From Love to Hate? (FHtL Pt2) zur Zeit unterbrochen

Part 16

Justins Pov

„Ich versteh einfach nicht, wer das gewesen sein kann. Für mich macht es einfach keinen Sinn. Wenn derjenige mein Handy klauen wollte, hätte er es nicht bei dir liegen gelassen. Und wenn er auf Beweise aus war, muss er vorher irgendetwas gewusst haben. Aber wer bitte hatte denn einen Verdacht, was uns betrifft?" Clara denkt immer noch darüber nach, wer die Screenshots verschickt haben kann, während ich eigentlich nur an Ian und unsere Freundschaft denke.

Und auch an Emily. Irgendwie. Wobei ich das nicht will und versuche diese Gedanken nach ganz hinten zu verbannen. Ihr gegenüber brauche ich nun wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie hat mich schließlich zuerst hintergangen und das in einem viel größeren Maß. Der einzige, wegen dem ich mich schlecht fühlen darf, ist Ian, doch ich schaffe es nicht, Emily gegenüber meine Gefühle abzuschalten.

„Hör auf dir den Kopf zu zerbrechen. Wahrscheinlich werden wir niemals herausfinden, wer das war. Es bringt doch nichts, wenn du jetzt deine Zeit mit sinnlosen Überlegungen verschwendest.", versuche ich Claras Gedanken zu beruhigen, erreiche jedoch das Gegenteil.

„Wenn ich nicht darüber nachdenke, muss ich darüber nachdenken, was ich Ian und Emily angetan habe und da ist dieses sinnlose Überlegen eindeutig das kleinere Übel.", sie wirft mir einen giftigen Blick zu und lässt mich verstummen. Schließlich weiß ich ganz genau, dass sie Recht hat. Wir beide haben ordentlich Scheiße gebaut und jetzt nicht die geringste Ahnung, wie wir das wieder in Ordnung bringen sollen. Um ihr zu bedeuten, dass ich sie verstehe und ähnlich empfinde, lege ich im Laufen meinen Arm um ihre Taille. Ich versuche mir sie als meine Freundin vorzustellen, doch scheitere. Immer wieder drängt sich Emily in mein Unterbewusstsein und sorgt dafür, dass es sich seltsam anfühlt, so neben Clara herzulaufen. Abgesehen davon bin ich mir mittlerweile aber auch sicher, dass meine Gefühle für sie nicht über Freundschaft hinaus reichen. Allerdingst bin ich mir nicht so sicher, was ihre Gefühle für mich angeht. Sie scheint mehr für mich zu empfinden, als ich jemals gedacht hätte.

Mittlerweile haben wir den Italiener erreicht, bei dem wir gemeinsam essen wollen. Obwohl uns beiden eigentlich überhaupt nicht nach Ausgehen zu Mute ist, haben wir noch weniger Lust dazu, jeder alleine bei sich zu Hause zu sitzen und in seinen Gedanken und Schuldgefühlen zu ertrinken. Ich öffne die Tür, sodass Clara vor mir hineingehen kann. Das Restaurant ist sehr groß und der Raum erstreckt sich um mehrere Ecken, sodass man nicht alle Gäste sehen kann, wenn man es betritt. Wir entscheiden uns jedoch für einen Platz direkt neben dem Eingang.

Emilys Pov

Jer und ich haben es uns angewöhnt, bei unserem Lieblingsitaliener immer bis in die hinterste Ecke des riesigen verwinkelten Raums hindurchzulaufen, und dort auch unseren Stammtisch. Der Kellner, der für diese Ecke zuständig ist, erkennt uns sofort wieder und reicht uns mit einem strahlenden Lächeln die Karten.

„Lange Zeit nicht gesehen, Senorina.", begrüßt er mich, klingt dabei jedoch keineswegs vorwurfsvoll. Ich lächle zurück.

„Ich bin zum Studieren nach Toronto gezogen. Aber jetzt, wo ich zu Besuch bin, kann ich mir ja eure tolle Pizza nicht entgehen lassen.", antworte ich und der Kellner lacht. Nachdem er die Bestellungen entgegen genommen und uns alleine gelassen hat, lehne ich mich über den Tisch zu Jer hinüber.

„Wie läuft es zwischen Luke und dir? Tut mir leid, dass wir immer nur über mich und meine Probleme reden.", frage ich und fühle mich schlecht, weil ich merke, dass ich mich im Moment eigentlich überhaupt nicht für seine Beziehung interessiere, sondern darauf brenne mit ihm mal wieder über mich, meine Fehler und meine Probleme zu reden. Vielleicht haben Clara und Justin ja Recht und ich bin eine egoistische Bitch. Zum Glück merkt mir Jeremy jedoch das Desinteresse nicht an und beginnt strahlend über Luke zu berichten. Die beiden sind zusammen gezogen und studieren gemeinsam am Community College mit Ian, Justin und Clara. Es gab auch in ihrer Beziehung schon ein paar Tiefpunkte, aus denen sie jedoch immer wieder einen Weg nach oben gefunden haben und im Allgemeinen sind sie unendlich glücklich zusammen.

Als er so vom College Leben erzählt, merke ich, wie sich das verhasste Gefühl der Eifersucht wieder anbahnt. Es ist nicht einfach, als einziger aus seinem Freundeskreis in einer anderen Stadt zu studieren. Eigentlich dürfte ich mich nicht beschweren, da ich eindeutig an der besseren Schule bin. Aber es tut weh, zu sehen, wie glücklich meine engsten Freunde doch ohne mich sind und wie viel sie in den letzten Monaten ohne mich alle gemeinsam erlebt haben. Es scheint fast so, als wären alle Probleme erst jetzt aufgetreten, als ich zurückgekommen bin. Das versetzt mir einen Stich ins Herz, doch ich versuche meinen Schmerz mit einem Lächeln zu überspielen und Jeremy denkt wohl wirklich, dass ich aufmerksam zuhöre. Weil ich es irgendwann nicht mehr aushalte, unser Essen jedoch auch immer noch nicht da ist, entschuldige ich mich und laufe zur Toilette. Ich brauche einen Moment für mich. Einen Moment, in dem ich meine Maske fallen lassen kann.

Justins Pov

Wir warten lange auf unser Essen und da wir beide nicht in der besten Stimmung sind, wird unsere Unterhaltung immer gereizter. Außerdem drehen wir uns mit unseren Überlegungen immer wieder im Kreis. Wir wissen nicht, wer die Screenshots verschickt haben kann und noch weniger wissen wir, wie wir das alle wieder in Ordnung bringen können. Oder ob überhaupt.

„Scheiße, warum hab ich dir diesen Mist denn überhaupt geschrieben?", beschwert sich Clara und ich nicke.

„Wir waren einfach blöd. Aber ich war verletzt und du hast dich in deiner Beziehung zu Ian nicht so wohl gefühlt, wie zu Anfang.", entgegne ich, doch sie schüttelt den Kopf.

„Du weißt selber, dass das keine Ausrede ist."

„Hast ja Recht. Ich geh mal auf Toilette. Die lassen sich ja ewig Zeit hier mit dem Essen.", sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt, obwohl ich eigentlich überhaupt nicht zur Toilette muss.

„Ja. Wenn das noch viel länger dauert, kriegt der Kellner was zu hören.", sagt Clara pampig und ich verschwinde vom Tisch in Richtung WC.