Kapitel 6

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Samstag, 05.Oktober.1999

Und nun saß ich da. Auf einer Wiese, neben einem See, vor einem Volleyballfeld. Es waren einige Leute da, die die Spieler anfeuerten und mit ihnen mitfühlten, wenn die gegnerische Mannschaft einen Punkt machte.

Helena war natürlich auch am Mitfiebern. Nur mich schien das Spiel nicht wirklich zu interessieren. Harry, Zayn und drei andere Jungs waren im einen Feld und irgendwelche andern, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, standen im gegenüberliegenden.

„Mann, Care! Wieso spielen die Jungs heute so scheiße? Das ist das erste Spiel, dass sie seit ein paar Monaten gespielt haben und sie verlieren hochkant!" Sie ließ sich mit einem enttäuschten Seufzer zu mir aufs Badetuch fallen und beobachtete das Geschehen weiterhin mit Begeisterung von hier unten. Vorher war sie gestanden, um besser schreien zu können oder so.

„Harry nimmt gar keinen Ball an! Was ist nur los mit dem? Er war der beste von ihnen!" Sie gestikulierte wild in der Luft herum und versuchte mir zu demonstrieren wie gut Harry im Normalfall war.

„Tja, jetzt ist er es wohl nicht mehr." Ich pustete genervt die Luft aus und verdrehte leicht die Augen. Gottseidank hatte ich eine Sonnenbrille auf, sodass Helena das nicht sehen konnte.

„Sei nicht so eine fade Nocken!" Hel gab mir einen Schubser, sodass ich mein Gleichgewicht ein wenig verlor und ein wenig zur Seite kippte.

„Ich interessiere mich nunmal nicht für Volleyball. Nichtmal dann, wenn ich es versuchen würde!" Sie nervte mich. Ich war doch keine fade Nocken!

Ich bemerkte erst jetzt, dass das Publikum leiser wurde und anfing zu tuscheln.
Natürlich wollte ich auch wissen worüber, deshalb verrenkte ich den Kopf ein wenig, um besser aufs Spielfeld sehen zu können.

Ein Mann, wahrscheinlich der Trainer, stampfte wütend ins Feld und ging auf Harry zu. Der Schiedsrichter, oder wie auch immer der beim Volleyball hieß, zeigte dem anderen Team, dass es eine Auszeit geben würde für ein paar Minuten.

„Kannst du dich nichtmal ein bisschen konzentrieren, Styles?" Er schrie wütend rum und blieb direkt vor Harry stehen. „Ist es so schwer seinen Fokus von privaten Problemen auf das Spiel hier zu verlegen?!"

Selbst ich zuckte zusammen bei der Wortwahl seines Trainers. Wir hatten zum Glück einen Platz nahe am Feld, sodass ich alles genau mithören konnte.

„Ja, ist es! Es ist nicht gerade leicht!" Harry erhob seine Stimme ein wenig. Erst jetzt traute ich mich ihn genauer zu mustern. Er hatte eine gelbe Badehose und eine schwarze Kappe auf, die er verkehrt trug. Dazu eine Sonnenbrille. Ein Shirt hatte er keines an und ich erlaubte mir seinen Körper abzuscannen. Er hatte einige Tattoos und schlecht gebaut war er auch nicht.

„Dann musst du das lernen, Harry!" Der Trainer gab ihm keine Ruhe, er machte ihn fertig. Und ganz ehrlich, wenn ich an Harrys Stelle gewesen wäre, hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt.

„Wissen Sie was? Lecken Sie mich am Arsch. Sie können mich mal." Harry wirbelte mit seinem Fuß etwas Sand vom Beachvolleyballfeld auf und schleuderte es in die Richtung des Trainers. Auch sein Mittelfinger war schön in die Richtung des fassungslosen Mannes gerichtet, während er wütend aus dem Feld stapfte und Richtung See verschwand.

In der Menge wurde es wieder etwas lauter und man hörte von überall Wortfetzen, wie 'Hast du das gesehen?' oder 'Was der sich traut...'. Kein einzig positives Kommentar über Harrys Reaktion. Ich musste zugeben, ich bewunderte ihn ein wenig dafür, was er gesagt und getan hatte. So viel Mut musste man erst mal zusammenbringen.

Zu spät (Harry Fanfic) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt