Kapitel 2* Flughafen

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"...und die wissen wenigstens, wann man die Klappe hält"

"Woh, ruhig, sollte ja auch kein Angriff auf deine Familie sein."
"Ach?! Und was sollte dass dann werden? Ein Kompliment etwa? Ich sag Ihnen mal was: Ihr Job ist es zu fahren, nicht zu flirten, also nehmen Sie diese Aufgabe bitte ernst." Mit diesen Worten kassiere ich das Gejohle meiner Brüder, die nebenbei wohl doch unser Gespräch verfolgt haben. Das ringt auch mir ein kleines Lächeln ab.

Die restliche Fahrt verläuft ruhig, wenn man mal das Lachen der beiden auf dem Rücksitz ignoriert. Ein paar Mal fahren wir noch irgendwo ab, dann sieht man auch schon die ersten Taxis die am Rand auf ihre nächsten Kunden warten. Mein erster Gedanke "Hoffentlich haben die nächsten nicht das selbe Pech und werden schamlos angegraben." Doch dann wird mir bewusst, dass dieser Flughafen die letzte Station vor Deutschland ist, also gibt es echt anderes worauf ich meine Gedanken lenke...

Mit unserem Gepäck im Schlepptau betreten wir das Gebäude vor uns und ich blicke in die Einkaufsallee. Keine zwei Sekunden später kommt uns Susan entgegen. Sie wirft sich Luc um den Hals und er nimmt sie behutsam in den Arm. Max und ich stehen etwas betreten daneben.

Ich habe mich getäuscht, als ich dachte, nichts kann seine gute Laune trüben. Ich habe aber auch nicht mehr daran gedacht, was es für ihn bedeutet. Er muss seine Freundin zurück lassen, Susan, mit der er schon zwei Jahre zusammen ist. Ich schaue auf meine Uhr. Wir haben noch Zeit, also gehen Max und ich zu dem 20 Meter entfernten Bäcker und holen uns einen Kaffee to go und Donuts. Wir entschließen uns dann aber doch dazu, uns an einen der Tische zu setzen.

Klar, Lucs Freundin ist da, um sich zu verabschieden, Max hat einen Kumpel eingeladen auf einen Kaffee vorbei zu kommen und ich, ich habe es zwar allen meinen Freundinnen gesagt, aber ich weiß das keine einzige kommen wird. Es ist nicht so, dass sie schlechte Freundinnen sind, aber wir haben uns letztes Wochenende getroffen, einen schönen Tag zusammen verbracht und das wars. Ich meine, hatte ich schon erwähnt, dass unser Flug um 7:30 geht und ich deshalb seit 03:00 auf den Beinen bin? Echt der Horror.

Einige Minuten später gesellen sich auch Susan und mein Bruder zu uns. Ihr trauriger Blick, seine Hand, die sich um ihre klammert, das alles spricht Bände. Klar, Luc freut sich zwar auf Deutschland und auf die Zeit mit Louis, aber sie zurück zu lassen ist trotzdem nicht leicht für ihn.
***
Gemeinsam geben wir unsere Koffer ab, aber wir haben noch ca. eine Stunde bis wir einchecken müssen, also schlendern wir ein bisschen hin und her. Später kommt dann Jack, der Kumpel von Max zu uns. Das alles ist doch irgendwie ein reines Trauerspiel. Susan heult jetzt schon seit fünf Minuten und langsam geht sie mir echt auf den Senkel... ich weiß es ist nicht besonderst nett, aber ich drehe mich zu ihr um und sage:
"Susan, ich weiß, dass du ihn liebst, aber willst du das er sein ganzes Leben lang in London hängt und nie neue Länder sieht? Und jetzt hör auf zu flennen!"
Luc sieht mich geschockt an, aber das ist mir so egal, außerdem höre ich Jack aufhusten, weil er sich das Lachen einfach nicht verkneifen kann. Max hält mir seine Hand zum High Five so hin, dass es die beiden hinter uns nicht sehen und ich schlage ein.

***

Als die Durchsage kommt, die uns auffordert einzuchecken, fängt das große Geheule wieder an. Ich rolle genervt mit den Augen und schließe Jack kurz in die Arme.
"Pass auf die beiden auf",flüstert er mir lächelnd ins Ohr und ich halte ihn eine Sekunde fest.
"Ich werds versuchen."

Max und ich sind bereit los zu gehen, also packe ich Luc kurz am Arm und ziehe ihn einfach mit, erstmal weg von Sue, rein in die Menschenmenge. Dort bleibe ich stehen, ziehe mein Ticket aus der Jackentasche und schaue mir die Bezeichnung unseres Gates nochmal an. Meine verplanten Brüder hingegen, scheinen keinen Plan zu haben, was sie jetzt machen sollen. Tja, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Schnell habe ich dann auch den Weg gefunden.

Bei der Sicherheitskontrolle kommt dann das nächste Problem auf uns zu, denn bei Luc piepst dieses Ding und so läuft er locker vier mal durch. Das er das Armband, dass Susan ihm geschenkt hat, in seiner Hosentasche hat verschwinden lassen, kann er sich ja auch keine fünf Minuten merken, oder?

Als wir die Flugtickets auf dem Weg zum Flugzeug vergleichen, steigt meine Wut auf unsere Eltern nochmals. Und wer glaubt, dass das in dieser Situation nicht mehr möglich ist, doch ist es. Sie haben es noch nicht mal geschafft, uns drei Plätze nebeneinander zu buchen. Klar wollen die Jungs zusammen sitzen und so bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf den Platz am anderen Ende des Flugzeugs zu setzen.

Wahrscheinlich sind Max und Luc sogar froh, dass sie sich nicht mit meinen Launen herumärgern müssen. Außerdem ist Luc sicher noch sauer wegen der Sache eben. Da wir erstaunlich schnell eingecheckt hatten, dauert es noch unglaublich lange, bis die meisten Sitzreihen voll sind und ich beginne innerlich zu jubeln. Bis jetzt scheint sich niemand auf den Platz neben mich zu setzten, was mir gerade recht ist.

Eingeengt zwischen der Flugzeugwand und einem dicken schwitzenden Mann , wird der Start bestimmt nicht weniger schlimm werden, als er ohnehin schon ist. Doch zu früh gefreut. Denn zehn Minuten vor dem Abflug kommt der letzte Passagier abgehetzt in das Flugzeug gehechtet und steuert direkt auf meine Sitzreihe zu.

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So Leute, ich bin hundemüde, aber ich hab gesagt es kommt Montags ein neues Kapitel(hatte ich das überhaupt schon gesagt?), also kommt es auch noch Montags. Ich glaub das bin ich den 10 Lesern irgendwie schuldig. Aber jetzt leg ich auch gleich mal mein Handy weg.
Gute Nacht :)

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