Kapitel 4

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Herr Wolle erwartete seinen Sportkurs bereits wie immer im Kursraum und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als die letzten Schüler mit dem Klingen in den Raum huschten.

Das Stundenthema prangte ordentlich an der Tafel und auf jedem Platz lag ein Stoß Papiere. Man konnte über Herrn Wolle sagen, was man wollte, aber er war jedes mal perfekt vorbereitet und hatte schon etliche Generationen Sportabiturienten durch die Prüfungen geführt.

Während Herr Wolle vorne seinen typischen Monolog begann, lehnte Sam sich entspannt zurück. Die Superkompensation hatten sie schon mal behandelt, sodass wenig neues dabei war. Wolf neben ihm ging etwas enthusiastischer an die Sache ran und schrieb sorgfältig mit. Sogar einen Textmarker hatte er irgendwo aus den Untiefen seiner Tasche gezaubert und bearbeitete damit die Zettel, die sie erhalten hatte.

Träge blätterte Sam durch seine Kopien. Es waren tatsächlich genau die selben Inhalte, wie zu beginn des Schuljahrs. Wie langweilig.

Ray zwei Plätze weiter schien ähnlich begeistert von der Stunde und war wenig später bereits auf seinem Stuhl eingeschlafen.

Sam vertrieb sich die Zeit, indem er Papierfetzen auf den schlafenden Ray schnipste, bis Wolf ihn irgendwann genervt anfuhr.

"Hier wollen auch welche arbeiten! Ehrlich Sam, mir egal ob du mitmachst, aber hampel hier nicht rum. Ich versuch das zu verstehen."

"Klar, sorry", gab Sam klein bei, der wusste, wie Wolf sich immer reinhängen musste um akzeptable Noten zu erreichen. "Wenn du später noch Hilfe brauchst sag bescheid", bot er an und Wolf lächelte dankbar.


Zuhause angekommen ließ er schnell seine Tasche verschwinden. Liv fand er im Wohnzimmer, wo sie gerade über den Hausaufgaben brütete.

"Hey Kleine. Was machst du schönes?", fragte er und blicke ihr über die Schulter,

"Englischhausaufgaben", gab sie schlecht gelaunt zurück. "Frau Riemer-Mehrens ist die einzige Lehrerin, die uns übers Wochenende Hausaufgaben aufgibt", beschwerte sie sich.

"Schaffst du das oder brauchst du Hilfe?", fragte Sam und schlenderte in die Küche.

"Ne, ich schaff das schon. Übrigens, Mama hat angerufen. Du sollst einkaufen gehen. Einkaufszettel liegt...."

"... in der Küche", vervollständigte Sam den Satz, der den kleinen Zettel grade auf der Arbeitsplatte entdeckt hatte. Schnell überflog er den Zettel. Milch, Äpfel, Reis, Fischstäbchen, Zucker, Brot.... Nichts besonderes dabei. Nur die beiden letzten Teile fielen ihm ins Auge. Jemand hatte mit krakeliger Schrift Pizza und Schokolade ergänzt. Sam schmunzelte. Das sah seiner Schwester ähnlich.

"Saaaaaam?", schallte es da auch schon aus dem Wohnzimmer. "Kann Theresa heute Abend vorbeikommen?", fragte Liv und sah ihn flehend an. Sam hob eine Augenbraue.

"Was habt ihr den vor?", fragte er skeptisch. Er wusste genau, dass das morgen wieder Probleme geben würde. Ihre Mutter war überhaupt nicht begeistert, wenn sie Abends noch Besuch empfingen und besonders, wenn Sam nicht zuhause war...

"Wir wollen einen DVD Abend machen!", erzählte Liv mit leuchtenden Augen. Sam überlegte kurz.

"Okay. Aber Theresa fährt um zehn wieder nach Hause und du gehst anschließend sofort ins Bett, ja?", stimmte er widerwillig zu. "Ich bin heute Abend bei einem Freund und komme erst sehr spät wieder."

"Ja! Danke, Sam! Du bist der beste große Bruder, den man haben kann", strahlte sie und umarmte ihn stürmisch. Sam lächelte und drückte sie fest an sich. In solchen Momenten liebte er seine kleine Schwester über alles.

Fate is a bitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt