2.

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Als die junge Frau erwachte, streckte sie sich erstmals, blieb aber eine Weile so liegen. Sie hatte keine Lust, aufzustehen. Die Lebenslust blieb aus. Ihre Glieder fühlten sich schwer wie Blei an. Nach geschlagenen 15 Minuten des mit sich selbst Ringens, schwang sie die Beine aus dem überaus großem Bett und stand auf. Sie holte sich ihre Anziehsachen aus dem Schrank, den die Hauselfen, diese armen, kleinen Wesen, bereits eingeräumt hatten. Mittendrin hielt sie inne. Sie war gerade auszubildene Ärztin im St. Mungos. Sie würde mit Snape reden müssen - sie wollte Menschenleben retten und nicht in einem Kerker versauern!
Zuerst aber beschloss sie, duschen zu gehen - das würde ihr sicher gut tun. Sie schnappte sich ihr Handtuch und ihre Klamotten und verließ, in ihrer Schlafwäsche, ihr Zimmer. Am Schreibtisch saß zu ihrem Bedauern ihr Mann, der kurz zu ihr aufschaute, ein ,,Morgen" brummte und sich wieder Aufsätzen der vierten Klasse zuwandt. ,,Morgen", erwiderte sie, mit genausoviel Enthusiasmus. ,,Ich werde duschen gehen, falls du nichts dagegen hast" Sie stockte. Ebenso wie er.
Hatte sie ihn gerade geduzt?!
,,Ich ähm - Entschuldigung" Sie war leicht verwirrt, fing sich aber schnell wieder. ,,Ich meine, wir sind verheiratet, da brings siezen auch nichts mehr"
,,Wenn Sie sonst nichts zu sagen haben, können Sie ja endlich duschen gehen und mich nicht mehr bei der Arbeit stören"
Sie ballte die Fäuste, sodass die Knöchel weiß hervortraten, so wütend war sie auf den Mann vor sich. Wütend auf ihn, wütend auf sich, wütend auf Dumbledore und wütend auf das blöde Gesetz. Doch sie schluckte alles herunter.
,,Natürlich, Professor", säuselte sie theatralisch, während sie ihm zuzwinkerte und im Badezimmer verschwand.

Er hingegen schüttelte nur den Kopf.

