Kapitel 5* Tränen sind keine Schande

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Ich spüre wie sich etwas unter meinem Kopf bewegt und keine halbe Minute später bin ich hell wach.
"Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken. Wir sind aber gleich auch da."
"Wo sind wir?" Mein Gehirn kann diese Informationen gerade nicht richtig ausarbeiten. Alles kommt mir verdreht und durcheinander vor.
"Wir landen gleich und ich habe dich ausversehen aufgeweckt." Seine Stimme dringt ganz nah an mein Ohr und dann merke ich, dass ich nicht gerade sitze, sondern nach links geneigt an etwas angelehnt. Ich drehe meine Kopf, schaue leicht zur Seite und sitze plötzlich kerzengerade in meinem Sitz.

Ich weiß jetzt wieder, dass ich im Flugzeug auf dem Weg nach Köln bin und soweit ich ihn richtig verstanden habe, sind wir bald da. Was mich jedoch aufschrecken gelassen hat, ist die Tatsache, das mein Kopf auf der Schulter meines Sitznachbarn geruht hat, als ich aufgewacht bin. Ich will vielleicht lieber nicht wissen wie lange ich so geschlafen habe.

Mir fällt ein, dass er auf eine Antwort warten könnte und so setze ich wiedereinmal zu einer Entschuldigung an.
"Es braucht dir ja nicht Leid tun, also eigentlich tut es mir Leid, schließlich habe ich, also naja... ähm, tut mir leid, dass ich dich als Kissen benutzt habe? " Es klingt eher wie eine Frage und mir ist bewusst wie bescheuert sich das anhört.

"Du hast geweint." Es ist eine einfache Feststellung und trotzdem bringt sie mich völlig aus dem Konzept.
"Wie bitte?"
"Du hast im Schlaf geweint, ich dachte das wüsstest du vielleicht gerne." Er sagt es mit einer solchen Gelassenheit und so sanft, dass seine Stimme mich zusätzlich verwirrt.

Ich schaue auf seine Schulter und tatsächlich ist ein kleiner nasser Fleck zu erkennen.
"Oh... dein Tshirt.." ist das einzige was ich heraus bekomme.
"Das macht doch nichts. Jeder braucht mal eine Schulter zum anlehnen, da muss man auch mal nasse Tshirts in Kauf nehmen." Ein Lachen verlässt seine Lippen.
"Ja, aber wir kennen uns nicht und.... und ich habe gerade im Schlaf dein Tshirt vollgeheult..."
"Jetzt übertreib aber mal nicht, " sagt er mit leicht spielerisch neckemden Unterton und blickt mich lächelnd an.
"Es war ja nur meine Schulter und außerdem sind Tränen nichts wofür man sich schämen muss. Ich schätze mal nicht, dass du ohne Grund mein Oberteil in Mitleidenschaft gezogen hast, also ist das völligst in Ordnung. Ich bin übrigends Dario."

Langsam entspanne ich mich wieder etwas. Ich atme einmal tief ein und aus, bevor ich sage:
"Ok Dario, kann ich dich als Entschädigung auf einen Kaffee einladen, wenn wir dieses Höllengefährt hier verlassen haben? "
"Nein, ich wäre...
In dem Moment unterbricht ihn die herzallerliebste Stimme der Stuardess, die ihren auswenig gelernten Text übers Landen in Englisch und anschließend in Deutsch hinunter rattert.

Es wird mir sicher schwer fallen ab jetzt nur noch Deutsch zu sprechen. Klar, dadurch dass meine Verwandten hier wohnen und meine Uroma wohl in Deutschland geboren ist, bin ich zweisprachig aufgewachsen, aber im Studium, wie auch Zuhause habe ich es die letzten Jahre einfach nicht gebraucht.

Dario führt seine Antwort nicht weiter fort, denn er ist gerade dabei an seinem Sitz verschiedene Sachen wieder gerade zu stellen. Aber seine Antwort lautet anscheinend sowieso 'Nein'. Schade eigentlich... obwohl, vielleicht ist es besser so. Ihn einzuladen war eh eine eher spontane Entscheidung und sowas bereut man ja im Nachhinein bekanntlich.

Wieder kralle ich meine Finger in die Armlehnen, wobei ich diesmal darauf achte, dass ich nicht wieder seinen Arm dazwischen habe. Ich spüre den Druck der sich über mein Trommelfell legt und bemerke den sanften Blick, der auf mir ruht. Mir ist klar, dass dieser Dario gehören muss, doch ich kann mich nicht weiter darauf konzentrieren, da in dem Moment ein Ruck durch die Maschine geht. Wir sind gelandet! Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen!

Die große, breite Erleichterung macht sich in mir breit und ich atme wohlig aus. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen und trotz der Tatsache, dass wir in Deutschland sind, will es sich nicht so ganz vertreiben lassen. Es scheint ja aber auch die Sonne und die ist oft ein ganz wichtiger Faktor, wenn es um meine Laune geht.

Ich schaue auf meine Uhr, als das Flugzeug zum stehen kommt und die Treppe herangeschoben wird. Es ist jetzt 8:57 , also haben wir tatsächlich ca. ein, einhalb Stunden gebraucht. Mein Sitznachbar räuspert sich scheinbar zufällig und mein Blick schnellt hoch zu ihm.
"Dann wünsch ich dir noch einen schönen Aufenthalt in Köln und vielleicht läuft man sich ja nochmal über den Weg." Sein Drauergrinsen sendet eine wohlige Wärme aus.

Gerade als ich etwas antworten will, kommt eine schwarzer Rucksack angeflogen und landet mit einem dumpfen Geräusch auf Darios Schoß. Wir blicken beide richtung Gang und ich erblicke einen Blonden, ungefähr in Darios Alter, der uns anstrahlt.
"Wir müssen los." Seine Stimme kommt klar bei uns an und Dario lächelt mich ein letztes Mal an, bevor er aufsteht und hinter dem Blonden her, das Flugzeug verlässt.

Für eine Sekunde sitze ich wie in Trance einfach nur da, doch dann habe ich es plötzlich eilig wieder richtigen Boden unter den Füßen zu spüren. Ich schnalle mich ab und schnappe mir die kleine Reisetasche. Als ich einen Schritt von meinem Sitz aus mache, spüre ich einen unebenen Untergrund, der nachgibt. Schnell stütze ich mich am der Rückenlehne ab, ehe ich auf den jetzt leeren Sitz Darios fallen kann und blicke zu Boden.

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Hi Leute,
es tut mir so unglaublich leid, dass gestern nichts kam. Irgendwie hab ichs durch die Schule total verpeilt, was zu uploaden. Hoffe es gefällt euch ☺
Eure Sami-Ann

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