Teach Me Fairy Tail

Einsicht

Ihr Herz raste als sie die Tür öffnete. Beweis etwas Rückgrat, Heartfilia, beschwor sie sich selbst. Innerlich gestählt hob sie den Blick und seiner kreuzte sich sofort mit dem ihrigen.

Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren und ihr kam es so vor als würde jeden Moment ihre Hand von der Türklinke rutschen, so schwitzig fühlte sie sich an. Wäre echt ein perfekter Auftakt in dieses Gespräch, wenn sie sich gleich zu Beginn auf dem Boden wieder gefunden hätte.
Zum Glück riss sich Lucy wieder zusammen und versuchte es mit einem unsicheren Lächeln.

„Hallo alle miteinander. Ähm… Es tut mir leid für die Verspätung. Ich.. Nja… Also… Es tut mir auf jeden Fall leid.“
Lucy spürte wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg und ihre Wangen sich röteten. Sie hatte gerade gestotterte! Sie! Hatte! Gestottert! Sie konnte es nicht fassen. Verdammt sie war gerade mal 10 Sekunden in diesem Raum und es schien als hätte sich schon alles gegen sie verschworen.

Den Blick auf den Boden gerichtet, beeilte sie sich zu einem Stuhl am Tisch zu kommen und sich eilig hinzusetzen. Sie wollte gerade nach der Stuhllehne greifen als auch schon der Stuhl weggeschoben wurde. Mit aufgerissenen Augen sah sie an dem eindrucksvollen Körper hinauf bis sie Natsu ins Gesicht sah, welcher nur eine Augenbraue hob. Sein Blick verriet nichts darüber, was er gerade dachte. Ihr armes kleines Gehirn brauchte weitere fünf Sekunden um zu schnallen, dass er sich wie ein Gentleman benahm. Mit hoch rotem Kopf wandte Lucy sich ab und ließ sich von Natsu den Stuhl ranschieben, damit sie sich setzen konnte.

Verdammt. Wenn sie nur wüsste was an diesen verfluchten Wochenende passiert war. Dann wüsste sie wie sie sich verhalten sollte. Dann wüsste sie ob sie wütend, peinlich berührt oder abweisend sein sollte. Und dann müsste sie nicht eine Achterbahn aus ihr allen bekannten Gefühlen durchleben.

Mit einem Räuspern versuchte Lucy ihre Stimme wieder zu finden und klappte ihr Notizbuch auf.
„Also ich dachte wir reden als erstes über die Musik und dann die Kostüme.“
Während sie redete, sah Lucy zu Juvia darauf hoffend, dass die blauhaarige Lehrerin gleich darauf anspringen würde und Lucy so aus dieser peinlichen Stille befreien würde. Zu Lucys Überraschung hatte Juvia die angespannte Situation noch nicht einmal wahrgenommen. Für alles taub und blind was nicht Gray betraf, hob Juvia erstmal ihren Blick und schaute kurz zu Natsu und dann zu Lucy. Es schien als würde sie erst jetzt bemerken, dass Lucy in den Raum gekommen war
.
„Das klingt nach einem guten Plan. Über die Kostüme müssten wir uns aber nochmal ausführlich unterhalten. An der einen oder anderen Stelle haben wir noch Defizite.“
Froh das auch Juvia gleich zur Sache kam, klärte Lucy sie und Natsu darüber auf, dass Levy mit den Liedern schon fast fertig war und es nur noch einzelne Überarbeiten brauchte. Zudem hatten vor allem ihre weiblichen Schüler große Fortschritte im Gesang und der Choreographie gezeigt. Bei Lukas waren es vor allem Probleme, die bei der Choreographie auftraten. Der sture 1,90 m Typ hatte einfach meistens keine Lust sich zu bewegen und bei den Muskeln die dieser Typ hatte konnte Lucy nun wirklich nicht viel ausrichten. Im Nachsitzen oder ähnliches anzudrohen brachte nichts, da sie es am Anfang freigestellt hatte, ob man auftreten wollte. Wollte man dies nicht musste man aber bei der Vorbereitung der Kostüm oder der Szenenbilder helfen. So hoffte Lucy eigentlich nur die ganze Zeit das Lukas nicht ganz die Lust an der Bühne verlieren würde und kurzzeitig absprang und nur noch hinter der Bühne half. Einen Ersatz für ihn zu finden wäre nur noch schwieriger.

„Ich kann mal mit ihm reden.“ Überrascht über die männliche Stimme, die sich nun meldete, nachdem Lucy ihre Sorge geäußert hatte, sah sie Natsu aus.
Sie hatte fast vergessen, dass er hier war. Die Tatsache, dass sie es vermieden hatte ihn überhaupt anzusehen und in Gedanken bei der Sorge über Lukas, hatte sie ihn fast vollständig ausgeblendet.

„Klar.. Das wäre natürlich toll.“ Unsicher versuchte sich Lucy an ein Lächeln, doch Natsu sah sie nur kurz an und blickte dann zu Juvia.

„Bitte lass uns nun über die Kostüme reden, Juvia. Wenn es dort ebenfalls Probleme gibt sollten wir uns schnellstmöglich darum kümmern.“
Während Juvia nun über die Schwierigkeiten bei den Kostümen redete und erklärte, dass diese nicht genug miteinander abgestimmt waren und deswegen nochmals geändert werden mussten, starrte Lucy Natsu immer noch an.

Sie hatte diese abweisende Reaktion immer noch nicht verarbeitet. Es schien als würde er Lucy nun genauso ignorieren, wie sie ihn zuvor. Vielleicht hatte sie es einfach nicht anders verdient und doch tat es Lucy etwas weh. Sie war so verunsichert wie noch nie. Was sollte sie tun? Erst jetzt bemerkte Lucy wie es wohl aus Natsu’s Sicht wirken musste. Wenn wirklich etwas zwischen ihnen am Wochenende gelaufen war, dann wirkte es nun so, als wäre es für Lucy eine einmalige Sache und sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Schließlich war sie ihm ja auch die ganze Woche aus dem Weg gegangen. Hätte irgendein Typ sie so behandelt, wäre sie vermutlich vor Wut an die Decke gegangen. Also warum hatte sie nicht daran gedacht, dass auch Natsu sich so fühlen müsste? Was war sie doch für eine Idiotin!

Schockiert von dieser Tatsache hörte sie Juvia und Natsu nur mit halben Ohr zu wie sie eine Lösung für das Kostüm Problem fanden und schon mal einen Entwurf für den neuen Plan aufschrieben. Abwesend nickte Lucy, wenn Juvia sie nach ihrer Meinung fragte und steuerte nur hier und da etwas zum Plan bei. Sie musste diese Sache mit Natsu klären. So konnte es einfach nicht weitergehen. Es würde ihre Zusammenarbeit bei dem Musical nur noch mehr hemmen.

Nachdem die Stunde also nur so dahinfloss und Juvia sich aufmachte, weil sie noch wichtige Termine hatte, waren nur noch Lucy und Natsu im Raum. Natsu hatte die Stunde über kein weiteres Wort mit ihr gewechselt und er wirkte eher starr als er seine Tasche zusammenpackte und seine Jacke überzog. Von der sonstigen Leichtigkeit und Lässigkeit in seinen Bewegungen keine Spur. Er war schon kurz vor der Tür, als Lucy ihre innere Unsicherheit endlich überwand und leise flüsterte:
„Natsu. Ich glaube wir müssen reden.“