1 Jahr mit IHM

Prolog

„Hey Trace... könntest du mir ein bisschen Geld leihen?"

Wie ich es hasste sie darum bitten zu müssen... schon seit Monaten liege ich meiner besten Freundin auf der Tasche.

„Klar, kein Problem. Wo hängt es diesmal?", gab sie fröhlich zurück. Ich war echt froh, sie zu haben, denn anders als ich, hatte sie einen mehr als nur gut bezahlten Job in einer riesigen Firma. Ich hingegen hangelte mich von Minijob zu Minijob, doch das Geld reichte vorn und hinten nicht.

„Die Monatsmiete ist wieder fällig und ich hab diesen Monat grade mal fünfzig Dollar übrig..." nuschelte ich niedergeschlagen.

„Ach das macht doch nichts! Ich komm dann mal vorbei, bis später!" verabschiedete sie sich und ich seufzte.

„Danke Trace, wenn ich dich nicht hätte... Bis später", gab ich von mir und legte auf.

Ich bin studierte IT-Spezialistin und hab die letzten Jahre noch von der staatlichen Unterstützung gelebt, die ich als Jahrgangsbeste in ganz Kalifornien bekam. Außerdem hatte ich ein Stipendium, welches mir das Studium erst ermöglicht hatte. Doch selbst als beste IT Studentin von Kalifornien fand ich keinen Job! Das ist einfach zum Haare raufen. Es ist eigentlich überall so. Wenn es mehrere Bewerber gibt, wird immer der männliche bevorzugt. Da kann man noch so gut sein, als Frau hat man kaum eine Chance.

Ich strich mir eine Strähne meines glatten, schokobraunen Haares hinters Ohr und nippte an meinem nunmehr kalten Kaffee. Angewidert besah ich die braune, kalte Suppe aber seufzte. Ich kann es mir nicht leisten Lebensmittel wegzuschmeißen, nur weil sie kalt waren. Augen zu und durch.

Seit drei Monaten zahlte Tracy meine Miete und wenn wir abends ausgingen bezahlte sie auch zum Großteil alles. Dafür war ich ihr auch unendlich dankbar, denn ohne sie könnte ich sowas gar nicht machen. Ich würde wahrscheinlich die ganze Zeit rumsitzen und nachdenken, wie schlecht es mir ging. Aber nach einer Weile hatte ich mich mit meiner Situation zurechtgefunden. Ich musste mich zurechtfinden, denn Trübsal blasen half nichts.