Kapitel 3

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Es klopfte an der Tür, was allerdings zunächst schlicht unterging. Der Geräuschpegel war durch die Partnerarbeit enorm angestiegen. Erst als es wiederholt hartnäckig gegen die Tür bollerte bemerkte es auch Herr Nohl und öffnete die Tür.

Sam traute seinen Augen kaum, als tatsächlich Ray in den Raum geschritten kam. Die Tasche lässig über der Schulter, die Haare gewöhnlich wirr und ein Lächeln im Gesicht.

Johnny schien ihn auch entdeckt zu haben, den er murmelte: "Na sieh mal einer an. Nur 20 Minuten zu spät. Das ist ja Wochenrekord." Bevor er sich mit Todesblick wieder seinen Aufgaben zuwandte.

Herr Nohl schien ähnlich erstaunt Ray zu sehen, war allerdings ungleich fröhlicher darüber.

"Mensch, Luka, sie hatte ich ja überhaupt nicht mehr erwartet! Wenn sie so weitermachen könnte es sogar sein, dass sie die 60 % Anwesenheitspflicht in meinem Unterricht schaffen", begrüßte er ihn mit sarkastischem Unterton, lächelte aber.

"Da machen sie sich mal keine falschen Hoffnungen, Herr Nohl", erwiderte Ray grinsend. Die beiden verstanden sich einfach viel zu gut, wenn man bedachte, dass sie immer noch Lehrer und Schüler waren.

"Zu schade. Ich hatte gehofft Frau Hoffmann-Krüger frühstens bei der Zeugnisvergabe sehen zu müssen", meinte der Physiker bedauernd und brachte damit sehr deutlich seine Abneigung gegenüber der Schuldirektorin zum Ausdruck. Diese teilte Ray, der die Direktorin vermutlich in seiner Schullaufbahn öfter besucht hatte, als der Rest des Jahrgangs zusammen.

Auf dem Weg zu seinem Platz kam Ray zwangsläufig auch an Johnny und Sam vorbei. Während Sam ihm grüßend zunickte hackte Johnny weiter Zahlen in seinen Taschenrechner und würdigte seinen besten Freund keines Blickes. Dieser schmunzelte amüsiert, verwuschelte ihm die blonden Locken, verzog sich dann zu seinem Sitzplatz und ließ einen überraschten Sam und einen noch mürrischer dreinblickenden Johnny zurück. Während Sam sich langsam daran erinnerte, wie man dem Mund wieder schloss, nachdem ihm bei der Aktion doch glatt die Kinnlade herunter gefallen war und verwirrt von Johnny zu Ray und zurück blickte, zischte Johnny neben ihm bereits ein "Halt die Klappe" in seine Richtung, obwohl Sam noch viel zu sehr mit der Situation beschäftigt war um irgendetwas zu sagen. Schmunzelt wandte er sich schließlich wieder seinem Arbeitsblatt zu. Keine Sekunde zu früh, da Herr Nohl wenige Minuten später bereits mit dem Vergleichen begann und Sams Papier immer noch traurig leer war. Physik war eindeutig nicht seine Stärke.


Am Ende der Stunde hätte er nicht genau sagen können, was überhaupt Stundenthema gewesen war, so wenig hatte er mal wieder verstanden. Er schlenderte hinter Ray und Johnny her in Richtung Pausenhof. Dafür, dass Johnny noch vor 60 Minuten sehr schlecht auf Ray zu sprechen gewesen war, liefen die beiden doch schon wieder recht einträchtig umher. Die Freundschaft der beiden würde Sam vermutlich nie verstehen. Wenn sie nicht gerade rumstritten, wie ein altes Ehepaar, zusammen scheiße bauten oder warum auch immer nicht miteinander redeten konnte man sie an guten Tagen wirklich einfach nur für beste Freunde halten. Doch Sam wurde das Gefühl nicht los, dass da irgendwie auch noch was anderes war.

Als es am Ende der Pause klingelte war von Johnny und Ray nichts mehr zu sehen und Sam sah ein, dass er wohl alleine Kaffee trinken gehen musste.

Während alle anderen mehr oder weniger eilig in ihren Klassenräumen verschwanden blieb Sam schlecht gelaunt in der Pausenhalle sitzen. Grübelnd blickte er hinaus auf die grauen Wolken, die sich bedrohlich auftürmten. Heute war eindeutig nicht sein Tag.

Er blickte sich kurz unauffällig um und kramte dann sein Handy aus der Hosentasche. Da die Lehrer zusammen mit den anderen Schüler verschwunden waren konnte er es riskieren sein Handy zu benutzen, auch wenn die Schulordnung dies eigentlich nicht erlaubte.

Fate is a bitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt