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Was wäre wenn? Diese Frage habe ich mir früher nie gestellt. Es gab für mich immer nur ein Ziel und das habe ich mit Eifer verfolgt. Bestimmt war oder ist das verrückt. Für mich war das normal. Und jetzt? Jetzt ist das die einzige Frage die ich mir Stelle. Was wäre wenn, wenn ich niemals Eric begegnet wäre, er nicht meine Nummer bekommen hätte, ich mich nicht in ihn verliebt hätte, er mir nicht das Herz gebrochen hätte, ich nicht weggerannt wäre, der Motorradfahrer nicht da gewesen wäre. Was wäre dann? Wäre ich dann glücklicher? Wäre ich dann besser dran? Hätte ich dann solche netten Freunde wie Cat, Nicholas und Jakob? Hätte ich einen Jungen der mir nicht mehr aus dem Kopf geht? Wäre mein Leben besser? Abgesehen von den Schmerzen die ich jetzt habe durch den Unfall. Ich habe mir kurz vor dem Crash gedacht, dass ich führ Eric sogar sterben würde, aber wäre das die Lösung? Ich weiß es nicht und wenn ich so darüber nachdenke glaube ich nicht.

Es sind mittlerweile acht Tage vergangen, in denen Ich im Krankenhaus lag und Besuch bekommen habe. Von allen. Außer von Eric. Sie meinten er hätte zu tun. Aber er hat mir hundertmal geschrieben und mich viermal angerufen. Von alle dem, habe ich nichts beantwortet. Mein verlangen nach ihm ist groß und ich fühle mich leer und einfach kaputt. Mittlerweile bin ich wieder in meinem Zimmer am Campus und langweile mich zu Tode. Ich bekomme ständig Nachrichten von Jakob wo er fragt wie es mir geht. Auch Cat schreibt, wenn sie nicht bei mir ist. Aber ich antworte keinen von beiden. Stattdessen spiele ich Klavier und lasse mich fallen. Fallen, in ein Lied was ich mehrmals wiederhole und dabei an nichts denke, außer an die schönen Momente mit Eric und wie er mich festhielt. Wie ich gespielt habe und er eingeschlafen ist. Wie er mich an der Taille angefasst hat. Wie er lächelt und das, so habe ich das Gefühl, ständig. Wie seine Grüppchen immer Tiefer werden bei jeder Bemerkung die ich mache. All die schönen Momente sammeln sich und vereinen sich zu einem Stück. Meine Finger springen über die Tasten und im Nu bin ich fertig und fange erneut an. So lange bis ich nicht mehr kann und meinen Kopf auf die Tasten sinken lasse. Einzelne Strähnen fallen mir ins Gesicht und ich atme tief ein und aus. Zum ersten Mal seit acht Tagen fühle ich mich weder einsam, noch leer oder Kraftlos. Ich erinner mich an meine Freundin Grace aus der Grundschule. Nie habe ich auch nur ein Wort über sie verloren, da sie nervig war, aber sie hat mir gezeigt wie es ist abzutauchen in eine andere Welt. Alles um sich herum zu vergessen und das nur mit Büchern. Ich habe es immer wieder versucht, konnte mich jedoch nie dafür begeistern. Jetzt greife ich diese Möglichkeit wieder auf. Vor ein paar Monaten habe ich einmal ein Buch gelesen es hieß Pride and Prejudice. Ich konnte damals das erste Mal eintauchen. In eine alte englische Geschichte voll Liebe und Hass. Das Buch erinnert mich auf einmal an mich und Eric. Er ist der, den alle haben wollen und ich bin die, die ihm nachsieht und weiß, dass sie ihn niemals bekommen wird. Leider finden in meiner Geschichte beide am Ende zu einander. Ganz im Gegenteil zu Eric und mir anscheinend. Ok, nach dem Unfall hat er sich Sorgen um Mich gemacht, aber würde das nicht jeder machen? Ich brauche Klarheit damit ich nicht mehr so verwirrt bin. Ich stehe auf und gehe wie hypnotisiert zu einer meiner noch nicht ausgepackten Kisten und wühle mich durch Schulbücher und Noten. Ich verstreue fast den gesamten Inhalt der Kiste auf dem Boden um das Buch zu finden, was meine jetzige Situation so gut schildert. Ich möchte wieder eintauchen in die Geschichte von Elizabeth und ihrer großen Liebe Mr. Darcy. Endlich, nach mehrerem Niesen wegen des Staubs hole ich Pride and Prejudice hervor und puste über den Buchdeckel. Ich setzte mich aufs Bett und beginne zu lesen...


Before LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt