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Eigentlich will ich Sonntag an Quinns Tür klingeln, aber von meinem Fenster aus, sehe ich, wie sie das Haus mit einer hübschen Brünetten betritt und ich will die Beiden nicht stören.
Als die Zwei in ihrem Zimmer ankommen, schaut Quinn zu mir und funkelt mich böse an. Das andere Mädchen zieht die Vorhänge zu. Wahrscheinlich halten die beiden mich jetzt erst recht für einen Stalker.

Am Montagmorgen werde ich von meinem Weckerklingeln geweckt. Langsam öffne ich die Augen. Schon lange war ich nicht mehr so unmotiviert zur Schule zu gehen. Ich bin etwas nervös wegen der Mathestunde. Ich sitze 90 Minuten neben Quinn und ich weiß nicht was sie mir vorwerfen wird. Viel schlimmer ist es aber, wenn sie gar nicht mit mir spricht.

Wenn ein Mensch sich nicht mal wegen dir aufregt, dann merkst du, wie egal du der Person bist. Ich erwarte also mindestens irgendeine Emotion.

In der Schule angekommen, Quinn ist nicht mit dem Bus gefahren, gehe ich sofort Richtung der Spinde. Erst zu meinem, dort wartet Noah auf mich.
„Quentin, hey!" Er hält eine Hand hoch. Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch und widme mich meinem Zahlenschloss.

7-12-9-6

Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Noah die Hand wieder sinken lässt.
„Quentin, kannst du mir vielleicht die Mathehausaufgaben geben? Ein letztes Mal? Bitte, bitte!"

Ich verdrehe die Augen, hol die Hausaufgaben aus meinem Spind, da ich am Montag schon in der Stunde damit fertig war und reiche sie Noah. Soll es mir doch egal sein, wenn er später die Prüfung in Mathe nicht besteht.

„Danke, du bist der Beste." Wie immer klopft Noah mir auf die Schulter, nachdem ich ihm meine Hausaufgaben gegeben habe. Jede Woche das Gleiche...

Als das erledigt ist, gehe ich weiter zu Quinns Spind. Oder zumindest da, wo ich ihn ungefähr vermute.

Nach einer Viertelstunde, wir haben noch 2 Minuten bis zum Beginn des Unterrichts, kommt Quinn herbei geeilt. Als sie mich sieht, stoppt sie kurz und schaut sich um. Der Flur ist wie leergefegt, alle sind schon in ihrem Klassenraum.
„Verschwinde, Stalker.", schimpft sie und läuft an mir vorbei. Kurz hinter mir hält sie an ihrem Spind und öffnet ihn.

„Hey, Quinn..." Ich will nach ihrem Arm greifen, aber sie zieht ihn weg.
„Verdammt, hast du mich nicht verstanden?!" Ihre blauen Augen wirken bedrohlich.

„Ich...", setze ich an, aber das Mädchen mit den Grasflecken lässt mich wieder nicht ausreden.

Weißt du, die anderen haben mich vor dir gewarnt! Sie haben mir gesagt, dass du komisch bist, aber ich wollte nicht auf sie hören. Ich dachte, dass wäre nur irgendein Gerede von Neidern, aber verdammt... Quentin, du bist wirklich seltsam." Ich schlucke laut. Ihre Worte sind hart und ich fühle für einen Moment so etwas wie Schmerz.

Sie knallt ihren Spind zu und will gehen. Der Unterricht hat mittlerweile schon angefangen und ich werde wohl meinen ersten Eintrag wegen Zuspätkommens kriegen.

Ich selbst war noch nie in einer Situation, in der ich mit einem Mädchen gestritten habe. Allgemein habe ich eher selten mit Menschen gestritten.

Jedenfalls tu ich das Einzige, was ich aus Filmen kenne, was man an dieser Stelle tun sollte.

„Es tut mir leid..."

GefühlsblindheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt