Weltuntergang zum Frühstück

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Lucy hatte mit fast allem gerechnet. Zum Beispiel mit einen nackten Natsu neben ihr und die Tatsache, dass sie sich so schnell wie möglich einen Schwangerschaftstest beschaffen sollte oder, dass sie ohne Erinnerungen in einer Mülltonne aufwachte. Eigentlich hatte ihr Gehirn jegliches Szenario durchgespielt, von einer Schwangerschaft bis hin zu einem Weltuntergang. Doch alleine in einem weißen Himmelbett aufzuwachen und neben sich ein großes Tablett mit Frühstück stehen zu sehen, hatte definitiv nicht dazugehört.

Vorsichtig hob Lucy ihren Kopf von dem allzu bequemen Bett und stellte zufrieden fest, dass die Kopfschmerzen dieses Mal nicht zugeschlagen hatten. Sich auf einen Arm stützend begutachtete sie das liebevoll hergerichtete Frühstück, welches aus einem Teller mit Pancakes, frischen Erdbeeren, einem Kaffee und einem Briefkuvert bestand.

Mit einem kleinen Lächeln setzte Lucy sich aufrecht hin und stibitzte sich eine kleine Erdbeere, während sie mit der anderen Hand den Brief an sich nahm. Vorsichtig öffnete sie das schneeweiße Kuvert und zog einen Zettel mit feinsäuberlicher Handschrift heraus.

Guten Morgen Engel,

Als ich aufgewacht bin, schliefst du noch tief und fest und ich wollte deinen engelsgleichen Schlaf nicht stören. Deine Schüler hab ich schon aus den Betten geworfen und nach Hause geschickt, obwohl du wahrscheinlich nochmal bei Lilia vorbeischauen solltest. Sie und Lukas sind immer noch aneinander ‚gebunden'.

Gajeel hat Levy gestern Nacht noch nach Hause gebracht, doch wenn du ihn anrufst kommt er dich sicherlich abholen.

Ich hoffe das Frühstück gefällt dir.

-Natsu

Lächelnd faltete sie den kleinen Brief wieder zusammen und legte ihn zurück auf das Tablet. Komischerweise zufrieden aß sie den Rest ihres wirklich leckeren Frühstücks und dachte über den heutigen Tagesverlauf nach. Als erstes sollte sie wahrscheinlich zu Hause vorbeischauen und sich neue Sachen anziehen. Danach würde sie zu Lilia fahren und sie von ihrer Pflicht befreien.

Glücklich mit ihrer Planung schlüpfte Lucy aus dem Bett und machte sich daran das Haus zu verlassen, ihr Handy schon am Ohr um Gajeel zu fragen, ob er sie abholen könnte. Weiterhin lächelnd hüpfte sie die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, wobei sie immer noch nicht genau wusste, wie sie überhaupt hinauf gekommen war. Als sie es endlich zur Haustür geschafft hatte, nahm Gajeel ihren Anruf entgegen und nach wenigen Sätzen hatte sie ihre Mitfahrgelegenheit gefunden.

Zu Hause angekommen, zog Lucy sich erst einmal frische Sachen an, um dann nach ihrer besten Freundin zusehen. Diese sah mit einem Gesichtsausdruck auf der Couch, bei dem Lucys innere Alarmglocken schrillten und tausend Warnsignale in ihrem Gehirn herumtobten. Äußert besorgt näherte sich die Blondine ihrer Freundin und setzte sich langsam neben sie. Levy, welche starr geradeaus starrte und auf ihren Fingernägeln knabberte, bemerkte sie kaum. Erst jetzt fiel Lucy ein, dass auch Gajeel während der ganzen Autofahrt noch ruhiger und mürrischer war als sonst.

„Levy, möchtest du über etwas mit mir reden?" Ein leichtes Zucken fuhr durch den kleinen Körper als hätte sie erst jetzt mitbekommen, dass Lucy neben ihr saß.

„So sitzt sie schon den ganzen Morgen hier." Gajeels besorgte Stimme ließ Lucy aufblicken und sehen, dass dieser sich müde übers Gesicht strich. „Anscheinend hatte das Kondom, dass wir gestern benutzt hatten, ein Loch."

Sofort riss Lucy die Augen weit auf und ihr Mund öffnete sich ruckartig und schloss sich wieder ohne einen Laut von sich gegeben zu haben. Sie wusste, dass Levy immer Angst davor hatte ausversehen schwanger zu werden, denn auch sie war damals ein ‚Unfall' gewesen und hatte das auch von ihrem Vater zu spüren bekommen.

In diesem Moment konnte Lucy nichts für ihre Freundin tun, deshalb wendete sie sich wieder an Gajeel. „Zu hundert Prozent steht doch noch nichts fest. Am besten wird es sein, dass wir sie hinlegen und sich ausschlafen lassen."

Ein tiefer Seufzer drang aus Gajeel Lungen und mit einem Nicken hob er seine schockierte Freundin hoch und brachte sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, hatte sich sein besorgter Gesichtsausdruck noch immer nicht verbessert. „Du musst ihr etwas Zeit geben. Wenn wir jetzt auf sie einreden, würde sie sich nur noch mehr zurückziehen."

Wieder nickte Gajeel, doch auf einmal zeigte sich auf seinem Gesicht Wut und er ballte seine Hände zu Fäusten. „Verdammt, wie konnte ich nur so blöd sein. Ich hätte die Kondome überprüfen müssen, oder? Das hätte ich doch machen müssen, oder?" Seine wütende Stimme drang durch die ganze Wohnung.

Lucy fuhr erschrocken von der Couch hoch und eilte zu Gajeel. In diesem Moment hätte sie ihm zugetraut, die ganze Wohnung zu demolieren. „Du kannst doch nichts dafür, es hätte jeden beliebigen treffen können. Selbstanschuldigungen helfen uns jetzt auch nicht weiter!" Vorsichtig legte Lucy eine Hand auf seine Schulter und bemerkte, dass sich sein Atem nach dem Wutausbruch wieder normalisierte.

„Du musst jetzt für sie da sein, okay? Alleine schafft sie das nicht. Und ich wiederhole mich noch einmal. Es steht noch nichts hundertprozentig fest, doch ich möchte, dass du dir klar darüber wirst, dass du vielleicht Vater werden wirst und tue mir diesen einen Gefallen und rede morgen mit ihr darüber. Ihr beide müsst euch sicher sein, ob ihr bereit für ein Baby sein werdet."

Nach ihrer kleinen Ansprache, hatte sie ihm wahrscheinlich ins Gewissen geredet, denn Gajeel ließ sich kraftlos auf die Couch sinken und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Auch Lucy fühlte sich, als wäre sie heute um Jahre gealtert und ließ sich neben ihm fallen. Seufzend schloss sie Augen.

Tja, jetzt fehlte nur noch der Weltuntergang.

Teach Me Fairy TailWo Geschichten leben. Entdecke jetzt