Mein Stiefbruder

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Ich band meine roten Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen, weil sie dann so niedlich auf und ab wippten. Zufrieden betrachtete ich mein Gesicht. Kein einziger roter Pickel; das konnte ich schon echt feiern! Schnell zog ich mir mein bauchfreies Top mit Not your Bae drauf mit einer engen schwarzen Jeans an.

Ich tänzelte die Treppe hinunter und begann meine Cornflakes in mich rein zu schaufeln. "Ähm...Liv." Meine Mutter biss sich auf die Unterlippe.
"Du bekommst einen Stiefbruder."

Mir blieb ein Cornflake im Hals stecken und ich begann zu husten. Als ich den Cornflake hustend ausgespuckt hatte, sagte ich: "Einen Stiefbruder?! Machst du Witze? Sag, dass du Witze machst, Mom."
"Bedauerlicherweise nicht, mein Püppchen. Du lernst ihn heute Nachmittag kennen. Er heißt Derek und ist 2 Jahre älter als du. Ihr werdet euch ein Zimmer teilen." Mein Cornflake Löffel fiel scheppernd zu Boden. Dann schlug ich mit der bloßen Faust auf den Tisch.

"Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein! Du fällst so eine große Entscheidung, ohne mich vorher zu fragen?" Tränen sammelten sich in meinen Augen.
"Du weißt nicht, dass du damit alles kaputt gemacht hast! Ein Zimmer mit meinem 2 Jahre älteren Stiefbruder teilen. Toll. Das wird bestimmt ein Riesen Spaß!" Ich rannte aus der Küche, schnappte mir meinen Rucksack und lief zur Tür.
"Wir ziehen eine Trennwand ein", rief meine Mutter noch, bevor ich die Tür zu knallte und zur Bahn Haltestelle stampfte.

Unglaublich! Die Bahn kam zum Glück direkt, so dass ich mich einfach hinein drängen konnte. Ich hoffte, Dereks Reaktion war ähnlich gewesen. Ansonsten würde man mich noch als schnell aufbrausend bezeichnen!
Ich rief Linda an und schilderte ihr meine hässliche Lage. "Das ist doch Schicksal." meinte Linda am Ende meiner Schilderung schließlich. Verdutzt starrte ich meinen Hörer an.
Sie seufzte.

"Guck doch mal, Liv. Du hattest bis jetzt noch nie einen Freund. Andere Mädchen würden sich über so eine Ankündigung freuen! Wenn er gut aussieht, verliebt ihr euch viellecht sogar."
"Ach, halt doch die Klappe." lachte ich.
"Ich betrachte es bloß sachlich. "
erwiederte Linda leicht gekränkt. "Ja ja. Bis gleich, bye."
"Bye, bye."
Ich legte seufzend auf. Das würde sicher ein ganz toller Tag werden.

Ich winkte Linda und ging entspannt zur Bahn Haltestelle.
Da erinnerte ich mich an die ganze Stiefbruder Geschichte und der Knoten auf meiner Brust war gleich wieder da. Ich stieg an meiner Haltestelle aus und klingelte dann bei uns. Mir wurde sofort geöffnet. Langsam schlich die Treppe hoch und meine Mutter öffnete mir oben die Wohnungstür.

Sie strahlte. Hinter ihr stand ein blondhaariger junger Mann der sie zärtlich von hinten umarmte,
aber los ließ als ich herein kam.
"Simon Daynight." meinte er und lächelte.
"Liv Clifton." meinte ich ohne sein Lächeln zu erwiedern.
Dann sah ich Derek. Er hatte blonde zertrubelte Haare und blau grüne Augen. Er musste ungefähr 1, 85 groß sein, so dass ich zu ihm hoch gucken musste.

Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Er lächelte und streckte mir seine Hand hin.
"Derek Daynight."
"Liv Clifton."
"Du bist dann wohl meine kleine Stiefschwester."
Seine Stimme war tief und samtig. Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Pass auf, was du sagst."
Er erblickte meine Mutter (sie konnten noch nicht lange hier sein) und schritt auf sie zu.
"So, sie müssen dann wohl die Perle meines Vaters sein."
Meine Mutter lachte.
Ihr Lachen klang hell und fröhlich.
"Wenn er das so gesagt hat, dann ja. Ich bin Alissa Clifton und sehe wie meine Tochter Liv aus, nur mit schwarzen Locken statt roten." Sie lächelte.
Die großen, grünen Augen hatte ich von ihr geerbt. Darüber war ich jetzt sehr froh.

Derek sah uns drei an, dann meinte er langsam: "Ja, wir sind dann wohl eine Familie."
Ich verschränkte die Arme und fauchte: "Ja, sicher eine ganz glückliche."
Meine Mutter verdrehte die Augen, sah Simon an und formte mit den Lippen lautlos: "Teenie Alarm." .
Da rannte ich auch schon aus dem Flurr herauf in mein Zimmer und knallte die Tür so laut zu, wie es ging.
Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen.
Nach einer Weile begann ich zu weinen. Echt, und das alles nur wegen einem Scheiß Stiefbruder.

Not Your BaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt