hatte, sie könnte es hören.
Nervös rieb er sich die Hände an seiner Hose ab. Was erwartete ihn wohl hinter der Tür?
Die brünette Krankenschwester schob ihn, nur mit Mühe, in den Raum hinein.
Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er auf das weiße Bett an der linken Seite sah. Ein solches Glücksgefühl hatte er noch nie zuvor erlebt.
Als er auf die schlafende Ziva zuging, hielt er es kaum noch aus und nahm ihr Hand in seine. Kurz schluchzte er auf, als er seine Stirn gegen ihren Handrücken drückte. Sie war am Leben. Das war alles, was für ihn nun zählte.

Müde öffnete Ziva ihre braunen Augen. Es schmerzte, als das gleißend helle Licht sie direkt in die Mitte traf. Schnell verschloss sie die Augen zu schmalen Schlitzen.
Nach einigen Sekunden erkannte sie einen Mann, der an ihrem Bett saß und schlief. Ein leises schnarchen ging von ihm aus.
"Tony..." Nur mit Mühe bekam sie seinen Namen über die Lippen.
Sofort schoss sein Kopf nach oben. Als hätte er darauf gewartet, ihre Stimme zu hören.
Liebevoll strich er ihr eine lockige Haarsträhne aus dem Gesicht. Noch immer schimmerten Tränen in seinen Augen.
"Es tut mit so leid, Ziva", flüsterte er leise. "Ich weiß, ich hätte bei dir sein müssen. Aber es war schon zu spät, als ich zu dir kam." Wieder rieb er sich über das Gesicht, müde von der anstrengenden Nacht, die er hinter sich hatte.
"Wie lange bist du schon hier?", lenkte seine Partnerin das Thema in eine andere Richtung.
Tony lächelte sie schief an. "Seit gestern. Die ganze Nacht also. Ich bin dir nicht von der Seite gewichen."
Er hatte Angst gehabt, dass ihr etwas in seiner Abwesenheit passieren könnte. Wäre das der Fall gewesen, hätte er das nicht verkraftet.
"Die ganze Nacht? Bist du nicht müde?" Er schüttelte den Kopf.
"Ich seh's dir doch an. Komm, leg dich her." Sie rutschte vorsichtig zur Seite und machte ihm Platz.
Ohne sie von der Bettkante zu stoßen, legte er sich neben sie. Eine angenehme Wärme umhüllte ihn, als Ziva die Decke über ihre beiden Körper warf.
"Tony?" Ihr Partner legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. "Hm?"
"Ich weiß, dass du dich verantwortlich fühlst, aber es geht mir gut. Du kannst mich nicht immer beschützen."
Er dachte noch einige Minuten über ihre Worte nach, dann schloss er die Augen.
"Ich werde trotzdem immer an deiner Seite sein."
Ein liebevolles Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.
"Ich liebe dich auch."
Und mit diesen letzten Worten schliefen sie ein, Arm in Arm.

Navy CIS - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt