vier

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Die Woche vergeht und eh ich mich versehe, ist es Freitag Abend und Quinn klingelt an meiner Tür. Sie meint, sie würde mir helfen ein Outfit rauszusuchen.
Da stellt sich mir jedoch die Frage wofür? Sie hat mir bisher noch nicht auf diese Frage geantwortet.
„Quentin, pass auf. Das ist meine große Schwester Luisa."
Vor mir steht die Brünette, die ich neulich schon mit Quinn zusammen gesehen habe. Das ist also ihre Schwester. Beim genaueren hinschauen, sehe ich die Gemeinsamkeiten.

Die gleichen geschwungenen Wimpern, ähnlich volle Lippen und die gleiche Nase. Der größte Unterschied ist neben der Haarfarbe wohl die Augenfarbe. Luisas sind braun, fast schwarz und Quinns blau. Unweigerlich frage ich mich, ob sie Halbschwestern sind.

„Das bedeutet die Weise.", erklärt mir Quinns Schwester die Bedeutung ihres Namens. Überrascht reiße ich mich von dem blonden Bob los und schaue zu der braunen Lockenmähne.

„Quentin, bedeutet der Fünfte, aber eigentlich bin ich gar nicht im Mai geboren. Gott weiß, was meine Eltern sich bei dem Namen gedacht haben."

Luisa schenkt mir ein strahlend weißes Lächeln. Anscheinend bin ich gerade lustig gewesen...

„Quen, kommst du?", ruft mir Quinn schon von der obersten Treppenstufe zu. Schnell eile ich ihr hinterher. Nach mir läuft ihre Schwester. Ich weiß nicht, warum sie hier ist, aber ich werde es wohl gleich erfahren.

„Wir gehen heute zu einer Party.", lacht Quinnie-Pooh, so nennt sie ihre Schwester, als sie meinen geschockten Gesichtsausdruck sieht. Ich schaue in den Spiegel und bin mir nicht mehr sicher wer von den drei Gestalten ich bin. Na gut, Luisa unterscheidet sich deutlich von uns, aber ich sehe nun aus wie eine männliche Version von Quinn. Sie verpasst mir ausgelatschte Sneakers, eine löchrige Skinny Jeans und ein schlichtes schwarzes Shirt. Wo hat sie wohl die Sachen her?

„Ist das aus deinem Kleiderschrank?" Quinn grinst fröhlich und ihre Schwester kichert wieder. Anscheinend bin ich lustiger als erwartet.
„Fast.", gibt Quinn wieder und zieht uns Richtung Ausgang.

„Ich finde du siehst gut aus.", murmelt Luisa, als sie mit ihren hohen Schuhen elegant die Treppe runter schwebt.

Unten angekommen, erwarten uns meine Eltern.
„Quentin, Schatz, wer ist das denn?", murmelt meine Mutter und deutet auf die zwei Frauen neben mir.
„Guten Tag Mr. und Mrs. Caulfield. Ich bin Quinn, das ist meine Schwester Luisa. Ich nehme ihren Sohn auf eine kleine Party mit. Nichts Großes, nichts Besonderes..."
Sie schenkt meinen Eltern so ein breites Lächeln, dass sie gar nicht anders können, als sie sofort ins Herz zu schließen.

„Tja nun. Dann viel Spaß euch drei. Aber Quentin, bitte...", beginnt mein Vater, bevor Quinn ihn unterbricht.
„Keine Sorge Sir. Ich passe gut auf ihren Sohn auf und bringe ihn rechtzeitig vor Mitternacht zurück." Sie zwinkert und alle vier fangen an zu lachen. Ich stehe etwas unbehaglich zwischen ihnen und weiß nicht so recht was los ist.

Aus Filmen, die ich mir abends mit Deliah anschauen musste, kenne ich so eine Partyszene. Überall Betrunkene Menschen, sie tanzen verrückt und küssen sich als gäbe es kein Morgen. Für mich gab es keinen Grund auf so eine Party zu gehen, bis jetzt.

Als wir aus dem Taxi aussteigen, überrascht es mich, nicht jetzt schon von der lauten Musik taube Ohren zu bekommen.
„Quinn geht nie auf diese Partys, wo du auf lauter betrunkende Menschen triffst und die Musik alle Nachbarn belästigt." Luisa deutet mir ihr zu folgen, welche zielsicher auf den Eingang zuläuft. „Das ist zwar nicht meine Art Party zu machen, aber ich muss ja auf meine kleine Schwester aufpassen." Sie dreht sich zu mir um und grinst, bevor sie die Gartentür öffnet und in den Garten stiefelt. Ich beobachte Luisa und muss mich doch wundern, dass sie die Ältere von beiden ist. Wenn überhaupt sehen beide gleich alt aus. Mein Kopf brummt, wenn ich an ihre Familienkonstellation denke.
„Das hier ist eine Party, Quen! Komm und amüsier dich."

GefühlsblindheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt