73. Alltag beschreiben

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In einem Kapitel in dem Buch hier namens "Was für Tipps wollt ihr?" hat mich jemand darum gebeten, etwas zu darüber zu schreiben, wie man den Alltag beschreiben soll. Daher werde ich dieses Kapitel hier dem Thema widmen.

Was ich vorneweg sagen möchte: Bitte beschreibt auf keinen Fall den Alltag nur um des Alltags willen oder um Zeit zu schinden. Das ist nicht nötig. Jede Szene in eurem Buch sollte die Handlung weiterbringen. Entweder entwickelt sich der Plot oder die Charaktere oder eine Nebenhandlung. Aber schreibt niemals eine Szene, die auf nichts ausser Small Talk hinausläuft. Wenn ihr also etwas aus dem Alltag bringt, dann muss das einen bestimmten Zweck erfüllen. Natürlich kann es wichtig sein, was die Protagonistin in der Freizeit so macht. Aber das heisst ja nicht, dass ihr das beschreiben müsst.

Wenn die Hauptperson zum Beispiel reitet, und das Reiten später eine Rolle spielt, müsst ihr deswegen nicht drei Szenen schreiben, in der ihr das Reiten erläutert. Sondern sie ist gerade auf dem Nachhauseweg vom Reiten, möchte eigentlich duschen, und auf einmal taucht der neue Typ aus der Schule auf. Dann ist allen klar, dass sie reitet, ohne dass ihr es geschrieben habt.

Besonders bei Dingen, die langweiliger und alltäglicher sind als reiten, würde ich sie nur erwähnen, nicht beschreiben. Keine Schulstunden, kein Zähneputzen, kein Anziehen oder Make Up auftragen.

Grundsätzlich würde ich es also vermeiden, allzu alltägliche Dinge detailliert zu beschreiben. Meist ist es langweilig und überflüssig. Denkt euch bei jeder Schulstunde, ob es wirklich nötig ist, diese zu erwähnen. Muss der süsse Typ mit den grünen Augen die Protagonistin ausgerechnet im Matheunterricht fragen, ob sie ihm einen Stift leihen kann? Kann das nicht woanders sein? Wenn ihr einen alltäglichen Event einbauen wollt, nur um eine bestimmte Unterhaltung einzuführen, dann versucht zuerst, das in einer anderen Umgebung zu tun.

Wenn das nun aber alles nicht möglich ist und ihr unbedingt eine Schulstunde braucht, um euren Plot Twist zu bringen, dann würde ich folgende Dinge beachten:

Ihr beschreibt den Alltag nur, um auf euren Punkt zu kommen. Es wird also zum Beispiel nicht beschrieben, wie sich Hannah und Sarah anziehen, damit wir wissen, dass Hannah ein rosa Kleid trägt. Nein, ihr wollt eigentlich, dass Hannah dabei merkt, dass Sarah eine Narbe am Bein hat, über die sie nicht spricht. Wenn das also eure Intention ist und ihr dafür unbedingt eine Szene beim Anziehen braucht, dann ist das Anziehen dennoch nicht im Fokus. Sondern die Narbe und die Konversation darüber. Das heisst? Ihr beschreibt nicht, wie sie zum Schrank geht und eine Jeans rausholt, ihr sagt nicht, dass sie den Knopf ihrer Bluse schliesst. Das ist uns allen klar und es interessiert uns nicht. Aber ihr sagt vielleicht folgendes:

"Abrupt hielt ich in der Bewegung inne, meine Jeans zu schliessen. "Sarah?", fragte ich überrascht und auch etwas entsetzt. "Woher kommt denn diese Narbe?"

Meine Freundin hob die Augenbrauen und schlüpfte hastig in ihre Hose. An ihrem rechten Bein hatte ich gerade eben eine längliche, braune Narbe gesehen, die nicht gut verheilt war. "Ähm..." stammelte sie dann."

Dann habt ihr eure Szene, bei der sie morgens Kleider anziehen. Aber das rückt dann vollkommen in den Hintergrund und wird höchstfalls erwähnt, um den Effekt zu steigern oder Emotionen zu zeigen.

Ich hoffe, ich habe verständlich gemacht, was ich meine.

Wie steht ihr zu alltäglichen Dinge in Büchern?

Übrigens poste ich zur Zeit eine Kurzgeschichte à 8 Kapitel auf Wattpad namens "Die sieben Todsünden" :). Falls ihr mal stalken wollt, ob ich meine Tipps selbst umsetzen kann😂.

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