8. Kapitel

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MARCELS POV

„Ernsthaft“ sage ich und lasse meinen Kopf aufs Bett fallen.

„Wa-“

„Das ist wie in so einem Romantik-Buch, oh mein Gott. Das ist ein verdammtes Klischee. Ist das jetzt ‚Verstehen Sie Spaß‘ oder was?“ fange ich an mich aufzuregen. Ich bin mehr wütend als traurig.

„Was meinst du mit Klischee?“ fragt er verwirrt.

Ich meine, ich frage dich an was du dich erinnern kannst und du wirst mir sagen, dass du dich an alles außer das letzte Jahr erinnern kannst oder so und dann kommt der Arzt und sagt, dass nicht sicher ist, wie lange das so bleiben wird und das deine Erinnerungen jederzeit zurückkommen können. Gott, das kommt in jedem verdammten Teenie-Romantik-Film vor“ sage ich und versenke mein Gesicht in meinen Händen.

„Naja, leider hast du es ziemlich genau auf den Punkt gebracht. Ich erinnere mich an alles bis zur Oberstufe. Dann verschwimmt alles“ sagt er gleichgültig. Ich stöhne verstört. Die Tür geht auf und der Arzt kommt rein.

„Ich habe Ihnen gesagt, dass da etwas ist, was Sie wissen müssen“ meint er mit tadelndem Unterton.

„Habs ja verstanden“ sage ich genervt.

„Es ist nicht sicher, wann-“ fängt er an.

„Es ist nicht sicher, wann er sich wieder erinnert. Es kann jederzeit passieren“ unterbreche ihn, indem ich seinen Satz selbst beende.

„Ja. Die Tabletten haben mögliche Nebenwirkungen auf das Erinnerungsvermögen, sodass, als er sie geschluckt hat, das hier passiert ist. Das ist eine Art von Amnesie, die oft gescheiterte Selbstmörder betrifft“ erklärt er. Ich lache bitter, das Geräusch hallt unheimlich durch den Raum.

„Natürlich. Danke! Das Ganze hier war ja wirklich sehr hilfreich. Kann ich Louis jetzt mit nach Hause nehmen?“ sage ich harsch. Er guckt mich nur mitleidig an und nickt.

Ich schaue zu Louis rüber und er scheint sich in seiner Haut nicht wohlzufühlen.

„Tut mir leid“ der Arzt ist jetzt weg und meine Stimme wird weicher.

„Ist schon okay, ich weiß, dass das schwer sein muss“ sagt er. Ich nicke traurig.

„Also, was sind wir?“ fragt er. Ich gucke ihn fragend an.

„Ich meine, waren wir befreundet oder so?“ erklärt er. Ich fühle mich krank. Es ist nur doch nicht so, wie meine Mutter sagte, ich kann nicht einfach eine Pause davon nehmen. Das hier ist real. Es gibt kein Entkommen.

Was soll ich ihm sagen? Ich will ihn nicht erschrecken. Ich will ihn nicht überfordern. Aber ich liebe ihn. Wie kann ich so tun, als wäre das nicht so?

„Wir waren zusammen“ sage ich und gucke weg.

„Oh“ meint er und guckt mich unbehaglich an.

„Wir sollten jetzt besser gehen“ sage ich und stehe auf.

LOUIS´ POV

„Das ist dein Zimmer“ sagt Marcel traurig und macht die Tür auf. Ich fühle mich so schlecht. Ich versuche so sehr, mich zu erinnern, aber ich kann einfach nicht. Er geht an mir vorbei ins Bad. Ich höre ihn etwas murmeln, und als ich reinkomme, hebt er gerade Tabletten vom Boden auf.

„Tut mir leid, Cel“ steht mit blutrotem Lippenstift auf den Spiegel geschrieben. Ist, glaube ich, mein Abschiedsbrief. Warum wollte ich mich umbringen? Ich versuche so sehr, es zu verstehen, aber ich kann es einfach nicht, ich denke, ich werde es niemals verstehen, wenn es nicht nochmal so weit kommt.

„Tut mir leid“ sagt er und schmeißt die Tabletten in den Mülleimer. „Ich hatte keine Zeit zurückzukommen und aufzuräumen.“

„Ist okay. Ist sowieso meine Schuld“ sollte eigentlich ein Witz sein, aber ich denke, es kam falsch rüber. Er seufzt und schüttelt den Kopf.

„Eigentlich ist es meine.“

Er steht wieder auf und wischt den Lippenstift mit einem Papiertuch weg.

„Dein Zimmernachbar heißt Chris. Ich habe ihm geschrieben, was los ist. Ich denke, ich sollte jetzt zurück in mein eigenes Zimmer, bevor noch mehr passiert.“ Er streicht mit einer Hand durch seine Locken und geht aus dem Badezimmer. Er öffnet gerade die Tür, als ich ihn zurückrufe.

„Warte“

Er guckt mich fragend an.

„Kann ich mitkommen? Ich meine, ich kenne mich hier nicht aus, und ich will nicht allein sein“ sage ich nervös, meine Augen auf den Boden geheftet.

„Äh ja, sicher“ sagt er und geht weiter. Ich folge ihm den Gang entlang zum Aufzug. Wir fahren ein paar Stockwerke nach oben und gehen einen weiteren Gang entlang, bevor wir zu seinem Raum kommen. Er ist leer, als wir reinkommen.

„Willst du einen Film gucken?“ fragt er. Ich nicke.

Ich suche auf Netflix ‚The Breakfast Club‘ heraus. Ich lege mich auf sein gemütliches Bett, während er auf dem Boden liegt. Ich fühle mich schlecht dafür, dass ich ihn auf dem Boden liegen lasse, aber zusammen mit ihm auf dem schmalen Bett zu liegen, wäre zu viel für mich.

MARCELS POV

Eine halbe Stunde bevor der Film vorbei ist, schläft Louis ein. Also nehme ich vorsichtig den Laptop und räume ihn weg. Ich gehe zurück zu Louis und streiche ihm die Haare aus den geschlossenen Augen. Vorsichtig küsse ich seine Stirn und flüstere

„Ich liebe dich“.

Did you say Louis Tomlinson? (german/deutsch) Larry/LarcelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt