Kapitel 28

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Bevor ich mich ins Esszimmer zu meinen Eltern begab, deckte ich meine Kratzer und rote Nase so gut es ging mit einem dicken Abdeckstift ab, doch man sah weiterhin wie fleckig meine Haut war.

Ich zog mir meine Lippen mit einem knallroten Lippenstift nach, um den Blick eher darauf zuziehen. Ohne Frage dafür würde ich mir was von meinen Eltern anhören müssen, da sie etwas dagegen hatte, wenn ich mich mal schminkte.

Es war mir aber lieber, dass sie mir einen Lippenstift und eventuell auch den Abdeckstift abnahmen, anstatt mich mit Fragen zu durchlöchern warum ich so aussah wie ich aussah.

Wahrscheinlich würden sie früher oder später auch so darauf kommen, doch ich wollte dem Gespräch so lange es eben ging aus dem Weg gehen.

Doch würde ich es heute nicht führen müssen, dann morgen oder übermorgen. Das war glasklar, denn blaue Flecken und eine vermutlich gebrochene Nase konnte man nicht lange verstecken.

Ich zog mir noch ein langärmeliges T-Shirt über, um meine blauen Flecken zu verstecken und begab mich dann ins Esszimmer.

Meine Eltern saßen bereits am Frühstückstisch und hatten ihn reichlich gedeckt. Ich nahm allen Mut zusammen und setzte mich ohne ein Wort zu sagen an den Tisch. Meiner Mutter fiel der Lippenstift als erstes auf: "Warum sind deine Lippen so rot? Hatten wir darüber nicht schon gesprochen?"

"Ich finde es aber schön so!", gab ich trocken zurück und griff nach einem Brötchen vor mir. Doch meine Mom ließ nicht locker, sonder befahl mir: "Du machst das sofort weg!" "Nein, ich werde jetzt erst einmal frühstücken."

Im Augenwinkel konnte ich sehen, dass mein Vater meine Mutter mit einer kurzen Handbewegung dazu aufforderte sich zu setzten. Sie tat was er sagte und goss sich einen Kaffee ein.

Ich hätte vermutet, dass sich dieses Gespräch länger hinzieht, doch das gefiel mir so wesentlich besser. Ich sprach zwar kaum mit meinen Eltern, aber ich hatte auch nur ein Gesprächsthema was ich hätte ansprechen wollen. Robin.

Kaum hatte ich wieder an ihn gedacht, sprang ich vom Tisch auf und sagte meinen Eltern, dass ich keinen Hunger mehr hatte. Dann ging ich schnellen Schrittes in mein Zimmer und nahm mein Handy von meinem Nachtisch.

Als ich die Nummer, welche Ethan eingespeichert hatte, fand, drückte ich die Wahltaste. Mein Magen drehte sich um, als mir mein Handy ans Ohr hielt und das Tuten hörte. Jeden Moment würde ich die Stimme meines Bruders hören und er würde mir all meine Fragen beantworten.

Mit Herzklopfen schloss ich zur Sicherheit meine Zimmertür ab und ließ mich auf mein Bett fallen.

"Ja?", fragte dann endlich eine raue Männerstimme. "Hier ist Blaire Silver, ich hab diese Nummer von Ethan. Ist da Robin?"

Lange war es still und ich dachte schon, dass er aufgelegt hätte, doch dann sagte der andere endlich: "Woher kennst du Ethan?" "Ich habe ihn gestern bei den Kämpfen kennengelernt. Er war der einzige dem mein Name etwas sagte.", antwortete ich ihm mit zittriger Stimme.

"Blaire woher weißt du von mir? Doch nicht etwa von Sharon oder?", fragte Robin mich direkt.
Dass er direkt unsere Mutter ansprach, versicherte mir nochmal, dass der Typ auf der anderen Seite er war. Für einen kurzen Moment pochte mein Herz noch schneller.

Etwas stotternd sagte ich: "L...Lange Geschichte. Ich will dich treffen."

Ich musste einige Sekunden auf seine Antwort warten und befürchtete schon, dass er mich nicht sehen wollte, doch dann vibrierte mein Handy. Eine neue Whats App Nachricht von Robin: "Es soll keiner hören. Morgen fahre ich zu dir, wir treffen uns am besten an einem ruhigen Ort. Vorschläge?"

Ich musste kurz überlegen wo uns niemand treffen konnte und trotzdem der beste Ort war, von dem ich schnell abhauen konnte. Er war zwar mein Bruder, doch ich wusste einfach viel zu wenig von ihm. Er hatte mal eine Zeit lang unser Haus gestalkt, irgendetwas stimmt doch nicht mit ihm. Oder reagierte ich da über?

Schließlich sagte ich ihm, dass wir uns um siebzehn Uhr an einer Brücke in der Nähe des Bahnhofs treffen sollten. Ich schrieb ihm nicht zurück, da mich seine Leute über das Handy schlecht hören konnten, ihn jedoch schon.

Wie eigentlich auch erwartet war Robin einverstanden und verabschiedete sich kurz darauf von mir. Kaum hatte er das getan, brach ich in Freudentränen aus. Ich würde nach all der Zeit und all den Lügen endlich meinen leiblichen Bruder kennenlernen.

Doch bei all der Freude erinnerte ich mich wieder an das, was Alex mir erzählt hatte. Die Gang meines Bruders hatte nunmal den Bruder  von Phoe getötet. Vielleicht war er ja doch gefährlich und deshalb verheimlichten meine Eltern ihn vor mir.

Mir schossen auf einmal so viele Fragen durch den Kopf, die mich immer unsicherer werden ließ, was das Treffen anging. Ich meine ich vertraute einem mir völlig fremden Menschen, ohne mir überhaupt Gedanken gemacht zu haben was wäre, wenn er nicht der gute Bruder war.

Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem Zimmer, machte meine Hausaufgaben und dachte dabei über das Ganze stark nach. Während ich der ruhigen Musik, die aus meiner Anlage dröhnte, zuhörte, konnte ich am besten Abschalten und mir Gedanken zu dem Ganzen machen.

In den vergangenen Monaten war so viel passiert und ich hatte so viel Neues über mich erfahren. Als ich anfangs hierhin zog, wollte ich genau das. Geheimnisse, coole Freunde, Verbotenes und eins anderes "Ich". Doch war es ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte.

All das war mit viel mehr Schmerz verbunden, als ich zuvor annahm.

Um mich etwas abzulenken rief ich Luke an und berichtete ihm von meinem Gespräch mit Robin. Doch er war davon nicht so sehr begeistert, wie ich es war.

Etwas sehr besorgt fragte er mich: "Du bist sicher, dass ich nicht doch mitkommen sollte?" "Ja, ich möchte mit ihm alleine reden."

Nach einer kurzen Diskussion willigte ich dann ein, dass er mich wenigstens zur Brücke fahren durfte. Hätte ich ihm das nicht gewährt, hätte er mich vermutlich eher eingeschlossen, anstatt mich mit meinem Bruder treffen zu lassen.

Aber ich fühlte mich auch wesentlich sicherer, dass ich nicht ganz alleine war und, dass Luke sich tatsächlich solche Sorgen um mich machte. Doch was hätte ich auch anderes erwarten sollen nach dem vergangenen Tag. Wir hatten uns nach all der Zeit und den Schwierigkeiten endlich geküsst.

Wie lange ich mir diesen einen Moment gewünscht hatte, und doch hatte ich gleichzeitig so viel Angst vor ihm. Aber damit unserer Beziehung endlich nichts mehr im Weg stand, musste ich noch mit meinen Eltern reden. Dieses Gespräch wollte ich aber erst nach dem Treffen mit Robin führen, da ich dann auch alles ansprechen konnte was mich bedrückte.

Vielleicht war es sogar keine schlechte Idee Robin mit nach Hause zu nehmen, damit meine Eltern mir nicht noch einmal nur die halbe Wahrheit erzählten.

Mit diesem, mich beinah zufriedenstellenden, Gedanken schlief ich letztlich ein.

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So hab es mal wieder geschafft :D

Hey übrigens an all die neuen Menschen, die ich die letzten Tage/Monate dazu gewonnen habe 🙈 Hoffe Euch wird meine Geschichte weiterhin gefallen ❤️

Ihr seid eine so krasse Motivation für mich <3

-Jasmine💕

Fight Until You Die - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt