43. Gewalt und Kämpfe schreiben *Ü*

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Der Tipp betrifft alle, die in ihren Büchern Kämpfe/Gewalt bringen bzw. es vielleicht bringen möchten. ;)

Also erst einmal stellt sich die Frage, ob man überhaupt Gewalt bringt und wie detailliert das Ganze sein soll.

Das kann man so entscheiden, wie es einem als Autor passt, aber es sollte auch ein bisschen ans Genre angepasst sein.
In ein Fantasyroman mit Werwölfen passt ein Kampf besser rein als in einem Liebesbuch.
Im Fantasyroman erwartet das der Leser mehr und ihr könnt ein paar Details bringen, ohne dass ihr ihn negativ erschreckt.
Wenn in einem Liebesroman aber plötzlich ein Blutbad beschrieben wird, ist das jedoch fehl am Platz - aber das merkt ihr wahrscheinlich auch selber.
Denkt euch dabei einfach, was ihr dem Leser zumuten könnt/zumuten wollt.

Der für wichtigere Teil ist aber, wie ihr die Kämpfe beschreibt. Ich möchte jetzt nicht erklären, wie man einen Faustschlag ins Gesicht beschreiben soll, das ist euch überlassen. (Ausser vielleicht eine Randbemerkung: kurze Sätze und keine Ablenkung/epische Beschreibungen.)

Folgende Dinge aber solltet ihr beachten, damit es möglichst ein realer Kampf wird:

Schläge tun weh. Nehmen wir an, eure Prota ist ein Mädchen und 16 Jahre alt. Sie kämpft mit einem Mann, ca. 20 Jahre alt und sie ist nicht die Weltmeisterin im Krav Maga.
Wenn sie also einen Schlag auf den Kopf bekommt, tut das weh, wenn sie nicht sogar ohnmächtig zusammensackt.
Wenn sie einen Schlag in den Bauch bekommt, ein Messer in den Arm und sie dann auch noch an die Wand geschleudert wird, liebe Leute, dann kämpft sie nicht mehr weiter!

Kämpfe sind anstrengend. Ich weiss nicht, wie viel Erfahrung ihr da habt, aber ich kann euch sagen, dass man sich niemals eine halbe Stunde am Stück prügeln kann! Meine Koordination lässt zu wünschen übrig, aber in meinem Boxkurs (und in den anderen Kampfsportkursen, als ich jünger war) ist man als Frau nach 3 Minuten intensiv Boxen sehr erschöpft. Wenn man Adrenalin, mehr Training und Todesangst dazurechnet, würde ich sagen, kann man etwa 6-8 Minuten kämpfen, bis man wirklich ziemlich kaputt ist. Könnt ihr ja mal ausprobieren.
Die wenigsten Protagonisten, die ich kenne, sind derart spitzenmässig trainiert, dass sie sich eine halbe Stunde lang oder auch nur 15 Minuten lang gegen einen oder mehrere Männer behaupten kann.

Ein anderer Aspekt, der zu den bisherigen zwei Punkten dazuzählt, ist, dass man gegen eine Überzahl von Gegnern in ähnlicher Ausbildung nicht wirklich eine Chance hat. Selbst wenn sie einen innerhalb des ersten Schlages K. O. schlägt, ist der zweite längst hinter ihr und sie ist weg vom Fenster. Bitte beachtet das!

Schwerter sind schwer. Eine Anfängerin kann nicht mal so schnell ein Schwert anheben und den Gegner parieren und den Vampir umbringen. Schwerter sind - je nach Material und Grösse unterschiedlich - schwer und wenn jemand stärkeres pariert, dann tut das in der Schulter und im Handgelenk ziemlich weh! Bis man also ein Schwert schwingen kann, braucht es schonmal Übung.

Kämpfe machen keinen Spass. Ich nehme an, die wenigsten mögen Gewalt. Es ist ja nicht so, dass ich das häufig lesen würde (Gewaltverherrlichung), aber meistens finde ich, macht es den Leuten zu wenig aus, gekämpft zu haben. Sie schlagen drein, in einem schönen Zug, der natürlich super aussieht und es ist ihnen völlig egal. Beachtet dabei, dass man während einem Kampf meistens Angst hat!

Pistolen haben einen Rückschlag. Nicht nur bei Schwertern braucht es Übung, sondern vor allem auch bei Pistolen (und anderen Schusswaffen). Wenn jemand schiesst, ist das erstens sehr laut (ohne Dämpfer jedenfalls) und zweitens gibt das einen ziemlichen Rückschlag! Damit muss man also klarkommen, wenn man abdrückt!

Man sieht keine Pistolenkugeln. Wenn eine Kugel auf die Prota zufliegt und sie kein Ninja mit Superkräften ist oder der andere ein dreijähriger Junge, dann ist sie leider tot. Sie kann nicht der Kugel zuschauen und dann ausweichen, dazu ist die Kugel zu schnell. (Und nicht alle Schusswaffen haben runde Kugeln, aber naja.)

Man kann nicht von Geburt an zielen. Das kommt ein bisschen mit den anderen Punkten einher, aber falls ihr schonmal zu zielen versucht habt (ich sag nur: Pfeil und Bogen), dann merkt ihr, dass auch diese Gabe nicht vom Himmel fällt. Manche Schusswaffen sind einfacher als andere, aber vor allem auf Distanz erschwert sich das Ganze. Dazu muss berücksichtigt werden, dass sich das Zielobjekt meistens bewegt und dass die Prota im Stress ist und dass es nicht immer ein Objektiv (das auch noch auf die richtige Distanz eingestellt ist) vorhanden ist.

Körper spicken nicht an die Wand. Das bezieht sich jetzt darauf, wenn man jemanden erschiesst. Wenn der Schuss in den Kopf geht, explodiert der normalerweise. Und bei einem Schuss in den Körper sackt der Körper einfach zusammen, aber er spickt nicht in einem epischen Bogen durch den Raum auf die andere Seite.

Bei all diesen Dingen kommt es natürlich sehr auf die Ausbildung der Protagonisten drauf an, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

Auf jeden Fall würde ich recherchieren, bevor ich Kampfszenen schreibe! Denn sowohl Nahkampf und Schwertkampf wie auch das Schiessen haben eine Technik und Leute mit mehr Hintergrundwissen würden sich dann wahrscheinlich nerven, wenn man etwas völlig Falsches erfindet. ;)

Wenn ich irgendwelche Fehler gemacht habe oder ihr Ergänzungen habt, könnt ihr da gerne kommentieren.
Ich hoffe, ich konnte euch helfen!

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