15. Kapitel

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MARCELS POV

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war im ersten Moment alles in Ordnung. Zumindest so lange, bis die Erinnerungen zurückkamen. Mir wurde schlecht. Ich sprang aus dem Bett, wobei ich versehentlich Louis aufweckte. Ich rannte ins Bad, fiel auf die Knie und übergab mich in die Toilette. Louis' Hand beruhigend auf meinem Rücken.

„Daran merkt man wahre Liebe, was? Wenn man auch während man kotzt zusammen bleibt", versuche ich es mit einem Witz. Er lächelt, aber es erreicht seine Augen nicht ganz.

Ich mache uns Toast, während er Kaffee kocht. Ich zeige ihm meinen Lieblingsplatz auf der Feuertreppe, und wir sitzen lange Zeit schweigend nebeneinander.

„Frohe Weihnachten", sage ich, als mir einfällt, was heute für ein Tag ist.

„Mein letztes Weihnachten", meint er traurig.

„Hör auf", sage ich, meine Augen richten sich nach unten.

„Es stimmt doch aber, oder nicht?", fährt er mich an.

Ich war so egoistisch. Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, wie er sich fühlen muss. Ich habe eine Szene gemacht, als wäre es seine Entscheidung. Ist es aber nicht.

Später am Nachmittag fahren wir zusammen zum Krankenhaus. Louis zieht sich eins dieser dünnen Krankenhaus-Nachthemden an, bevor der Arzt zu uns kommt. Er versucht mir zu erklären, was genau mit Louis nicht stimmt. Ich möchte zuhören, möchte verstehen, aber ich sehe nur, wie sich seine Lippen bewegen, Schallwellen erzeugen, die auf meine Ohren treffen, ohne dass mein Gehirn sie zu Worten formen kann. Ich nicke nur und dann ist er auch schon wieder weg. Louis lag schon die ganze Zeit bewegungslos mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Ich gehe davon aus, dass er längst schläft, als er auf einmal fragt: „Kann ich dich um einen Gefallen bitte?"

„Natürlich, Babe" sage ich und setze mich auf. Ich sehe, wie ein Zucken durch seinen Körper geht, als er den Spitznamen hört. Eine gute Art von Zucken.

„Für meine letzten Tage, kannst du dich so anziehen wie früher? Mit deinen Haaren so wie früher?", er klingt peinlich berührt. Seine weiche und nervöse Stimme bringt mich fast zum Weinen.

„Natürlich" Ich versuche, ihn anzulächeln.

„Ich habe immer noch meine alten Sachen im Wohnheim. Ich hole sie und kaufe schnell Haargel. Ich bin gleich wieder da, okay?", frage ich nervös. Ihn allein zu lassen, macht mich nervös. Als würde, sobald ich ihm den Rücken zuwende, ein Windstoß ihn davonwehen und ihn für immer von mir nehmen. Ich schätze, ich habe mich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, ihn bald zu verlieren.

„Okay." Er schafft es, mir ein kurzes, angestrengtes Lächeln zu schenken.

Ungefähr eine Stunde später bin ich wieder im Krankenhaus. Auf dem Weg zu seinem Zimmer fällt mir auf, dass alles voller Ärzte und Schwestern ist, die hektisch in und aus seinem Zimmer laufen. Irgendwas stimmt nicht. Ich fange an zu rennen, werde aber von einer Ärztin vor seinem Zimmer abgefangen.

„Er hat angefangen, Zuckungen zu haben. Wir haben ihm Schmerzmittel verabreicht, um es ihm so leicht wie möglich zu machen. Wir versuchen unser Bestes, ihn zu stabilisieren, jedoch ist dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr sehr wahrscheinlich. Sie können gleich zu ihm", sagt sie mit einer Stimme, als würde sie es ablesen. Komplett emotionslos.

„Er wird also heute schon sterben?" frage ich ungläubig.

„Das ist sehr wahrscheinlich" sagt sie und geht.

Ich muss mich an der Wand festhalten und lasse mich langsam zu Boden sinken. Die Zeit scheint langsamer zu vergehen, als ich einfach nur die weißen Bodenplatten anstarre. Es fühlt sich wie Stunden an, obwohl es nur einige Minuten sind. Meine Gedanken kommen und gehen, Variationen ein und desselben Gedankens: „Louis stirbt gerade im Raum neben mir". Ich weine nicht. „Louis stirbt", klingt es in Endlosschleife in meinem Kopf. Es hört sich immer noch wie eine Frage an. Wie eine fremde Sprache, die ich einfach nicht verstehen kann. Irgendwann kommt ein Arzt auf mich zu und erlaubt mir, zu Louis zu gehen. Ich glaube, sie haben die Hoffnung aufgegeben, denn ich bin jetzt der einzige, der sich noch in seinem Zimmer befindet. Langsam gehe ich durch den Raum auf ihn zu und setze mich auf den Stuhl neben seinem Bett. Ich nehme seine Hand in meine. Noch ist sie warm. Seine Augen sind geschlossen, er schläft. Er sieht tot aus, aber die Wärme seiner Hand und der Monitor, der seinen stetigen Herzschlag anzeigt, sagen mir, dass es noch nicht so weit ist.

„Es ist nicht fair, Lou", ist alles, was ich anfangs herausbringe. Als würde ich auf eine Antwort warten.

Doch dann fängt es an, aus mir herauszuströmen: „Wir sollten doch noch so viel Zeit zusammen haben. Ich wollte mit dir an den Strand. Wir wollten vom Krankenhausdach auf die Stadt herunterschauen. Spätabends in deinem Zimmer fernsehen. Ich wollte dir mit Songs meine Gefühle erklären. Du würdest an mich gekuschelt einschlafen. Wir hätten ein oder zwei Tage einfach nur geredet, über alles und nichts. Eines Tages wärest du sexuell frustriert gewesen und ich hätte dir unter der Decke einen runtergeholt oder so. Das ist, wie es hätte sein sollen, Louis. Du hättest nicht-" An dieser Stelle bricht meine Stimme endgültig und ich fange endlich an zu weinen. So stark wie noch nie. Nicht einmal damals, als Louis versucht hat, mich zu beruhigen, ohne sich an irgendwas erinnern zu können. Es ist schlimmer als alles. Ich weine noch nicht einmal laut. Es ist die Art von leisem Weinen, bei der sich der Kopf nach einiger Zeit anfühlt, als würde er explodieren. Lange Zeit bleibe ich so sitzen, bis ich merke, wie sich Louis Finger in meiner Hand bewegen. Seine Augenlider flattern.

„Louis?" frage ich und wische mir übers Gesicht.

„Ich bin noch nicht bereit, Cel"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2017 ⏰

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