acht

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Der Kuss dauert fünf Sekunden. Fünf Sekunden in denen ich mich wohl und gut in meinem Körper fühle und unbesiegbar. Doch dann komme ich zur Vernunft und löse mich langsam von Quinn. Ich kann ihren Blick nicht deuten. Ist sie glücklich? Oder verwirrt? Das bin ich jedenfalls gerade.
„Quentin...", sagt sie endlich und unterbricht die Stille. Na ja, eigentlich ist es gar nicht so still, da das Radio immer noch an ist und Musik spielt, aber ich überhöre es. Alles was ich höre ist das Rauschen meines Blutes im Ohr, mein laut klopfendes Herz und meinen Atem. Ich muss irgendwas machen oder sagen, dass den Druck rausnimmt. Nur was?
„Quinn...", murmle ich also. Klar, super! Das ist genau das Richtige. Innerlich verdrehe ich wegen mir selbst die Augen.
Quinn beginnt zu lächeln. Wie soll ich das deuten? Lacht sie mich gleich aus oder freut sie sich? Ich kann dieses Ding mit Emotionen einfach nicht.
Doch dann fällt sie mir um den Hals und nach anfänglichem Zögern erwidere ich ihre Umarmung.
„Ich mag dich wirklich gern, Q." Sie beendet die Umarmung, obwohl ich gut und gern noch 10 Stunden so hätte da stehen können.
„Aber ich weiß nicht, ob aus uns was werden kann, was über Freunde hinausgeht."
Ich blicke in ihre wunderschönen Augen und meine beschissene Welt bricht zusammen.

Es ist mittlerweile Freitag, fast wieder Wochenende und bisher habe ich es erfolgreich geschafft so zu tun als wäre alles in Ordnung und Quinn hätte nicht mein letztes Bisschen Hoffnung in das Leben zerstört. Es ist gefährlich sein Glück nur von einer einzigen Person abhängig zu machen. Generell von anderen, aber leider kann ich einfach von mir aus nicht glücklich sein.

„Also kommst du?" Quinn blinzelt mich an und ich frage mich worauf das bezogen war. „Äh ja sicher."
Sie zieht ihre Stirn kraus. „Hast du mir überhaupt zugehört?"
Ich nicke und beiße wieder in mein belegtes Brötchen.
„Ach ja und was habe ich gesagt?"
Abwartend zieht Quinn ihre rechte Augenbraue hoch.

"Äh... ja, also...", ich seufze. "Na gut, du hast mich erwischt. Ich habe dir nicht zugehört." Quinn seufzt auch. "Ich habe dich gefragt, ob du mit ins Kino kommen willst?"

Eigentlich habe ich gar keine Lust so zu tun, als würde mir die Situation passen. Ich bin unglücklich darüber, dass Quinn mich nur als Freund sieht und einfach ganz normal weiterlebt, als hätte es diese Nacht in dem Baumhaus nie gegeben. Noch dazu hat sie mir das Lied versaut. Ich werde es nie wieder hören können ohne an den Kuss und das bezaubernde Mädchen zu denken.

"Eigentlich muss ich noch für den Englisch Test lernen und... Ich habe einfach keine Zeit." Ich will mich schnell verkrümmeln, bevor sie mich noch versucht zu überreden doch mitzukommen, aber sie fasst mich am Arm. In dem Moment, wo sie mich berührt, wissen wir beide, dass ich nicht nein sagen werde. Sie ist die Einzige zu der ich nie nein sagen kann.

Pünktlich halb acht klingelt es an der Tür. Ich gehe runter um sie zu öfnnen und blicke in die Gesichter von Quinn und Luisa. Na super... Auch das noch. Luisa ist zwar super nett, aber nach dem Kuss neulich verstehe ich unsere Beziehung nicht mehr so ganz. Quinn hat klar gemacht, dass das zwischen uns nichts werden kann, aber bei ihrer Schwester liegt mir keine solche Information vor.

"Hey Quentin!", ruft Luisa schon ganz aufgeregt und drückt sich in meine Arme. Ich tätschle ihren Kopf, da ich die Umarmung nicht erwidern möchte, um ihr noch mehr falsche Signale zu senden. Während sie in meinen Armen liegt, was sich anfühlt wie eine halbe Ewigkeit, schaue ich nur zu Quinn. Sie lächelt mich zwar an, aber irgendwie sieht es anders als sonst. Warum?

Wir befinden uns auf dem Weg ins Kino und laufen zu Fuß, weil Quinn das Wetter so schön findet. Ihre Schwester zeigt sich jedoch nicht so begeistert. "Ich wäre lieber gefahren." "Vielleicht hätte uns Deliah fahren können.", bringe ich mich ins Gespräch mit ein. Ich bin ein wenig irritiert, schon den ganzen Weg über, weil Luisa meine Hand hält.

GefühlsblindheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt