zwölf

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Nach einer heißen Dusche, liege ich im Bett und denke an die letzten vergangenen Stunden.

Quinn steht an die Wand gepresst und küsst diesen Josh. „Woah, da macht sich jemand an deine Frau ran.", murmelt Noah. Finster blicke ich zu ihm rüber. Als würde ich das nicht selber sehen.
„Eigentlich kannst du nur entweder mit einer Anderen rummachen, um Quinn eifersüchtig zu machen oder diesen Typen verprügeln."

Hatte Noah recht? Waren das wirklich meine zwei einzigen Möglichkeiten?

Ich überlege fieberhaft was zu tun ist. Quinn scheint das Ganze zu genießen und mit Josh kann ich mich sicherlich nicht messen. Sollte es zu einer Prügelei kommen, wäre ich klar unterlegen.
Mein Blick fällt auf Victoria, die mich schon eine Weile beobachtet. Das habe ich aus dem Augenwinkel gesehen.

Victoria scheint mich wirklich zu mögen. Oder vielleicht ist sie auch einfach nur heiß auf mich. Sagt man nicht immer, dass der Mensch das will, was er nicht haben kann?

Sie kommt wankend auf mich zu. Offensichtlich hat sie schon Alkohol intus. Vicky setzt sich auf meinen Schoß.
„Du siehst heiß aus.", haucht sie mir ins Ohr. Es wäre so einfach für mich, sie jetzt zu küssen. Aber wäre es wirklich das Richtige?
Ob Quinn, wenn sie den Kuss sieht, wirklich eifersüchtig wird?
Vorsichtig schiebe ich Victoria von mir und setze sie auf meinem Platz ab. Ich habe genug.
„Ich gehe, pass ein bisschen auf sie auf.", sage ich an Noah gerichtet, in der Hoffnung, dass er dazu in der Lage ist.

Ich fühle mich gut mit meiner Entscheidung. Hätte ich Victoria geküsst, dann wäre ich in einer ähnlichen Situation wie mit Luisa. Und ich bin froh, dass das mittlerweile mehr oder weniger geklärt ist.

Vor der Tür atme ich erstmal die frische Luft ein. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Plötzlich spüre ich einen kleinen Tropfen im Gesicht. Ich schaue noch oben und ein weiterer landet auf mir. Innerhalb weniger Sekunden schüttet es wie aus Eimern und ich bin klitschnass. Das Wetter spiegelt meine Laune perfekt wider.

Mein Handy leuchtet auf. Ich habe eine Benachrichtigung von Instagram, genauer gesagt werde ich benachrichtigt, dass Quinn eine Story hochgeladen hat. Natürlich klicke ich drauf und sehe sie auf der Party mit diesem Josh, der ihr einen Kuss auf die Wange gibt. Sie sieht glücklich aus. Mir bleibt wohl nicht anderes übrig, als mich damit anzufreunden, dass wir niemals so sein werden.

Sonntagabend klingelt es an der Tür. Meine Eltern sind nicht da, weshalb ich mich aus dem Bett zwinge. Das ganze Wochenende bin ich dort geblieben und habe ganz untypisch für mich nur Serien geguckt.
Ich öffne die Tür und zu meiner Verwunderung steht meine Nachbarin vor mir.
„Hey Qu.", flüstert sie schon fast. Mein Herz klopft etwas schneller. Was macht Quinn hier?
„Darf ich reinkommen?" So verunsichert habe ich sie glaube ich noch nie erlebt.
Als Antwort gehe ich einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten kann.
Sie stellt ihr Schuhe neben den Eingang und geht hoch in mein Zimmer. Ich folge ihr.
Oben angekommen, setze ich mich aufs Bett, während Quinn auf dem Boden Platz nimmt.

„Was gibt es?", frage ich nach minutenlangem Schweigen.
„War ich Freitag sehr schlimm? Ich habe ein paar unangenehme Bilder auf meinem Handy gefunden." Sie schlägt sich die Hand an die Stirn.
„Das weiß ich nicht. Bin nach einer Stunde oder so schon wieder gegangen." Ihre Augen werden groß.
„Na dann habe ich mich immerhin nicht vor dir blamiert.", redet sie weiter. Ich höre ihr noch eine Weile zu wie sie über ihre lückenhaften Erinnerungen spricht, bis ich irgendwann abschalte.

Dieser Kuss zwischen Quinn und Josh hat mich mehr mitgenommen als ich anfangs dachte. Es zeigte mir was ich nicht haben kann und wahrscheinlich auch niemals haben werde.
„Quentin? Hörst du mir überhaupt noch zu?"
Ich gucke zusammen als ich meinen Namen höre und schaue wieder zu ihr.
„Sorry, ich bin etwas abgelenkt. Quinn was möchtest du jetzt?"
Sie sah etwas überrascht aus, aber ich wollte jetzt kein freundschaftliches Gespräch mit ihr führen.
„Ich dachte wir können einfach ein bisschen quatschten." Irgendwie machte sie einen... verunsicherten Eindruck also entschließe ich mich ehrlich zu ihr zu sein.
„Ich weiß wir hatten gesagt nur Freunde, aber das ist wirklich schwer für mich. Und dich mit Josh zu sehen..." Als ich ihn erwähne wird Quinns Gesicht etwas rot. „..., dass kann ich noch nicht so einfach wegstecken.", beendete ich meinen Satz.
Ich vernahm ein lautes Schlucken und anschließend die Worte: „Und was bedeutet das jetzt?"

Tja... was bedeutet das.
„Wahrscheinlich sollten wir uns erstmal eine Weile aus dem Weg gehen.", murmelte ich schließlich ziemlich leise. Eigentlich will ich sie 24/7 sehen, aber wahrscheinlich tut es mir nicht gut.
„Aber..., aber..." Ihr treten die Tränen in die Augen. Damit habe ich nicht gerechnet. Schnell wischt sie sich die Tränen weg. „Das ist nicht fair.", flüstert sie fast unverständlich. „Es ist ja nicht so... ich will... Wenn Luisa..."
Sie bringt keinen Satz zu Ende und ich verstehe nicht was sie mir sagen will. Unverständlich blicken meine Augen in Ihre.
Statt noch einen Versuch zu unternehmen, steht Quinn auf und geht. Ohne ein Wort verlässt sie mein Zimmer und ein paar Minuten später höre ich wie die Tür unten zuschlägt.

Am Montag bin ich also wieder ziemlich auf mich allein gestellt in der Schule. Da ist irgendwie noch Noah und vielleicht Victoria. Die scheint aber dringlich vermeiden zu wollen, mit mir in Kontakt zu treten. Vielleicht geht es ihr ja ein bisschen so wie mir mit Quinn. Oder sie war einfach betrunken und fand mich nur deshalb toll. Ja, das wird es sein. Ich bin nichts besonderes, warum sollte mich ein so hübsches, beliebtes Mädchen mögen? Das tut Quinn ja auch nicht. Immer wieder wandern meine Gedanken zu ihr.

In Mathe sitzt sie wie immer neben mir, was mich ablenkt. Ich bin, ganz untypisch für mich, nicht bei der Sache. Aber seit ich sie kenne verhalte ich mich sowieso so ganz und gar nicht wie ich selbst. Meine Mutter freut sich, was für einen guten Einfluss sie scheinbar auf mich hat.
„Was hast du bei der zweiten Aufgabe?", flüsterte Quinn mir zu. Normalerweise kann sie was das angeht auf mich zählen, aber als wir beide auf mein Blatt gucken, steht dort nichts.
„Oh...", kommt es nur von meiner Banknachbarin, bevor sie sich weiter an der Aufgabe versucht.
Auch ich versuche mich wieder auf den Mathematikunterricht zu konzentrieren, aber es fällt mir schwer. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Hoffentlich werde ich heute nirgend an die Tafel genommen.

Ich hatte Glück und in jedem Fach schon genug Noten. Das Schuljahr neigt sich langsam dem Ende zu, da will ich nicht unnötig versagen.
Nach der letzten Stunde gehe ich noch zu meinem Schließfach, so wie jeden Tag. Dort steht zu meiner Überraschung Quinn, mit ihrem Skateboard unter dem Arm. Deshalb war sie wohl heute morgen nicht im Bus. Ich seufze bevor ich zu ihr gehe. Was will sie jetzt schon wieder.
Als ich bei ihr ankomme, geht sie einen Schritt zur Seite, damit ich an den Spind komme. Ich danke ihr mit einem kleinen Lächeln und packe ein, was ich brauche.
„Ich mag das nicht.", informiert Quinn mich. Ich schaue auf mein Englischbuch und lasse sie wissen, dass ich gern Englisch machte.
Sie lacht und folgt mir durch die Schulflure nach draußen.

Wieso folgt sie mir? Hat sie unser Gespräch von gestern schon wieder vergessen?
„Ich will ja nicht gemein sein, aber warum hängst du jetzt wie eine Klette an mir?"
Quinn lacht auf: „Wenn du nicht unhöflich sein willst, dann sei es auch nicht, okay?!"
Ich verenge meine Augen zu Schlitzen. „Ich bin nur ehrlich." An der Bushaltestelle angekommen, halte ich Ausschau nach dem Verkehrsmittel. Der Bus müsste jede Sekunde hier ankommen.
„Ich weiß, du willst Abstand, aber fragst du dich nicht was ich will?"
„Weiß ich doch. Du willst Freundschaft, mehr nicht.", bemerkte ich nach kurzer Denkpause.
Sie lachte nochmal. „Du benimmst dich echt scheiße." sagt Quinn, bevor sie mit ihrem Skateboard davon fährt.

Die nächsten Tage sehe ich sie nur selten in der Schule. Am Donnerstag schaue ich aus dem Fenster, welches gegenüber von Quinn liegt. Dort steht sie, freudestrahlend und ihre Schwester fällt ihr um den Hals. Auch das noch. Luisa und Quinn, denen ich aus dem Weg gehen müsste.
Ich schaue noch ein paar Sekunden länger zu ihnen. Quinn ist wirklich wunderhübsch. Kurz muss ich lächeln als ich sehe wie sich sich im Kreis dreht und springt, doch dann schaue ich schon wieder weg.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2020 ⏰

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