Das Erbe der schwarzen Katze

Kapitel 7

"Na, Mondjunges?! Denkst du, du schaffst es?!"
Sie sah in die vor Wut sprühenden Augen ihrer Schwester. Ihre keifende Stimme stach ihr tief ins Herz.
"Aber Schneejunges, Mama hat gesagt, dass wir nicht auf so hohe Bäume klettern sollen!", widersprach sie.
"Hast du Angst?!", stachelte Schneejunges.
Mondjunges kniff die Augen zusammen. "Nein!"
Sie lief zum Baum und fuhr ihre Krallen aus. Sie musste es schaffen.
Hastig kletterte sie hinauf, immer schneller und schneller bis sie ganz oben angekommen war.
Schneejunges sah sie wütend an.
Doch als ihre Schwester auf dem dünnen Ast strauchelte und drohte zu fallen, sah sie entsetzt aus.
"Mondjunges! Pass auf!"
Doch sie verlor den Halt und fiel.
"Mond!!!!!"
Der Boden löste sich auf und alles wurde schwarz. Da hörte sie die Stimme abermals:
Vertraue nicht den Feinden!

Schweißgebadet fuhr Mondjunges hoch. Nur ein Traum, dachte sie und seufzte erleichtert.
Müde erhob sie sich, leckte sich ein paar mal die Brust und fuhr sich dann mit den Pfoten über sie Ohren. Dann verließ sie die Kinderstube.
Eine kühle Brise stich durch ihr Fell und es wehte im Wind. Sie hörte das Zirpen der Insekten und die melodischen Klänge der Vögel die zu einem Lied verschmolzen. Alles War so wunderbar. Das Gründe Gras, die hohen Nadelbäume, der blassblaue, wolkenlose Himmel. Es schien ein schöner Tag zu werden.
"Es wird Frühling!" Mückenjunges schoss hinter ihr aus der Kinderstube und brachte sie ins straucheln.
"Mückenjunges!", lachte sie und rannte ihr hinterher.
"Lass uns einen Schmetterling jagen! Oder Moosball! Oder die Schüler zeigen uns Kampftechniken! Oder wir spielen den Ältesten einen Streich! Oder-", sprudelte es aus ihr heraus.
"Wie wäre es, wir üben Jagen? An dem Marienkäfer da!", schlug das Junge vor.
"Ihr wollt ernsthaft Käfer jagen?!"
Die schneidende Stimme Schneejunges ließ sie herum wirbeln.
"Ja! Im Gegensatz zu dir üben wir nämlich jagen und kämpfen, um gute Krieger zu werden!", erwiderte Mondjunges.
Ihre Schwester funkelte sie an. "Ihr müsst ja auch üben. Ich kann das alles schon!"
"Du kannst-", wollte sie fauchen, doch Vogelpfote unterbrach sie.
"Was kann sie?!"
"Mehr nerven als du!", knurrte sie.
"Wenn du denkst, dass du besser bist als ich, dann kämpf gegen mich!", vordere Schneejunges sie auf.
Mondjunges Augen weiteten sich vor Schreck. Das habe ich doch gar nicht gesagt!
"Angst?!", feixte Vogelpfote.
Die Kätzin funkelte ihn wütend an. "Halt deinen dämlichen Mund!"
"Jetzt werd ja nicht frech!" Seine Augen glühten.
"Kämpf!!!!!", schrie Schneejunges und stürzte sich auf sie.
Ihre Schwester War darauf nicht vorbereitet, stolperte rückwärts und fiel auf den Rücken.
Die Weiße drückte sie auf den Boden und sah sie triumphierend an. Sie wollte sich gerade zur Wehr setzten, als Schwarzen aus seinem Bau trat.
"Schneejunges!", rief er über die Lichtung.
Erschrocken fuhr die schneeweiße Kätzin herum.
Bekommt sie jetzt Ärger? Das wollte ich nicht!, dachte ihre jüngere Schwester aufgewühlt.
"Komm Bitte mit in meinen Bau.", miaute der Anführer und zeugte mit der Schwanzspitze auf das Brombeergestrüpp.
Ein letzter kalter Blick von Schneepfote ließ sie zusammenfahren. Dann drehte sie sich weg und folgte dem Anführer.

"Mondjunges! Sieh nur, was du angerichtet hast!"
"Aber ich-", stammelte sie.
"Schweig! Wegen dir wird Schneepfote jetzt aus dem Chat geschmissen!" Die braunen Augen von Vogelpfote brannten sich in ihren Pelz.

"Das hätte ich nicht von dir gedacht.", murmelte die dunkelbraune Kätzin und senkte den Kopf.
"Mückenjunges, du verstehst nicht ich-"
"Doch, ich verstehe, du bist nur neidisch, weil Schneejunges besser ist als du!", unterbrach ihre einstige Freundin sie.
"Nein ich..." , wollte das Junge sagen, doch ihre Stimme verlor sich.
Doch, dachte sie. Du bist nicht besser als sie.
Mückenjunges verblasste.

Dann erschien ihre Mutter.
"Silberflamme! Es tut mir so leid!"
Doch ihre Mutter sagte nichts. Sie drehte sich um und verschwand.

Schneejunges stand am Ausgang des Lagers und starrte sie wütend an.
"Dass ist alles deine Schuld!", fauchte sie.