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Also geht es weiter wie zuvor. Na ja fast wie am Anfang als wir uns kennenlernten. Wir fahren zusammen Bus, unterhalten uns und lachen zusammen.
„Was machst du am Freitag?", fragt Quinn mich am Donnerstagmorgen auf dem Weg zur Schule.
Ich überlege. Wahrscheinlich würde ich im Bett liegen und ein Buch lesen.
„Weiß nicht, du?", sage ist stattdessen.
„Ich dachte du hättest mal eine Idee, was hier am Wochenende so geht. Schließlich wohnst du hier 17 Jahre deines Lebens." Sie klingt mir ein wenig zu enthusiastisch. Meine Wochenenden habe ich hauptsächlich allein verbracht, ich weiß selbst nicht, was man hier so machen kann.
„Vielleicht Kino?", murmle ich nicht sonderlich begeistert. Auch Quinn scheint von der Idee nicht wirklich angetan. Plötzlich meldet sich ein beliebter Schüler aus der Reihe hinter uns.
„Quinn, komm doch mit uns morgen auf den Jahrmarkt."
Sie dreht sich zu Josh um und fragt mit glänzenden Augen:"Am Wochenende ist Jahrmarkt?" Dieser Josh nickt und meine Laune sinkt in den Keller.
Der Typ hat ganz klar nur sie eingeladen, denn obwohl wir seit Jahren in eine Klasse gehen, hat Josh noch nie ein Wort mit mir gewechselt. Aber selbst wenn ich eingeladen wäre, hätte ich gar keine Lust auf die Art von Menschen. Wahrscheinlich betrinken sie sich am Abend, so dass sie nächsten Morgen kotzen müssen.

Wahrscheinlich steht Josh auf Quinn. Ich mag das Gefühl in meiner Brust nicht. Natürlich kann ich verstehen, dass man sich in Quinn verliebt. Sie ist auf ihre eigene Art und Weise perfekt, aber ich will nicht, dass noch jemand anderes so denkt. Ich möchte sie ganz allein für mich haben.
„Cool, dann können wir dahin gehen Qu!" Sie schlägt mir gegen die Brust, jedoch mit einem freundlichen Lächeln. Sie dreht sich um und sagt:"Danke, für die Idee Jake."
„Meine Name ist Josh...", hört man noch ein leises Murmeln.

Meine Augen werden groß. Quinn hat ihn gerade wirklich abblitzen lassen. Für mich..? Mein Herz klopft etwas schneller. Sie lächelt und ich lächle auch. Mein Gefühl sagt mir, das wird ein guter Tag.

Es klingelt an der Tür und als ich diese öffne, steht dort eine gut gelaunte Quinn vor mir.
„Bist du bereit?", fragt sie zwar, zieht mich aber sofort an der Hand aus der Tür. Sie scheint sich zu freuen, dass wir endlich mal wieder was unternehmen.
„Ich liebe Karussell fahren! Du doch auch oder? Wir müssen mit allem fahren, okay? Bitte, bitte, bitte.", quasselt sie sich direkt drauflos. Dabei springt sie süß auf und ab und schenkt mir einen Blick, der meine Atmung verschnellert. Mich hat es wirklich erwischt.
Ich lache: „Ja, wir können mit allem fahren." Quinn fällt mir in die Arme.
„Oh man Quentin, ich freu mich so. Das wird toll."

Auf dem Jahrmarkt angekommen, bemerkt man richtig wie glücklich Quinn ist. Sie rennt von einem Stand zum nächsten und zieht mich die ganze Zeit hinterher. Dabei lässt sie meine Hand nie los. Wir können beide gar nicht aufhören zu grinsen.
„Willst du zuerst gebrannte Mandel oder Zuckerwatte?", fragt Quinn schließlich und reißt mich so aus meinen Gedanken.
Mein Magen meldet sich zu Wort und so sage ich: „Lieber was Richtiges."

Nachdem wir gegessen haben, Quinn Pommes und ich ein großes Stück Pizza, wollte sie unbedingt mit dem Karussell Breakdancer fahren. Mir wird in solchen schnellen Fahrgeschäften manchmal schlecht, aber nichtsdestotrotz wollte ich mit ihr fahren. Sie sieht so hübsch aus, wenn sie sich freut.

Nach der Fahrt ist mir ein bisschen schwindlig, aber Quinns Gekicher lässt mich das vergessen.
„War das nicht witzig?" Ich grinse sie an und stimme ihr zu.
„Hast du gesehen wie die eine Frau fast gekotzt hätte?" Ich verziehe das Gesicht und nicke. Das war wirklich kein schöner Anblick.
„Ach komm schon Qu, das sah doch wirklich witzig aus!", lacht Quinn. „So witzig fand ich es nicht. Ich hätte nämlich alles abbekommen..."
Jetzt lacht Quinn noch lauter.
„Weißt du eigentlich wie wunderschön du bist, wenn du lachst?" In dem Moment, in dem ich den Satz ausgesprochen habe, bereue ich es auch schon.
Quinns Kopf wird rot. Ich glaube das hat ihr nicht gefallen.
Schnell überlege ich, was ich sagen kann, um davon abzulenken. „Hast du Lust Riesenrad zu fahren?"

Im Nachhinein wäre etwas Schnelleres als ein Riesenrad wohl die bessere Wahl gewesen. Wir sitzen nebeneinander und schweigen uns an.
„Also danach Zuckerwatte?", frage ich schließlich als ich es nicht mehr aushalte. Quinn scheint froh über das gefundene Gesprächsthema.
„Bist du eher so der Zuckerwattemensch oder doch lieber gebrannte Mandeln. Find ich persönlich schon geiler..." Ich lächle leicht als plötzlich das Riesenrad stehen bleibt, gerade als wir am höchsten Punkt angekommen sind.
„Wir sollten das nutzen und ein Foto machen.", sagt Quinn aus dem Nichts. Sie zückt ihr Handy und hält es auf uns gerichtet. Schnell lächle ich noch, bevor sie das Foto macht. Sie schaut es sich an und grinst.
„Du siehst gut aus Quentin." Der Wind weht ihr die Haare um die Ohren und obwohl es schon warm draußen ist, ist es hier oben ziemlich kalt. Instinktiv lege ich meinen Arm um Quinn, um sie etwas zu wärmen.
Sie öffnet den Mund um scheinbar etwas zu sagen, aber in dem Moment fährt das Riesenrad weiter. Also legt sie bloß ihren Kopf auf meine Schulter und wir fahren noch eine Runde.

„Danke, dass du mir gebrannte Mandeln gekauft hast." Quinn lächelt mich glücklich an und ich grinse als Antwort zurück.
„Hey Quentin und Quinn.", kommt es plötzlich von hinten. Ich drehe mich um und sehe zwei Klassenkameradinnen.
„Hallo.", murmle ich und will mich schon wieder zu Quinn drehen, werde aber von der Einen, Victoria, am Arm festgehalten. In den letzten Wochen fing sie ständig ein Gespräch mit mir an, was ich null verstehe. Wir haben noch nie wirklich viel miteinander geredet oder irgendwas miteinander zu tun gehabt.
„Was machst du denn hier?", fragt sie und streicht mir dabei über den Arm. Irritiert schaue ich zu diesem, von dem sie die Hand sofort wegzieht als sie meinen Blick bemerkt.
„Ähm...", fange ich an, nicht ganz sicher wie ich auf die Frage antworten soll, „Na ja, ich bin hier auf dem Jahrmarkt mit Quinn." Was soll ich schon groß machen?
„Wow wie cool.", lacht sie und streicht sich durch die Haare. Ist sie irgendwie nervös oder warum benimmt sie sich so komisch? So war das die letzten Wochen auch schon, aber ein vernünftiges Gespräch kam selten zustande. Hilfesuchend drehe ich mich zu Quinn, die jedoch gar nicht zuhört und stattdessen am Handy hängt. Na toll, danke!
„Und was macht ihr hiernach? Ich bin auf einer Party. Vielleicht sieht man sich ja da?" Da kennt mich Victoria aber schlecht.
„Das klingt echt toll, Vicky.", sagt Quinn und beteiligt sich plötzlich am Gespräch. Sie hängt sich an meinen Arm und grinst.
Vicky, so wie Quinn sie nennt, schaut nicht mehr so begeistert, nickt aber und gibt uns die Adresse.
So hatte ich mir den Tag eigentlich nicht vorgestellt.

23:06 Uhr machen wir uns auf den Weg zum dem Haus. Victoria und ihre Freundin Stella sind uns nicht mehr von der Seite gewichen. Ganz zum Leidwesen von mir. Ich wollte den ganzen Abend mit Quinn allein verbringen. Zumindest den 1. Teil hat es geklappt.

„Da sind wir also.", murmle ich wenig begeistert während ich von der lauten Musik beschallt und von Angetrunkenen angerempelt werde.
„Lass und tanzen!", schreit Vicky mir zu und deutet abwechselnd auf sich und mich. Ich lass mich drauf ein, weil... warum nicht. Sie kreist mit den Hüften und reibt sich an mir. Peinlich berührt versuche ich Abstand zwischen uns zu bringen.

Wo ist Quinn?
Während des „Tanzens" versuche ich nach ihr Ausschau zu halten, aber sie ist nirgends zu sehen.
Frustriert verlasse ich Victoria und setze mich auf einen leeren Platz auf der Couch. Fehler - wie sich ein paar Minuten später herausstellt.
„Ey Quentin, Bro, was geht?" Noah steht vor mir, mit einer deutlichen Alkoholfahne und hält mir die Hand hin, in die ich einschlage.
„Man, man, man... Erst Quinn und jetzt Vicky? Bei dir läuft es dieses Jahr aber richtig gut, was?" Noah grinst mich schief an und klopft mir auf den Rücken. Wieso denkt er immer, dass ich mit allen möglichen Leuten schlafe?
Ich zucke nur mit den Schultern. Auf dieses Gespräch will ich mich gar nicht erst einlassen.
So schnell gibt Noah aber nicht auf. „Und wer von beiden ist besser im Bett?"
Ich hebe einen Augenbraue und schaue zu ihm. Selbst wenn ich mit ihnen geschlafen hätte, wäre er einer der letzten Menschen mit dem ich darüber reden würde. Bei Noah bin ich mir sicher, dass nichts sicher ist. Wenn er davon weiß, weiß es am nächsten Tag die ganze Schule.
„Auf Vicky bin ich ja auch schon ne Weile scharf. Problem wenn ich es auch bei ihr versuche?"
„Nein, mach nur.", meine ich gelangweilt.

Während wir Smalltalk führen, halte ich weiter Ausschau nach Quinn. Irgendwo hier musste sie ja sein. Mein Blick wandert über die vielen verschiedenen Menschen, bis ich sie sehe. Sie wird von Josh an die Wand gedrückt. Ich will schon aufspringen, um ihn von ihr wegzuziehen, da küsst Quinn ihn. Sie küsst ihn einfach. Die Beiden stehen nur ein paar Meter von mir entfernt und machen rum. Mein Herz scheint einen Moment auszusetzen und schließlich spüre ich einen Stich. Wow, das tut weh.

GefühlsblindheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt