,,Hermine, wie lang willst du denn noch dort drin bleiben? Wir wollten schon vor fünf Minuten los!", rief Severus, seine Stimme wurde allerdings von der Badezimmertür gedämpft, sodass sie den leicht angenervten Unterton in der Stimme des Tränkemeisters überhörte.
Nichts konnte ihr heute den Tag verderben. Nicht Snape mit seiner chronischen Unlust, noch die Schüler, die ebenfalls Hogsmead besuchen und dabei unzählige Gerüchte über die beiden verbreiten würden. Es war ihr egal, denn sie konnte nach Hogsmead! Lächelnd betrachtete sie sich selbst im Ganzkörperspiegel. Ihre sonst so wilden Haare hatte sie etwas geglättet und sie locker offen gelassen. Im Gegensatz zu sonst hatte sie auch dezente Schminke aufgetragen. Make Up, Rouge, Eyeliner und Mascara. Einen Lipbalm und fertig war ihr Gesicht. Sie trug einen cremefarbenen Rock, der ihr bis zur Mitte der Oberschenkel ging und darunter eine schwarze Strumpfhose. Dazu ein Shirt mit der einfachen Aufschrift ,,1979" und darüber eine dunkelblauen Blazer. Ob er bemerken würde, dass sie sich hübsch gemacht hatte?
Nach einer halben Ewigkeit, so schien es ihm, trat sie endlich aus dem Raum und er versuchte, sich seine Verwunderung nicht anmerken lassen. Sie sah anders aus als sonst. Er konnte es nicht leugnen, sie war eine verborgene Schönheit.
Auch Hermine entging nicht, dass er sie eindringlich musterte. Sie musste schmunzeln. ,,Severus?", fragte sie, so unschuldig wie möglich. Sie meinte, einen kurzen Anflug von Verlegenheit in seinem Gesicht lesen zu können, doch so schnell es kam, war es auch schon wieder verschwunden. Wenn es überhaupt jemals dagewesen war.
Doch nun war es an ihr, ihn zu mustern. Klar, er hatte dieselbe schwarze Robe an wie sonst auch immer, aber irgendetwas war verändert. Oder lag es an ihr, dass sie seine Nase plötzlich nicht mehr groß und schief fand? Zudem nahm sie zum ersten mal richtig seinen Körperbau wahr. Sie würde nicht sagen muskulös, nein. Aber stark. Breite Schultern. Und dazu der Größenunterschied. Alles wirkte in irgendeiner Hinsicht anziehen auf sie. Zusammen mit seinem unberechenbaren Verhalten und seiner undurchschaubaren Persönlichkeit weckte er ein gewisses Interesse in ihr. Sie wollte herausfinden, wer sich unter der undurchdringlichen Maske verbarg. Sie wollte den echten Severus Snape kennenlernen.
Durch ein Räuspern seinerseits wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. ,,Können wir los?", fragte er kalt, so emotionslos wie immer. ,,Sofort", antwortete sie, während sie sich ihre Jacke schnappte und sie sich überzog. ,,Jetzt können wir", sagte sie, während sie ehrlich lächelte und dabei, wegen einem einfachen Besuch in Hogsmead, so glücklich war, wie schon lange nicht mehr.
,,Der Honigtopf!", rief die ehemalige Gryffinor überglücklich aus, während sie auf das Geschäft zulief, vor dem Schaufenster halt machte und die vielen verschiedenen Süßigkeiten beäugte, bevor sie sich Snape wieder zuwandte. ,,In unserem Dritten Schuljahr hat Harry immer, mithilfe seines Tarnumhangs, den er von seinem Dad geerbt hatte, den Geheimgang, der vom Schloss in dieses Geschäft hier führt, benutzt, um auch nach Hogsmead gehen zu können", kicherte sie, vollkommen in der Erinnerung verweilend. ,,Dann nehme ich an, dass du dort hineingehen willst", schlussfolgerte er.
,,Unglaublich, wie du immer wieder deinen scharfen Verstand aufs neue einsetzt. Natürlich will ich reingehen!", erklärte sie lachend, während sie schnurrstracks auf die Tür zuging, diese öffnete und eintrat, ehe Snape etwas erwidern konnte.
Sie hatte die Vielfalt des ganzen Süßkrams schon beinahe vergessen. Die ganzen Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Pfefferschokolade, sowie Schokofrösche und vieles mehr.
Sie hielten sich nicht lange dort auf. Severus kaufte, auf ihren Wunsch hin, eine Packung der Bohnen, bevor sie den Laden wieder verließen und auf die Straße hinaustraten.,,Lust auf ein Butterbier?", fragte Snape höflich. Lächelnd bejahte sie. Seit wann war er so aufmerksam? Verwundert sah sie zu ihm hoch.
,,Nun schau' doch nicht wie ein begossener Pudel. Und nun los, bevor ich es mir anders überlege"
Hermine schmunzelte, während sie sich in Bewegung setzte. Das war der Snape, den sie kannte. Schweigend liefen beide nebeneinander her, bevor sie am gewünschten Zielort eintrafen und sich sogleich an einen Tisch setzten.
,,Nun Hermine... wie läufts bei Poppy so?"
,,Eigentlich ganz gut. Die einzigen Verletzten sind die, die beim Quidditch vom Besen fallen. Erkrankte haben wir momentan eigentlich gar keine. Alles läuft gut soweit. Und wenn uns die Tränke ausgehen sollten, besitzt mein Ehemann zufälligerweise die wunderbare Gabe, schnell Nachschub zu brauen"
Snape nickte kurz.
,,Eine, wie du es bezeichnet hast, ,Gabe', Tränke schnell zu brauen, besitzte ich jedoch nicht. Beser gesagt, fehlt mir, jetzt, da viele Arbeiten meiner unfähigen Schüler zu korrigieren sind, die Zeit dazu. Da ich dich als nicht allzu inkompetent halte, wollte ich dich bitten, das für mich zu übernehmen"
Hatte sie richtig gehört? Severus Snape hatte sie um etwas gebeten? Aber er hatte sie beleidigt... oder war es ein verstecktes Kompliment?
,,War das etwa ein Kompliment?'
Angestrengt seufzte Snape und hielt sich je zwei Finger an die Schläfe. ,,Machst dus nun oder nicht?"
,,Gut, ich machs, ich bin froh, wenn ich mich in den Kerkern nicht langweilen muss"
Snape nickte nur, da Madame Rosmerta auf sie zugeschritten kam.
,,Was darfs denn sein?", lächelte sie. Snape bestellte zwei Butterbier, und die Wirtin zog wieder ab.Eine unangenehme Stille entstand, beide suchten angestrengt nach einem Gesprächsthema, Hermine war diejenige, die das Schweigen brach.
,,Weißt du noch, als Harry, Ron und ich damals in unserem zweiten Jahr Zutaten für den Vielsafttrank geklaut hatten? Weil wir in den Slytherin Gemeinschaftsraum wollten?", sie kicherte leise.
Snape schien weniger begeistert. ,,Ja, daran kann ich mich sehr wohl erinnern", brummte er.
Bevor sie antworten konnte, brachte Madame Rosmerta ihr Butterbier und lächelte mit den Worten ,,Lasst es euch schmecken", bevor sie wieder hinter den Tresen verschwand und Gläser polierte. Es war ungewöhnlich leer heute.Und wieder Stille.
Severus sah in sein Butterbier, von dem er hin und wieder einen Schluck nahm. Hermine musterte ihn. Seine Haare waren nicht fettig - sie fielen ihm, da er den Kopf gesenkt hielt - ins Gesicht, was ihn ziemlich attraktiv wirken ließ. Seine Nase fand sie gar nicht mehr so schief, wie sie es früher getan hatte. Besser gesagt, es viel ihr gar nicht mehr auf. Seine Gesichtszüge waren markant und männlich. Leichte Stoppeln bildeten sich bereits auf seinen Wangen, seinem Kinn.
Er hob seinen Blick.
Tiefe, schwarze Augen trafen auf ihre, ihre Rehbraunen Augen.
Sie wusste nicht, wie lang sie so verweilten, aber es lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken.
Sie war es, die den Blickkontakt abbrach und daraufhin rot anlief. Um nichts sagen zu müssen, nahm sie einen Schluck.
Er stand auf.
,,Lass uns gehen. Möchtest du noch irgendwo hin?"
,,Ich würde noch gerne in einen Bücherladen"Hermine sah auch die Uhr. Sie waren jetzt schon geschlagene drei Stunden hier und lasen. Nahmen sich Bücher, sahen sie an, lasen ein paar Seiten und steckten sie entweder zurück ind Regal oder beschlossen, sie zu kaufen.
Sie hatte acht Bücher - auch Muggelliteratur, wie zum Beispiel Anne of Green Gables.
Severus hingegen hatte sich zwei Bücher gekauft - eins über Zaubertränke und einen alten Muggelroman, den Hermine nicht kannte.
Alles in allem war der Kauf erfolgreich gewesen.
Zurück auf den Straßen von Hogsmead, hexte Hermine ihre Bücher in Miniformat und verstaute sie in ihren Jackentaschen.
Sie hatten sich gerade entschlossen, zurück ins Schloss zu gehen, als Hermine meinte, jemanden erkannt zu haben.
Sie blieb stehen.
,,Bill?"
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Snamione - Onyxfarben (Aufgrund Einer Regel)
FanfictionDrei Jahre nach dem Krieg. Dem Ministerium fällt auf, dass es immer weniger Zauberer an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei gibt. Deshalb wird ein Gesetz verfasst: Jede muggelblütige Hexe muss einen mindestens 10 Jahre älteren Zauberer heir...