Kapitel 6* Gefunden!

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...,spüre ich einen unebenen Untergrund, der nachgibt. Schnell stütze ich mich an der Rückenlehne ab, ehe ich auf den jetzt leeren Sitz Darios fallen kann und blicke zu Boden.

Als habe er es einfach achtlos dahin geworfen, liegt dort vor meinen Füßen Darios Kissen. Ich erinnere mich daran, dass er es sich beim Start hinter den Kopf geklemmt hat. Als er eben so schnell das Flugzeug verlassen hat, muss es hinunter gefallen sein, weil er es vergessen hat. Ohne groß darüber nachzudenken, schnappe ich es mir und klemme es zwischen die Tragegriffe meiner Tasche.

Irgendwie bin ich jetzt doch eine der Letzten, die das Flugzeug verlassen, aber was solls. Unten stehen Max und Luc, die darauf warten dass ich es auch endlich mal schaffe auszusteigen. Ohne mich wären die beiden hier aber auch noch aufgeschmissener als sie es in London schon waren. Also bleibt ihnen sowieso nichts anderes übrig, als zu warten. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Flughafengebäude und ich bin darauf bedacht, jetzt schon auf die Schilder zu achten.

Während wir durch die großen Hallen gehen, blicke ich verstohlen zu Luc rüber. Max hat wirklich nicht untertrieben, als er gesagt hat, dass Luc viel geweint hat. Man sieht es ihm jetzt sogar noch an, denn seine Augen sind gerötet und haben jeglichen Glanz der Vorfreude verloren.

***
Schließlich erreichen wir das Kofferband und ich blicke suchend auf das Förderband. Ich sehe viele silberne Hardschalenkoffer, aber keiner auf dem der markante Big Ben Sticker in der unteren rechten Ecke klebt. Ich lasse meinen Blick etwas nach links schweifen und sehe, dass Luc seinen Koffer bereits vom Band holt. Max steht immer noch neben mir, denn sein Koffer ist noch nirgends zu sehen.

"Guck mal, der Typ dahinten hat auch so einen Sticker. Solche haben wir doch auch mal von unserer Oma geschenkt bekommen." Er schwelgt in seinen Erinnerungen.
"Verdammt!Max! Das ist MEIN Koffer!"

Ich renne los, als würde ich verfolgt. Wenn mir nicht ständig Menschen vor die Füße laufen würden, die mich zum starken Abbremsen bringen, wäre ich jetzt ganz bestimmt schon bei dem großen Mann, der fälschlicherweise meinen Koffer mit einem GARNICHT auffälligen Big Ben Sticker genommen hat (ich hoffe ihr hört die Ironie) und jetzt relativ entspannt seinen Weg zum Ausgang beschreitet.

"Entschuldigung. Stopp. Hallo. Tut mir leid. Sie da. Mit dem silberenen Koffer, " japse ich. Ich sollte vielleicht mal etwas an meiner Kondition arbeiten...
Ich erreiche den netten Mann tatsächlich einige Meter vom Ausgang entfernt. Wahrscheinlich hat er meine Rufe nicht wahrgenommen, aber bemerkt, dass eine Irre ihn verfolgt. Er dreht sich um und schaut mich verwirrt an.
"Kann ich Ihnen helfen? "
Ich brauche eine Sekunde, bis mein Kopf die Worte sortiert und verstanden hat.
"Ja, sie haben meinen Koffer," versuche ich in möglichst gutem Deutsch zu erwidern.

Er blickt verwundert auf seinen Koffer und schaut anschließend wieder mich an.
"Da ist der Big Ben." Ich zeige auf die Stelle und beim erblicken des Stickers wird dem Mann vor mir so Einiges klarer.
"Ja, den hat mir meine Tochter geschenkt. Die gab es mal auf einer Feier in London und sie war zu dieser Zeit dort. Sehen Sie", er hält mir den Adressanhänger unter die Nase. Eindeutig. In dicken schwarzen Buchstaben steht dort 'Herbert Krüger ...'
"Oh, tut mir unglaublich leid... Ich wollte Sie nicht stören." Damit drehe ich mich um und gehe mit gesenktem Kopf weg. Hinter mir höre ich noch ein leichtes auflachen, aber es klingt nicht abwertend, also stört es mich nicht weiter. Scheinbar nimmt er das ganze Schlamassel mit Humor.

Schon aus der Ferne sehe ich meine Brüder mir drei Koffern auf mich zukommen. Meine pinke Reisetasche haben sie natürlich vergessen, aber immerhin ist mein Koffer aufgetaucht. Selbst Luc muss lachen als er meinen beschämten Gesichtsausdruck sieht. Ich bin aber auch bescheuert! Ich weise die beiden lediglich darauf hin, dass meine Reisetasche noch am Gepäckverteiler steht und maschiere direkt weiter.

Meine Tasche ist zum Glück noch da und als ich wieder bei den beiden Jungs angekommen bin, schnappe ich Max selbstsicher und vielleicht ein wenig eingebildet den Koffer aus der Hand.
"Ach mach dir nichts draus Freiy. Das kann doch jedem mal passieren." Sein Ton, während er das sagt, sagt so ziemlich das Gegenteil und er weiß genau, wie sehr mich dieser Spitzname aufregt.

Abrupt bleibe ich stehen. In meinen Ärger fällt mir jetzt ganz brennend wieder ein, dass ich vielleicht mal nach Louis Ausschau halten sollte. Schließlich soll er uns hier abholen und ohne ihn werden wir auch nicht weit kommen, da ich mir nämlich keine Adresse meiner Tante aufgeschrieben habe. Irgendwo hier muss er also sein.

Keine fünfzig Meter von uns entfernt erblicke ich dann zwei junge Männer. Einer mit leicht dunkerer Haut und braunen Haaren steht mit dem Rücken zu uns und umarmt gerade den etwas kleinerern vor ihm. Auch wenn ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe ist es unverkennbar mein Cousin. Seine sehr hellblonden Haare fallen ihm mittlerweile ins Gesicht und er schwenkt sie mit dieser typischen Kopfbewegung auf Seite.

Nachdem die beiden Männer sich aus ihrer freundschaftlichen Umarmung lösen, tippe ich Max an, der mit dem Rücken zu mir steht. Er folgt mit seinen Augen meinem Blick und stellt fest, dass dieser auf unserem Cousin ruht, denn er lächelt, sagt "Gefunden!" und geht los. Beziehungsweise schlängelt sich los, denn mit einem Koffer an den ganzen Menschen vorbei zu kommen gleicht eher einem Hindernislauf.

Luc und ich setzten uns auch langsam in Bewegung. Genervt versuche ich mir eine Haarsträhne aus den Augen zu pusten. Wenn ich jetzt nur eine Hand frei hätte.... tja und schon habe ich eine Hand frei, denn irgend so ein Vollidiot ist gegen meinen Kpffer gerannt und hat ihn damit zum Umkippen gebracht. Natürlich waren meine Reflexe schneller und so liegt mein Koffer jetzt mitten im Weg. Ich nutze die Gunst der Stunde und stecke die lose Strähne hinters Ohr. Dann nehme ich den Koffer und setzte meinen Weg fort.
"Welcome in Cologne. Your..." "Hi", unterbricht Max Louis bei seiner etwas verwirrenden Ansprache.

Ich weiß nicht genau wieso, aber unwillkürlich schweift mein Blick nach Links, wo der braune Haarschopf gerade in der Menschenmenge verschwindet. Als ich wieder Louis ins Gesicht schaue, werde ich etwas unsicher. Klar, er ist mein Cousin und so, aber ich habe ihn schon elf Jahre lang nicht mehr gesehen. Soll ich einfach nur Hi sagen, oder soll ich. . . er nimmt mir die Entscheidung ab, indem er mich in eine Umarmung zieht.                                                        
'Na, wie gehts Cousinchen?'
Etwas überrumpelt kommt nur ein "Ähm, gut ", raus.
Louis lacht und lässt mich los. Er klopft Luc nur auf die Schulter, denn Max hat ihm mit Blicken klar gemacht, dass er besser nicht nachfragen soll.

"Ich dachte du wärst hier um uns abzuholen. Aber du kanntest ja anscheinend noch jemanden, aus unserem Flug, den du hier begrüßen wolltest ",meldet sich Max zu Wort.
"Ach ja, das war nur ein Arbeitskollege und ich wusste nicht, dass er hier sein würde. " Schon bei Louis erstem Wort schießt mir ein Name durch den Kopf: Dario.
Und irgendwie bin ich mir sicher, dass   es nicht das letzte Mal war, dass ich IHN gesehen habe...

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Sind euch auch schonmal so Sachen passiert? Was ist das peinlichste was euch je passiert ist?

Hi Leute, ich weiß die Schule sollte keine Entschuldigung sein, ist sie aber diesmal, da ich wegen unserer ausgesprochen netten und tollen Deutsch Lk Lehrers für nichts mehr Zeit finde. Aber hier ist ja jetzt das Kapitel, ich hoffe es gefällt euch.
Eure Sami

Unable to loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt