1.

4.2K 107 16
                                    

Ein einziger Brief hatte ausgereicht, um ihr ganzes Leben zu zerstören. Sie hatte ihn gelesen, zweimal. Daraufhin war sie zusammengebrochen. Zuerst dachte sie, es wäre ein schlechter Scherz, doch es klang verdammt ernst.
Sie, Hermine Granger, sollte mit ihren 19 Jahren an einen mindestens 29 jährigen Mann verheiratet werden. Wieso, fragt man sich da? Nunja, es gibt mehrere Gründe. Vermehrung. Durch den Krieg waren viele Zauberer verloren gegangen. Wenn eine Muggelgeborene einen Muggel heiratete, war die Wahrscheinlichkeit zu hoch, dass das Kind die magischen Fähigkeiten nicht erben könne. Und man benötigte Nachwuchs mehr denn je. Nun, da kommt aber auch schon die nächste Frage. Wieso einen über zehn Jahre älteren Mann? Vielleicht zum Schutz des Kindes und der Mutter.
Hermine verstand es nicht. Zwangsheirat war das Schlimmste, was sie sich hätte vorstellen können. Sie war sich sicher, dass die Zauberer nicht mehr aussterben konnten. Egal ob man jetzt eine dumme Regel einführte oder nicht.
Sie sah sich die beigelegte Liste an, auf der stand, was der zugeteilte, oder eventuell noch selbst gewählte, Ehemann durfte und was nicht.

- Muss Ausgänge aus dem Haus genemigen
- Muss sich um seine zukünftige Familie kümmern
- Müssen ihre Frauen ihren Beruf nachgehen lassen (soweit er zu Hause ausübbar ist)
- Sexuelle Übergriffe sind erlaubt
- Muss stets die Oberhand behalten
- Darf seine Frau nicht schlagen (außer im erotischen Sinne)
- Muss sich im Falle einer Schwangerschaft doppelt so gut um seine Frau kümmern
-Nachkommen müssen in der Zeitspanne von einem Jahr gezeugt werden

Hermine wurde schlecht. Das hieß, sie konnte nicht einmal protestieren, wenn ihr Mann sie entjungfern wollte? Und selbst, wenn er das auch nicht wollte, waren sie in einem Jahr gezwungen, es zu tun! Sie war fast eine Sklavin! Sie fasste sich, wischte sich die Tränen ab und fasste einen Entschluss. ,,Ich werde mit Dumbledore reden", murmelte sie sich zu. ,,Er weiß bestimmt eine Lösung..."

OoO

,,Aber Professor!", rief die junge Hexe mit Verzweiflung in ihrer Stimme aus. ,,Sie müssen doch etwas dagegen unternehmen können!"
Dumbledore verzog mitleidvoll das Gesicht. ,,Es tut mir Leid, Ms Granger, aber ich bin nicht der Zaubereiminister. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat, aber wir werden bestimmt einen Kompromiss finden."
"Einen Kompromiss?!", stieß Hermine entpört aus. ,,Ich bin verdammte 19 Jahre alt, mein Leben hat gerade erst richtig begonnen und jetzt soll ich an irgendeinen wildfremden, alten Mann verheiratet werden, der sich auch noch an mir Vergehen kann, solange und wann er will?! Das wünsche ich nicht einmal meinem größten Feind!" Nun bracht sie in Tränen aus.
Dumbledore schwieg eine Weile, bis er die Stille, manchmal unterbrochen durch Hermines leise Schluchtzer, durchschnitt.
,,An dem Gesetz kann ich nichts ändern, dennoch, ich kann einen Mann finden, der nicht sofort über Sie herfallen wird"
Hermine schaute ihren ehemaligen Professor aus glasigen, braunen Augen an. ,,Das könnten Sie tun?"

OoO

,,Das kann nicht dein Ernst sein, Albus!", der Tränkemeister schien entzürnt. ,,Was würde Ms Granger dazu sagen?! Denken Sie, ich tue alles, was sie sagen?!"
Der Schulleiter blieb ruhig.
,,Mir kommst nur du in den Sinn. Du hast den Brief auch erhalten, Severus. Du weißt, dass du jemanden heiraten musst. Ist sie nicht besser als eine Wildfremde? Bei dir kann ich außerdem sicher sein, dass du sie nicht ausnutzen wirst"
,,Und was macht dich da so sicher, Albus?", fragte der Schwarzhaarige gehässig.
,,Severus, ich bitte dich inständig. Du weißt, dass dies ein guter Kompromiss beiderseits ist."
Schließlich gab sich Severus geschlagen.
,,Nun gut, Albus. Du hast gewonnen. Aber du wirst es Granger sagen. Nicht ich."
,,Danke, mein Freund"

OoO

,,Ich soll was?!"
"Genau. Severus hat bereits zugestimmt. Und glauben sie mir, das war nicht einfach"
"Aber er hasst mich! Wie soll das gut gehen?! Andererseits...Ich bin mir sicher, er würde sich einer Frau gegen ihren Willen nie nähern..."
,,Deswegen wählte ich Severus. Ich vertraue ihm ganz und gar, er wird dir nichts antun"
In der Hexe tobte innerlich ein Sturm. Sie wolte ihren verhassten Tränkelehrer nicht heiraten, aber andererseits wusste sie sich sicher...
Nach weiteren Sekunden nickte sie niedergeschlagen. ,,In Ordnung, Professor. Ich denke, es ist die einzige vernünftige Lösung"
,,Dann wäre das ja geklärt. Setzte bitte unter dieses Formular deine Unterschrift"
Mit zittrigen Händen setzte sie die Feder an, doch hielt inne. Mit einer einzigen Unterschrift würde sie ihr Leben zerstören. Doch sie musste es tun.
Entschlossen krakelte sie ,,Hermine Jean Granger" neben eine Unterschrift, die sich als ,,Severus Tobias Snape" herrausstellte.
Gerade in diesem Moment platzte ihr frisch vermählter Ehemann in den Raum. Sein kalter Blick fiel auf Hermine, welche die Feder immernoch fest umklammert hatte.
,,Severus wird Sie nun in seine...nun ja, eure Gemächer führen. Und, duzt euch ab jetzt. Ihr seid verheiratet"
Severus - es war komisch, ihn so zu nennen - murmelte ein ,,Mitkommen" und verschwand aus dem Raum. Hermine lief ihm hinterher, und gerade, als sie ihn eingeholt hatte, blieb er plötzlich stehen, sodass sie in ihn hineinlief. ,,Können Sie nicht aufpassen?", fuhr Snape - sie musste ihn so nennen -  sie an. ,,Entschuldigung, aber Sie sind stehengeblieben"
Er drehte sich zu ihr um und plötzlich wurde ihr bewusst, wie nah sie bei diesem Manne stand - wie seine einschüchternde und geheimnisvolle Aura Wirkung zeigte. ,,Dass Sie mir hier nicht frecht werden - " Er brach ab und sah in ihre schreckgeweiteten Augen, zudem nahm das leichte Zittern ihres Körpers wahr. ,,Haben Sie etwa Angst, Ms Granger?", fragte er mit leicht hönischer Stimme, während er ihr Schlüsselbein mit seinen Fingerspitzen nachfuhr, die eine Gänsehaut hinterließen. Dieses Gefühl, diese sonst so mutige Löwin zu bändigen, ihr Angst zu machen, sie vergessen zu lassen, wie man atmet, war aufregend. Prickelnd. Mit einem leisen, höhnischen Lachen machte er kehrt und hörte, wie das Mädchen hinter ihm erleichtert ausatmete. Ein diabolisches Grinsen blieb, während sie, die bereits dunklen, Gänge durchschritten.
Die junge Hexe fragte sich, wieso er ihr solche Angst machte. Sie wusste, was er zu dem Krieg beigetragen hatte, sie wusste, dass er vertrauenswürdig ist. Und dennoch. Dieses Gefühl blieb. Langsam legte sie eine Hand auf ihren Unterarm, der mit einer Jacke bedeckt war. Schlammblut.Stand darunter, in Form der Narben. Nie würde sie diese Folter vergessen. Auch, wenn die Buchstaben auf ihrem Arm weg wären. Bellatrix Lestrange konnte man nicht vergessen. Sie war so in Gedanken, dass sie gar nicht merkte, wie Snape stehengeblieben war und eine Tür öffnete. Er bedeutete ihr einzutreten, was sie letztendlich auch tat, aber stets drauf bedacht, dem Tränkemeister nicht zu nahe zu kommen. Nun stand sie in einem Büro, in einer Ecke ein großer Schreibtisch, in der anderen ein Kamin, ein paar smaragdgrüne Sessel davor stehend. Ein, in derselben Farbe gehaltenes, Sofa stand auch noch in dem Raum. Drei weitere Türen führten, wie sie vermutete, zu Bad, und Schlafzimmern. ,,Rechts ist mein Schlafzimmer, links deines."
Sie war erleichtert, da sie nicht in einem Bett schlafen mussten.
,,Und die mittlere Tür führt zum Badezimmer"
Sie schluckte, sie würde sich mit ihm ein Bad teilen.
Sie schob den Gedanken beiseite, als ihr Blick auf Snape fiel. Er starrte sie an. Und als sie wusste, was er vorhatte, war es auch schon zu spät. Sie spürte den Eindringling in ihrem Geist. Tausende Bilder flogen an ihr vorbei, wobei sich der Angreifer ein bestimmtes herauspickte. Es war der Kuss, kurz vor dem Krieg... mit Ron. Ihr Ehemann verschwand aus ihrem Kopf. ,,Was bilden Sie sich eigentlich ein?! Sie können doch nicht einfach in meinen Kopf eindringen! Ich wusste ja, dass sie Legilimentik beherrschen, aber das geht zu weit!"
Snapes Blick veränderte sich nicht. ,,Ms Granger, ich verbiete ihnen jeglichen Konakt zu Mr Weasley"
,,Was?! Das können Sie nicht - "
,,Doch, das kann ich"
Niedergeschlagen seufzte Hermine. Es war sinnlos. ,,Na gut. Und was ist mit Harry?" Sie kannte Snapes Hass auf Harry. Was er dann sagte, verwunderte sie. ,,In Ordnung. Ebenso Ginerva Weasley" Hermine lächelte. Wengistens durfte sie zwei ihrer Freunde sehen.
,,Ich werde dann in mein Zimmer gehen..."
Snape nickte nur und setzte sich an den Schreibtisch.
Als Hermine ihr Zimmer betrat, staunte sie nicht schlecht. Es war - anders wie der Rest der Wohnung - rot gehalten. Rot, wie Gryffindor. Das Himmelbett erinnerte sie ebenfalls an ihren alten Schlafsaal. Ihr Gepäckt war schon hergebracht worden.
Sie zog sich noch schnell ihre Schlafklamotten an, bevor sich in das Bett legte, und dachte über ihr Leben nach. Diese Regel war Schuld an Allem. Stumme Tränen liefen ihr über die Wange, ehe sie in einen traumlosen Schlaf fiel.

OoO

Es war spät, als der Professor für Tränke seine Arbeit beendete. Er beschloss, nochmal nach seiner Frau zu sehen, er wusste selbst nicht, wieso. Als er vor ihrer Tür stand, zögerte er kurz, vielleicht zog sie sich gerade um. Doch als er nichts hörte, drückte er die Türklinke nach unten und sah eine, sich in der Decke vergrabenen, zusammengekauerte Hermine. Ihr Gesicht war gerötet und er konnte getrocknete Tränen darauf erkennen. Sie wirkte zerbrechlich, und nichts deutete auf die mutige und selbstbewusste Frau hin, die sie war. Sie gab sich mutig, doch sie hatte Angst. Angst vor ihm. Doch er würde Frauen gegenüber niemals handgreiflich werden. Das wusste auch Dumbledore. Deswegen hatte er ihn ausgesucht. Er hatte den Brief erhalten, und zerissen, nachdem er es gelesen hatte. Wieder zusammengeklebt, nochmal gelesen, und wieder zerissen. Er war ein Einzelgänger. Er brauchte keine Frau. Und doch, Hermine Granger, oder jetzt Hermine Snape, war besser, als irgendeine Fremde. Seufzend schloss er leise die Tür wieder und machte sich auf in sein Schlafgemach.

~
Eigentlich hasse ich Nachwörter. Meistens skippt man sie eh. Und dennoch sage ich jetzt etwas dazu. Also, dies ist eine Geschichte, in der nicht sofort alle Rosen blühen. Sie kommen sich näher, blabla. Ich versuche die Geschichte auf einer realistischen Ebene zu halten, ebenso die Personen ähnlich des Buches, bzw. Filmen zu machen. Wo wir schonmal dabei sind, alle Rechte gehören J.K. Rowling, bis auf eigene Charaktere. Das wars auch von mir und ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit der FanFiction ^-^
~

Snamione - Onyxfarben (Aufgrund Einer Regel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt