Part 34

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Justins Pov

Während wir auf ihr Auto zulaufen, zieht Emily ihre Hand aus meiner und ich muss zugeben, dass mich das etwas enttäuscht. Anscheinend habe ich sie doch noch nicht so weit, wie ich dachte. Der Ärztin zu erzählen, dass Emily meine Freundin ist, war ziemlich schlau von mir. Ich kenne die Frau von früheren Zusammentreffen und mir war klar, dass sie so einen Kommentar bringen würde. Mir ist auch klar, dass sie mich nächstes Mal wieder genauso lange warten werden lässt, wie heute. Termin oder nicht. Die Frau kann mich nicht leiden. Zu oft war ich wegen Schlägereien dort. Mein Name ist kein unbeschriebenes Buch in dieser Praxis.

„Danke, dass du mitgekommen bist.", breche ich das Schweigen zwischen Emily und mir, als wir beide im Auto sitzen. Sie hinter dem Steuer und ich auf dem Beifahrersitz.

„Als deine Freundin muss ich ja schließlich auf dich aufpassen.", erwidert sie spitz, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass sie eigentlich gar nicht sauer auf mich ist, sondern nur so tut.

„Was kann ich denn dafür, dass die Ärztin komische Schlüsse zieht.", tue ich unschuldig und sie verdreht die Augen während sie den Motor startet und den Hebel auf „Drive" schiebt.

„Ja klar. Aber wirklich gestört scheint dich dieses Missverständnis ja nicht zu haben.", murmelt sie.

„Hättest es ja auflösen können." Sie weiß genauso gut wie ich, dass das die Wahrheit ist.

„Das hätte ich auch getan, wäre ich nicht am Arm so festgehalten worden, dass ich mich nicht umdrehen kann." Ihr Ernst?

„Wenn du meinst.", beende ich den „Streit" und richte meine Augen auf die Straße vor uns und weg von ihrem Gesicht.

„Ist das ok für dich, wenn ich dich nur schnell zu Hause absetze und dann direkt weiter zu Clara fahre? Ich will mit ihr wegen Ian reden." Natürlich würde ich lieber den Rest des Tages auch noch mit Emily verbringen, aber ich weiß, dass das zu viel verlangt wäre. Sie hat mich bei sich übernachten lassen und ist mit mir heute Morgen zum Arzt gefahren. Ich bin nicht in der Position, Ansprüche stellen zu können.

„Klar. Aber glaubst du wirklich, er hat es ihr gestern gesagt?", gehe ich auf das neue Thema ein.

„Ich bin mir ziemlich sicher. Warum sonst hätte er sie gebeten, ihn sofort zu treffen. Er wusste, dass du deine Klappe nicht halten würdest und wollte, dass sie es von ihm erfährt und nicht von dir."

„Warum ist er überhaupt so blöd und verschickt diese Bilder an die halbe Stadt? Was hat er sich davon versprochen?" Ich blicke echt nicht dahinter, wieso Ian das getan hat, was er anscheinend getan hat.

„Weil er Ian ist und weil er in der Situation überreagiert hat. Er war sauer auf euch und wollte euch bloßstellen."

„Und am Ende hat er sich selbst mehr bloßgestellt als irgendwen sonst." Wir biegen in unsere Straße und Emily parkt Ians Wagen in meiner Hauseinfahrt, damit ich nicht so weit laufen muss. Irgendwie süß. Sie tut so, als wäre ich kriegsverletzt, dabei habe ich nur eine verstauchte Nase.

„Danke nochmal. Hättest du echt nicht machen müssen." Ich löse den Sicherheitsgurt doch zögere damit auszusteigen.

„Wirklich kein Problem. Aber denk nicht ich hab das gemacht, weil ich ein schlechtes Gewissen dir gegenüber habe. Wegen allem. Ich hab das heute gerne gemacht. Und letzte Nacht auch." Wow. So viel Ehrlichkeit auf einmal hätte ich nicht von ihr erwartet. Vor allem jetzt, nachdem wir uns vorhin doch eigentlich schon wieder gestritten haben. Ich weiß wirklich nicht, was ich darauf sagen soll. Stille breitet sich zwischen uns aus und ich bin kurz davor, doch auszusteigen, als sie ihre Hand auf meine legt, sodass unsere Finger sich auf meinem Bein miteinander verschränken. Ein Gefühl wie tausende Stromstöße breitet sich in meinem Arm aus und ich weiß nicht ob die Stöße von meinem Herz oder von meiner Hand her kommen. Langsam drehe ich meinen Kopf um sie anzuschauen und auch sie hat mir jetzt ihr schönes Gesicht zugewandt.

„Justin mir tut das alles so unendlich leid.", beginnt sie, doch ich lege meinen Zeigefinger auf ihre Lippen um ihr zu bedeuten, dass sie das nicht zu sagen braucht. Nicht jetzt. Und vielleicht auch generell nicht. Ich weiß genau, wie sehr ihr das alles leid tut und ich weiß auch, dass es langsam mal Zeit wird, dass ich ihr endlich vergebe und sie das auch spüren lasse.

„Genau hier haben wir uns das erste Mal geküsst." Ich weiß nicht wo die Worte herkommen, aber sie sind schneller aus meinem Mund herausgeflossen, als ich darüber nachdenken kann, sie vielleicht doch zurückzuhalten. Vielleicht geht ihr das ja jetzt zu schnell. Ich möchte nicht den schönen Moment zerstören. Aber sie nimmt mir diese Angst indem sie ihre Mundwinkel nach oben zieht und sowohl mit ihrem Mund als auch ihren Augen lächelt.

„Ich weiß.", flüstert sie und ich merke, dass ich immer noch meinen Finger auf ihren Lippen liegen habe. Ich ziehe meine Hand vorsichtig zurück, doch sie greift danach und zieht mich so ein wenig näher zu sich herüber. Mein Herz pocht mir unendlich laut in den Ohren und auch ihr Puls scheint sich beschleunigt zu haben, da ihr Atem lauter und schneller ist als sonst. Ich löse meine rechte Hand von ihrer und lege sie stattdessen an ihre Wange um ihr Gesicht zu halten. Sie drückt ihren Kopf in meine Hand und ich bin froh darüber, dass ich mich eben abgeschnallt habe, weil ich mich so leichter zu ihr hinüber lehnen kann. Unsere Lippen treffen sanft aufeinander und ich spüre ihre Hand in meinem Nacken als sich das Feuer immer weiter in meinem Körper ausbreitet. Irgendwie schafft sie es, sich abzuschnallen und zu mir rüber auf den Beifahrersitz zu rutschen. Jetzt sitzt sie auf meinem Schoß und hält mein Gesicht in ihren Händen, während unsere Küsse immer intensiver werden und ich mir wünsche, dass dieser Moment für immer hält.


From Love to Hate? (FHtL Pt2) zur Zeit unterbrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt