Ohne Titel Teil6

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5.

Am nächsten Morgen wache ich noch vor dem Wecker klingeln auf. Es ist fast sechs. Ich taumel zu meinem Schrank und hole meine Kosmetiktasche raus. Als erstes muss ich jedoch die Duschräume aufsuchen. Endlich, nach mehrfachem hin und her, finde ich die Tür und muss feststellen, dass nicht nach Jungen und Mädchen getrennt wurde. Aber nach meinem momentanen hygienischen Zustand wird es höchste Zeit. Als ich an mehreren Kabinen vorbeikomme die zu sind, finde ich schließlich eine freie. Ich stelle alles ab und fange an, den Hahn aufzudrehen. Doch wie es mal wieder kommen musste, trete ich blöd auf und rutsche aus. Ich versuche mich an etwas festzuhalten und das einzige was ich zu fassen bekomme ist der Duschvorhang. „Autsch" rufe ich und liege quer auf dem Gang. Als ich gerade versuche aufzustehen und peinlicherweise wieder ausrutsche, höre ich eine Stimme aus einer Kabine. Der Vorhang schiebt sich zu Seite und heraus tritt ausgerechnet Eric. Na super, und ich liege hier mitten auf nassen Fliesen, bekleidet nur mit einem Duschvorhang. „Also den Fußboden putzt eigentlich schon unsere Putze, aber du kannst sie gerne um einen Job bitten". Er prustet los und kommt auf mich zu. Um seine Hüften ist ein Handtuch geschlungen und seine Haare sind feucht. Mehr als ein klägliches Lächeln bringe ich nicht hervor. „Schon gut, kein Grund sich zu schämen. Meiner Oma passierte das ständig", und wieder fängt er an zu lachen. Diesmal noch lauter als zuvor. Jetzt reicht es mir. Es war keine Absicht und außerdem tut es höllisch weh. „Haha, sehr lustig. Hast du es dann?" sage ich mit ernster Miene. Das Letzte was ich jetzt brauche ist jemand, der mich auslacht wegen so einer Lappalie. Sein Gesicht schlägt plötzlich um, in einen fürsorglichen Blick. So schnell habe ich noch nie einen Stimmungswechsel gesehen. Aber das ist mir egal. Ich muss zum Arzt, denn ich befürchte, dass es mehr als nur ein blauer Fleck wird. Ich richte mich auf, nehme hastig meine Sachen und humple Richtung Tür. „Tut mir Leid, das ich deine Show nun beende, aber ich habe echt besseres zu tun als mir von irgendjemandem dumme Sprüche anzuhören. Erinnere mich das nächste Mal, wenn du ausrutschst daran, dass ich dir ein paar blöde Dinge an den Kopf werfe.

Mit diesen Worten verlasse ich den Waschraum und renne regelrecht zu meinem Zimmer. So wütend war ich schon lange nicht mehr und so geflucht, habe ich auch lange nicht mehr.

Endlich erreiche ich mein Zimmer und stürme hinein. Mein Handgelenk tut weh und ich bin klatsch nass. Heute werde ich definitiv kein Seminar besuchen. Ich beschließe mich anzuziehen und zum Arzt zu gehen. Als ich fast fertig bin, klopft es an der Tür. Ich bete das es nicht Eric ist, doch genau da öffnet sich die Tür und er kommt herein. „Was willst du?" frage ich, immer noch sauer auf ihn und um meine Wut zu verbergen, drehe ich mich weg von ihm. „Das wegen eben,...das tut mir Leid". Ich schnappe nach Luft und antworte dann „Ach Quatsch!"

„Nein, wirklich! Ich sage manchmal Sachen, die ich eigentlich nicht so meine."

Nun drehe ich mich um und sehe in seine Augen. Sie sehen besorgt aus. „Ist schon Ok" seufze ich und als ich meine Tasche aufheben will, schmerzt meine Hand und ich jaule auf. „Hast du dir was bei dem Sturz getan?"

„Nein, also naja, Ja". Ich senke wieder meinen Blick. „Dann musst du zum Arzt." -Ach was, toll mitbekommen, Schlaumeier- sagt eine Stimme in mir. Aber ich reiße mich zusammen um nicht vor Schmerzen in Tränen auszubrechen. „Das habe ich bereits vor", meine Stimme ist wackelig und ich weiß nicht, wie lange ich noch so standhaft mit ihm reden kann. „Ich fahre dich" sagt er schnell und kommt auf mich zu. „...Das bin ich dir nun wirklich schuldig". Mit einem nicken gehe ich zur Tür und raus auf den kleinen Parkplatz. Er folgt mir mit leichtem Abstand.


Before LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt