Sophie P.O.VRegen prasselte gegen das Fenster meines Zimmers und befand sich somit im perfekten Einklang mit meiner Laune. Jeden Moment müsste ein Auto vor dem Haus parken und mich abholen.
Wie konnte das alles nur passieren? Vor ungefähr 1 1/2 Jahren adoptierte mich meine liebe Oma und machte mich dadurch wieder zu einem viel glücklicherem Menschen. Doch das war jetzt schon wieder vorbei.
Damals hatte ich mich auf die ganzen Gefühle eingelassen und angefangen, einer Person wieder richtig zu vertrauen und sie zu lieben. Ja, für mich fühlte es sich so an, als ob meine Adoptivoma meine richtige Oma wäre. So, als ob ich nie eine andere gehabt hätte.
Naja, hatte ich ja auch nicht. Nicht einmal an meine Eltern konnte ich mich erinnern. Ob ich Geschwister hatte wusste ich auch nicht, obwohl sie ja dann eigentlich mit mir in ein Waisenhaus hätten kommen müssen, oder? Daraus schloss ich, dass ich wohl oder übel ein Einzelkind sein musste.
"Sophie komm bitte, damit du noch etwas frühstücken kannst!"
Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Bei meinem ganzen Gedankenchaos hatte ich ganz vergessen, dass Frau Schmidt ja auch noch da war.
Ich nahm mein Handy in die Hand, was auf der Komode neben mir lag.
8:29 Uhr
Heute war Montag und somit eigentlich Schule. Aber ich hatte das Vergnügen, in irgendein Heim eingeliefert zu werden. Da wäre ich doch viel lieber ganz normal zur Schule gegangen, so wie es früher auch der Fall war. Ja..früher..
Mir stiegen wieder unbewusst Tränen in die Augen und ich befahl ihnen mit einem schweren Schlucken sie bei sich zu behalten. Ich könnte es nicht noch mal aushalten zu weinen, dafür hatte ich es schon gestern lang genug getan.
"Alles in Ordnung oder warum kommst du nicht?!"
"Ich komme ja schon!"
Ich wischte mir noch kurz mit der Hand über die Augen, bevor ich aufstand, meinen Koffer zuklappte und das Zimmer verließ.
Im Esszimmer wartete Frau Schmidt schon auf mich und warf mir einen abwartenden, aber trotzdem freundlichen, Blick zu.
"Da bist du ja endlich. Jetzt hast du leider nur noch 10 Minuten Zeit. Schaffst du das?"
Ich nickte. "Ja, ich beeile mich."
Ein Blick auf den Teller vor mir verriet mir, dass Frau Schmidt mir schon ein Brot belegt hatte. Dankbar sah ich auf, bevor ich langsam reinbiss. Vor einem Tag wie heute, hatte ich einfach kaum Appetit. Trotzdem zwang ich mich dazu, ein paar Bissen herunter zu bekommen. Für mehr war auch keine Zeit mehr.
Es klingelte an der Tür.
"Oh nein, sie sind schon da!"
"Dann hole ich mal meine Tasche.." meinte ich und wurde zunehmend nervöser.
So wie es aussah, betrat ich jetzt das letzte Mal mein schnuckeliges kleines Zimmer! Zwar war ich schon mal im Heim, aber trotzdem krauste es mich jetzt wieder ziemlich davor.
Wie würden die anderen sein? Wer würde mich gleich abholen und wohin fahren sie mich genau? Lauter Fragen wirbelten durch meinen Kopf und ich stellte meinen Koffer auf, der bis jetzt noch auf dem Boden gelegen hatte. Jetzt einfach Augen zu und durch!
Frau Schmidt wusste zwar auch nicht genau, wohin es für mich ging, aber sie sagte man müsse auf jeden Fall zwei Stunden oder mehr fahren. Das hieß auf dem Weg dorthin konnte ich mir also noch genug Gedanken machen.

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Lost Twins
Ficção AdolescenteZwei Mädchen. Ein neuer Anfang. Ein Schicksal. Annika Winters und Sophie Summers könnten auf den ersten Blick eigentlich gar nicht unterschiedlicher sein. Ihr Charakter, Aussehen und ihr Freundeskreis ist anders. Und doch haben sie viele Gemeinsamke...