Das geräumige Badezimmer - Dusche, Badewanne, zwei Waschbecken plus Spiegel, Toilette, alles, was eben in ein Bad gehörte - betrat die ehemalige Gryffindor und entledigte sich bereits ihrer Kleider, allerdings nicht ohne davor die Tür hinter sich magisch zu verriegeln. Kaum war sie unter die Dusche getreten, und hatte das Wasser angestellt, musste sie sich unweigerlich an ihre Situation erinnern - und an Ron. Wer weiß, vielleicht hätten sie eines Tages geheiratet. Aber nun...saß sie hier, mit einem Ehemann, den sie nicht leiden konnte, und der sie ebensowenig mochte. Ihr Leben war zum Kotzen.
Es hätte so schön sein können.
Sie, an der Seite von Ron, der sie liebte und den sie liebte.
Mit drei wundervollen Kindern.
Einem wunderbarem ersten Mal.
Und einem wundervollen Job als Ärztin.
Schluss jetzt.
Sie hatte bereits genug gejammert. Sie würde mit Snape wegen ihrem Job reden und ihn auch überzeugen. Das andere konnte sie leider nicht ändern. Fertig gewaschen stieg Hermine aus der Dusche, zauberte sich komplett trocken und zog sich ihre alte Hogwartsuniform an. Der schwarze Rock, das weiße Hemd unter dem dunklen Pullover. Die Krawatte allerdings ließ sie weg. Schließlich war sie keine Schülerin mehr. Sie öffnete den obersten Knopf des Hemdes, um lockerer zu wirken. Die Stellen, wo die Farbe rot ihr altes Haus kennzeichnete, hexte sie einfach schlicht weiß. Den langen Umhang ließ sie ebenfalls weg. Dann noch in ihre Stiefel schlüpfen und ja, sie fand es passte. So trat sie aus der Tür.
Der Tränkemeister hob den Kopf, als er ein Geräusch in Richtung des Bads hörte, und ohne, dass es ihn wirklich überraschte, trat eine frisch geduschte Hermine Granger, pardon, Hermine Snape, was für ein scheußlich klingender Name, daraus. Sie hatte ihre alte Schuluniform an, nur mit ein paar Änderungen. Er wollte sich wieder abwenden, als er überrascht feststellte, dass sie auf ihn zusteuerte und sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte. ,,Professor, wenn sie ein paar Minuten hätten..."
Seufzend legte er den Stift mit der roten Tinte beiseite und sah sie erwartungsvoll an.
,,Also, wie sie ja wissen, brauche ich ihre Erlaubnis, um weitermachen zu können...also mit meinem Job meine ich. Ich bin gerade ein auszubildener Arzt im St. Mungos..."
Er schnitt ihr das Wort ab.
,,Das wird nicht möglich sein"
Enttäuscht und wütend zugleich sah sie ihn an. ,,Aber wieso denn nicht?! Mein Beruf ist alles, was ich jetzt noch habe!", flehte sie.
,,Es tut mir leid, es geht einfach nicht"
Bevor sie protestieren konnte, fügte er noch hinzu: ,,Aber wenn ich Dumbledore fragen würde, ob sie Madame Pomfrey unter die Arme greifen könnten..."
Hermine sah ihn aus hoffnungsvollen Augen an. ,,Das würden Sie tun?", hauchte sie.
Eigentlich wollte er zu einer giftigen Erwiderung ansetzten, ließ es aber wegen ihrer großen, braunen Augen, die ihn so voller Hoffnung anstarrten, dann doch sein. ,,Wenn sie es darauf anlegen, werde ich - " Er kam nicht weiter, denn sofort hatte sich die junge Frau vor ihm über den Tisch gebeugt und ihn in eine Umarmung gezogen. ,,Danke. Ich danke ihnen vielmals..." Er räusperte sich kurz, und sofort wich sie zurück. ,,Es tut mir leid, Professor, ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist, Verzeihung...", stammelte sie, mit hochrotem Kopf. ,,Jaja, lassen Sies gut sein, Ms Granger. Ich muss mich jetzt weiter abplagen mit miserablen Aufsätzen von dummen Schülern", murrte er. ,,Die Schüler werden von Jahr zu Jah dümmer" Mit diesen Worten hatte er sich wieder dem Pergament vor ihm zugewandt. Hermine hingegen sprang freudig auf - es war zwar nicht das, was sie wollte, doch es war immernoch besser, als den ganzen Tag in den Kerken zu hocken und Trübsal zu blasen. Sie lief leichtfüßig in ihr Gemach, nur um kurze Zeit später mit einem Buch wieder zurück zu kehren. ,,Ich geh' in die Bibliothek", sagte sie noch, ehe sie das Büro verließ. Auf dem Weg dorthin wurde sie von den jüngeren Schülern nur komisch angesehen, schließlich kam sie hier im Schloss keiner Tätigkeit nach, aber von manchen Siebtklässlern freundlich gegrüßt. Ihr eigenes letztes Jahr in Hogwarts war immerhin erst zwei Jahren her!
Wie von selbst liefen ihre Füße den altbekannten Weg entlang, den sie in ihrer eigenen Schulzeit so oft beschritten hatte. Sie grüßte Madame Prince, die sie schief anschaute, und setzte sich mit ihrem Buch an einen der hinteren Tische. Das Buch handelt von jeglichen magischen Behandlungen für viele Krankheizen und Verletzungen.
Sie war so vertieft darin gewesen, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass es bereits schon weit nach 17.00 Uhr war. Sie wusste nicht, ob sie Ärger von Snape bekommen würde, aber riskieren wollte sie es dennoch nicht. Sie sprang von dem Stuhl auf und sprintete in die Kerker. Den Schülern, denen sie über den Weg lief, sahen sie nur verdattert an, doch es war ihr egal. Sie wollte die Stelle bei Madame Pomfrey - wenn auch ohne Gehalt. Aber sie brauchte Beschäftigung. Und deswegen durfte sie sich nichts erlauben.
Sie murmelte das Passwort zu ihren Gemächern, Schlange & Löwe, sehr einfallsreich, und trat ein. Snape saß auf einem der Sessel im Büro und bedachte sie mit kaltem Blick. ,,Wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, sie wären fünfeinhalb Stunden in der Bibliothek gewesen?" Er hob spottend eine Augenbraue. Sie nickte. ,,Ja. Dieses Buch hier..." Sie hielt jenes hoch. ,,...war sehr fesselnd. Ich bin bis zur Seite 3394 gekommen. Sie können mich als Beweis auch abfragen, aber ich denke Veritaserum wäre dann doch einfacher" Er verdrehte die Augen. ,,Jaja, schon gut. Ich habe mit Dumbledore gesprochen, und er meinte, dass nichts dagegen spräche"
Sie fing an, wie eine Blöde zu grinsen.
,,Ihnen muss jedoch bewusst sein, dass ich sie dieser Aufgabe jederzeit wieder entziehen kann" , fügte er mit strenger Stimme hinzu.
Sie nickte nur stumm. ,,Verstanden"
Er sagte darauf gar nichts mehr sondern starrte sturr in die Flammen. Nach einer Weile, als sie sich gerade zum gehen wenden wollte, ergriff er das Wort. ,,Ms Granger, wenn sie sich einen Moment zu mir setzten könnten..." Er deutete auf den Sessel neben ihm. Sie zögerte kurz, doch warum eigentlich? Sie setzte sich ja jedeglich neben ihn. Als sie dies getan hatte, blickte sie erwartungsvoll zu ihrem Gegenüber auf. Er fragte ganz diskret, ohne jegliche emotionen in der Stimme. ,,Haben sie schonmal über den letzten Punkt der beigeführten Liste nachgedacht?"

Snamione - Onyxfarben (Aufgrund Einer Regel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt