Kapitel 5

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Samstag, 05. Oktober. 1999

Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel.
Ich sah akzeptabel aus. Der schwarze Blazer zu meiner schwarzen Hose, die aussah wie die eines Anwalts, passten mir wie angegossen. Darunter die weiße Bluse und die zierliche Goldkette um meinen Hals, ließen mich authentisch und freundlicher wirken. Meine Haare waren zu einem einfachen Dutt gebunden und meine kleine schwarze Tasche, die ich mir unter die Achseln geklemmt hatte, passte auch optisch sehr gut zu meinem Outfit.

Jetzt musste ich nur noch dieses dämliche Aufnahmegespräche mit dem Direktor der Uni hier machen und dann würde mein Plan vielleicht sogar aufgehen. Ich könnte vielleicht endlich wieder weiterstudieren. Ich lächelte mich im Spiegel siegessicher an und strich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

„Wow... So rockst du das Gespräch mit dem Rektor sicher." Helenas Gesicht tauchte hinter mir im Spiegel auf und ich lächelte sie breit an.

„Denkst du?" Unsicher sah ich an mir runter. „Ist es eh nicht zu viel? Hab ich nicht übertrieben?" Mein Blick traf ihren und sie schüttelte leicht den Kopf.

„Nein. Du siehst perfekt aus. So erwachsen." Sie musste etwas lachen und ich kicherte ebenfalls leise vor mich hin.

„Danke." Ich ging einen kleinen Schritt auf sie zu und umarmte sie kurz. Irgendwie war diese Umarmung für mich notwendig. Sie gab mir Mut.

„Viel Glück, das wird schon." Helena strich mir ein letztes Mal über den Rücken und wir lösten uns wieder voneinander.

Ich roch nach Shampoo und ein wenig Parfum. Perfekt. Ich würde jetzt nicht rauchen, ich sollte nicht gleich beim ersten Gespräch nach Zigaretten stinken - so sehr ich auch gerade das Verlangen nach einer hatte.

„Danke!" Damit verschwand ich aus der Tür und ging schnurstracks den Gang entlang zum Ausgang. Ein schneller Blick auf meine Handyuhr verriet mir, dass es 8:45 Uhr war. Um 9:00 war mein Termin mit dem Direktor.

Zugegeben, ich war ein wenig nervös. Ich hatte schon lange kein so ernstes und wichtiges Gespräch führen müssen. Ich hatte etwas Angst, dass ich versagen würde.

Positiv denken, Care.

Schnellen Schrittes ging ich zu meinem Wagen. Die Uni war nicht weit von hier, Helena hatte mir den Weg gut beschrieben. Sie war zwei Gassen vom Campus entfernt. Wäre ich nicht ohnehin so spät dran, würde ich zu Fuß gehen.

Stürmisch öffnete ich die Türe, warf meine kleine Handtasche auf den Beifahrersitz und schwang mich auf meinen Sitzplatz. Die Tür flog wie von automatisch mit einem lauten Knall hinter mir zu und ich fuhr aus der Parklücke, sobald ich den Motor gestartet hatte.

Ich fand die Uni sofort, Hel's Wegbeschreibung hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und ich fuhr auf den kleinen Vorhof, um mich dort bei den anderen Autos einzuparken.

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Meine Beine wippten nervös auf und ab, als ich in dem kleinen Wartezimmer saß und darauf wartete, dass mich die kleine, blonde Sekretärin endlich aufrufen würde.

Ich saß seit 7 Minuten hier und wartete, dass sie mich endlich in das Büro des Rektors schickte. Ungeduldig beobachtete ich die Zeiger der großen Wanduhr, wie jede Sekunde verstrich.

„Caroline Starc, Sie können jetzt hineingehen." Ich nickte ihr dankbar zu, stand auf und wischte meine schwitzigen Hände nochmals an meiner Hose ab, bevor ich mich aufrichtete und versuchte - so selbstbewusst wie möglich-ins Zimmer zu gehen. Es gelang mir sogar teilweise.

Ich betrat den großen Raum, man könnte es fast schon als Saal bezeichnen. Er war riesig. Noch bevor ich den Rektor hinter seinem Schreibtisch wahrnahm, wanderten meine Augen die deckenhohen Bücherregale auf und ab. Das hier muss also das Paradies der Leseratten sein.

Zu spät (Harry Fanfic) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt