13.
„Wenn sie mit dem mikroskopieren fertig sind können sie ihre Sachen packen und den Saal verlassen", meint unser Professor der seit kurzem eine Brille trägt. Ich muss sagen, sie sieht etwas seltsam aus, aber ich mochte noch nie wirklich Brillen. Jakob umarmt mich zum Abschied und verlässt rasch den Raum, da er noch zu einem Geburtstag muss. Ich laufe etwas orientierungslos durch die Gänge und stecke mir schließlich Ohrenstöpsel rein. Mein Schritt passt sich der Musik an und irgendwann tanze ich förmlich mit. Als ich auf meine Handy Uhr schaue ist es erst fünfzehn Uhr. Ich beschließe mir noch etwas zu trinken zu holen und dann meinen restlichen Tag im Zimmer zu verbringen. Ich schlendere durch die Stadt und bleibe an einigen Geschäften stehen. Nächstes Wochenende muss ich unbedingt mit Cat hierher Shoppen gehen. Eigentlich mache ich das nicht so, aber Mom meint immer, das eine Frau sich auch mal etwas gönnen muss. Nachdem ich mir einen Kaffee geholt habe ist es noch nicht all zu spät und ich beschließe mir die Stadt noch etwas genauer anzuschauen. Mir fällt auf, dass es hier echt jede Menge Clubs gibt. An einem NachtClub bleibe ich stehen. Er trägt die Aufschrift Safe the Sound. Irgendwie erinnert mich der Name an das Lied Safe & Sound. Ich entdecke ein gelbes Plakat was neben dem Eingang hängt. Darauf steht, dass heute Abend eine Show stattfindet und der Eintritt ist frei. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, denn ein bisschen Spaß würde mir jetzt super gut tun. Ich schnappe mir ein kleines Infoblatt was in einer Kiste darunter verlegt ist und mache mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Nach fast zwanzig Minuten Fußmarsch entscheide ich mich doch für ein Taxi und das bringt mich schließlich zum Campus. Als ich in mein Zimmer stolpere sitzt Cat auf dem Bett und scheint, ihrer Miene nach zu schlussfolgern, zu lernen. „Hey!", begrüße ich sie, aber es kommt keine Antwort. „Heute Abend ist eine Show im Safe & Sound, hast du Lust mitzukommen. Ich hatte vor zu gehen...". Jetzt schaut Cat endlich auf von ihren Mitschriften und mustert mich. Sie legt den Kopf schief und meint dann, „Safe the Sound!"
„Oh, meine ich doch. Also, gehst du auch?"
„Mh, wahrscheinlich." Sie wendet sich wieder ihrem Hefter zu und kramt nebenbei ihr Handy raus. Dann fängt sie an wie eine wilde Nachrichten zu tippen und ich beschließe, nicht weiter auf ihr Kommentar einzugehen. Stattdessen lege mich aufs Bett und surfe ein bisschen im Internet. Plötzlich, erreicht mich eine Nachricht und mein Display leuchtet hell auf. Mich durchzieht ein schauer, als ich sehe, dass die Nachricht von Eric ist.
Wir müssen reden...steht in der Nachricht. Was? Jetzt? Nein! Ich hatte mir fest vorgenommen, zu dieser Party zu gehen und daran kann er mich jetzt, ganz besonders nicht jetzt hindern. Also schreibe ich- Nein, ich habe schon etwas vor..., Innerlich klopfe ich mir auf die Schulter, aber ich weiß, dass das nicht von langer Dauer sein wird. Jedoch kann ich mir darüber jetzt am Wenigsten den Kopf zerbrechen, da es schon fast sechs ist und ich mich für die Party fertig machen muss. Als ich rüber zu Cat's Bett schiele, schläft sie tief und fest. Deshalb werde ich sie natürlich nicht wecken. Ich gehe rüber zu meinem Schrank und krame mein bestes Kleid raus. Es hat einen weißen Gürtel um die Taille und ist bestickt mit Rosen. Der Stoff ist leicht und fällt hinten ein wenig länger als vorne. Meine Haare locke ich mir und stecke sie locker hinten hoch, wobei ich zwei Strähnen vorne rausfallen lasse. Dann ziehe ich mir noch schwarze Sandaletten an und schminke mich dezent. Eigentlich könnte ich damit perfekt zu einer Strandparty gehen. Mittlerweile ist es schon fast acht Uhr und ich sollte mich auf den Weg machen. Ich packe meine Handy noch schnell in meine kleine Tasche, die eine kleine Schleife ziert und renne förmlich aus dem Zimmer um den Bus nicht zu verpassen.
Fast habe ich den Campus verlassen, da halte ich an und mache auf dem Absatz kehrt. Ich habe mein Geld vergessen. Mist, ich schlage mir innerlich selbst auf den Po.
Als ich ins Zimmer stürme, ist zu meinem Entsetzten jede Menge Besuch da. Eric fällt mir sofort auf! Außerdem noch zwei Studentinnen die ich mal in der Pause gesehen habe. Den anderen Jungen kenne ich jedoch nicht. Er ist groß, schlank und hat blondes Haar. Seine tief blauen Augen sind so faszinierend, dass ich nicht aufhören kann, ihn anzustarren. Dann wird mir bewusst, dass ich auch angestarrt werde.
„Sorry, ich hab was vergessen", keuchend laufe ich zu meiner Schublade und krame mein Portemonnaie hervor. Dabei werde ich nicht aus den Augen gelassen. Bis auf Eric - war ja klar- fügt mein Unterbewusstsein hinzu. Er starrt auf seine Schuhe, als wären sie das Highlight des Abends.
„Cat!? Du hast uns ja gar nicht gesagt, das du 'ne Hippie Trulla als Mitbewohnerin hast", meint das eine Fremde Mädchen lachend. Okay, die ist bei mir unten durch. Definitiv!
Sie hat mittellanges, braunes Haar welches aufwendig zusammen gesteckt ist. Ihrem Outfit nach zu urteilen will sie heute Abend Männer aufreißen. Viele Männer. Aber das alles interessiert mich nicht. Außer, dass sie mich als Hippie Trulla bezeichnet hat. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu und baue mich vor ihr auf. Da sie sitzt, ist das nicht sichtlich schwer. „Lieber bin Ich eine Hippie Trulla als eine selbstgefällige Schlampe wie Du!". Sie starrt mich an und für einen Moment entweicht ihr die Farbe aus dem Gesicht. Doch sie fängt sich schnell wieder und macht eine abwertende Geste. Ich wage einen Blick nach links zu den beiden Jungs und merke zu meinem erneuten staunen, das sie mich verdattert anschauen. Sogar Eric hat es geschafft, seinen ach so tollen Kopf an zu heben, um das Specktakel zu verfolgen. War ja klar, Sachen wo er nicht involviert ist, die schaut er sich gerne an. Dieser Gedanke lässt mein Blut kochen und ich werfe ihm einen bösen Blick zu, worauf ich noch ein „Was?!" hinzugebe ,um meine Wut zu unterstreichen. Nach einigen Sekunden wende ich meinen Blick von den beiden starrenden männlichen Wesen ab und schaue zu Cat. Was hat sie nur für Freunde? Die Frage bekomme ich sofort beantwortet. „Sorry, die sind eigentlich alle voll in Ordnung. Nur ein wenig aufgeregt wegen der Party" ,sagt sie grinsend. Das darf nicht wahr sein -Doch ist es , sagt mein Unterbewusstsein. In dem Moment fällt mein Blick auf die weiße Wanduhr. Zehn vor Acht. Shit! Der Bus ist sowas von weg.
Eric hat mein Blick anscheinend verfolgt und meint besserwisserisch „Der Bus ist schon weg...". Ach nee, das hätte ich jetzt ja gar nicht gedacht. „Was du nicht sagst!" ,sage ich genervt und verdrehe die Augen. „Du kannst bei uns mitkommen" ,wirft Cat freundlich ein, da sie die angespannte Stimmung bemerkt. „Dann lauf ich" ,sagt Eric und setzt sich in Bewegung. Nach wenigen Schritten schließt sich die Tür und Stille breitet sich aus. Cat klatscht sich auf die Oberschenkel und steht auf. „Gut dann sind wir ja nur noch fünf."
„Vier" , flüstere ich fast und bin über meine eigene Antwort überrascht. Mehrere verdutzte Blicke treffen mich und mir fällt auf, wie der blonde Junge mich skeptisch ansieht. Jedoch kommentiert er meine Antwort nicht, sonder wendet sich an Cat, „Also können wir dann mal los. Wie wir sehen hat die Süße keinen Bock mit uns zu fahren". Süße? Ich verschränke die Arme und blicke ihn verwirrt an. „OK, dann sehen wir uns später auf der Party!". Endlich erheben sich auch die beiden Mädchen und alle verlassen den Raum. Wow, das ganze muss ich erst mal sacken lassen. Auf die Party habe ich keine Lust mehr und beschließe deshalb, mir bequemere Sachen anzuziehen.
Nachdem ich in meine Jogginghose und einen weißen Pullover angezogen habe, mache ich mich auf den Weg zu den Waschräumen, um mich Bettfertig zu machen. Doch da komme ich nicht an, denn plötzlich greift eine Hand aus dem dunklen nach meinem Mund. Ich gebe instinktiv einen Schrei von mir. Doch merke schon bald, dass das nichts bringt. Also gebe ich auf und schließe die Augen, in der Hoffnung, das alles gut wird.
Nach mehreren Sekunde wird mein Gedächtnis stutzig. Geruch nach Lavendel? Starke Hände? Eric!
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Before Love
RomanceEin Gefühlskarusel, welches dich in seinen Bann zieht. Eine Mischung aus Liebe und Wut.