Und so geht es weiter...

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Meine Mutter ließ sich zuallerest auf das Sofa neben meine Großtante Linn gleiten und schaute sich dann um. Alle hatten sich vor ihr versammelt, auch Derek und ich.
"Liv, Derek, ihr erklärt uns jetzt sofort was hier los ist!" Simon sah uns durchdringend an.
"Es ist nicht meine Familie", murmelte Derek kleinlaut.
"Das wissen wir auch nicht so recht", gab ich zu.
Oma und Opa drängten sich nach vorne und Oma klopfte meiner Mutter auf die Schulter.
"Na was wohl, Sarah-Schatz, wir haben alle eingeladen, um das hier zu feiern!"
Oma grinste in die Runde.
Das einzige was ich fühlte, war pures Entsetzen. Das konnte nur schlecht ausgehen.
"Danke, Mom. Aber das ist momentan wirklich nicht die beste Idee." versuchte Mom es schnell und undetailiert zu schildern.
"Mein Täubchen, warum das denn nicht?"
Mom sah erst uns Beide an, und dann Simon.
Er nickte nur beinah unmerklich.
"Ich... ich bin schwanger."
Ein Raunen ging durch die Menge meiner Verwandten, gemischt mit dem Weinen der kleinen Emma, die wegen des ganzen Lärms aufgewacht war.
Ich drängte mich durch die Menge zu Onkel Justus und sobald er mich sah, gab er mir gleich mit erleichtertem Gefühl Emma in den Arm.
Sie weinte immer noch.
Ich schaukelte eine Weile mit ihr herum, aber irgendwie half das nicht.
Dann hatte ich eine Idee.
"Derek?"
Ich drängte mich zu ihm durch.
"Was willst du?"
"Könntest du mir helfen die Kleine auf meine Schultern zu setzen und sie dort auch festhalten?"
Ein Seufzen entglitt seinen Lippen, aber er half mir trotzdem.
Vorsichtig setzte er sie auf meine Schultern und hielt sie dort fest.
Das gefiel ihr, sie hörte nämlich auf zu weinen.
Ich ging ein bisschen mit ihr herum (während Derek irgendwie versuchen musste hinterher zu kommen), setzte mich dann mit ihr in den Sessel und lauschte dann den Gesprächen der Erwachsenen.
Die Traube der Familienmitglieder hatte sich aufgelöst und nur noch Oma, Opa, Onkel Justus und Tante Elisabeth standen vor dem Sofa und redeten mit Mom.
Opa kam zu uns rüber und zwickte mich in die Wange.
"Und wie geht es dir, Mäusschen? Wie es aussieht freust du dich ja schon auf dein Geschwisterschen." Er deutete auf Emma, die gerade weg döste.
"Na ja, ein nerviger Stiefbruder reicht mir schon."
Er lachte.
"Glaub mir, du wirst deine Meinung noch ändern, wenn es erstmal da ist."
Ich freute mich ja jetzt schon ein ganz klein wenig darauf, aber es war halt noch mehr, was mich und Derek verband.
Tante Elisabeth kam herüber und nahm mir die nun schlafende Emma ab.
Derek setzt sich neben mich.
"Hey", lächelte er.
Ich sah ihn an und wollte etwas erwiedern, doch dann klingelt das Telefon.
Linda wollte mich heute nochmal anrufen, deshalb stabd ich auf und ging ans Telefon.
"Hallo? Ist da Liv?"
Obwohl es um mich herum laut ist wie sonst was, kam es mir auf einmal so vor, als wäre es totenstill.
Ich wusste es, obwohl ich kaum noch Erinnerungen an ihn hatte.
Ich wusste es trotzdem, genau in dem Moment, in dem ich seine Stimme hörte.
Er war es.
Er war mein Vater.
Es waren ganze 6einhalb Jahre, die ich ihn nicht gesehen habe.
Und in dieser Zeit konnte sich eine ganze Menge Hass aufstauen!
Mein Atem ging auf einmal ganz unkontrolliert.
Was sollte ich sagen? Sollte ich überhaupt was sagen?
"Hallo? Ist da jemand?"
"Was willst du?" Ich wusste nicht, was ich gerade fühlen sollte. Gerade wusste ich gar nichts mehr.
6 einhalb Jahre waren eine lange Zeit..
"Liv. Du bist es. Es tut mir so leid. Alles, wirklich. Sollen wir uns nicht mal ohne deine Mutter treffen? Zu zweit-"
"Nein. Ich will dich nie wiedersehen." Mit diesen Worten legte ich auf.
Ich fühlte mich - ja, wie eigentlich?
Überrascht, enttäuscht, traurig, freudig...
Ich legte das Telefon weg.
"Ist alles okay?" fragt Derek.
Ich nicke.
Doch während ich nicke, beginne ich zu weinen.

Not Your BaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt