7. Der Krieg beginnt

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Aus dem Augenwinkel bekam Isaac gerade noch mit, wie Stiles die bewusstlose Lydia vorsichtig hoch hob und an den Rand des Spielfelds in Sicherheit trug. Stiles konnte sich selbst nur noch mit größter Mühe auf den Beinen halten und es verwunderte Isaac um so mehr, dass er noch genug Kraft aufbringen konnte, um einen weiteren Körper in Sicherheit zu wiegen.

Allerdings galt seine Aufmerksamkeit schnell wieder der Gefahr selbst, dem Alpha, der ihm direkt gegenüber stand und mit rot glühenden Augen angriffslustig musterte. Speichel triefte zwischen seinen gelben Zähnen, aus seinem nach Blut und Fleisch stickenden Maul hervor, während seine Krallen angespannt zuckten.

Derek hatte es Isaac aus gutem Grund untersagt, etwas auf eigene Faust gegen den anderen Alpha zu unternehmen und er würde ihn für sein jetziges Handeln vermutlich direkt zum Teufel jagen (vorausgesetzt, Isaac überlebte diese Nacht). Isaac war sich durchaus bewusst, dass sein Verhalten einem ungewollten Selbstmordversuch gleich kam, doch er konnte nicht einfach zusehen, wie dieses Ungetüm noch jemanden verletzte. Er hatte die Macht etwas zu tun, zu helfen. Wie konnte er da einfach abhauen und nichts tun? Wie konnte er mit einem guten Gewissen weiter leben, wenn er vor dem Alpha geflüchtet wäre?

Derek wäre vermutlich weg gegangen. Nicht aus Angst, sondern weil es nicht sein Leben und somit auch nicht sein Problem war, doch Isaac war nicht wie er. Er war nicht als Werwolf geboren und aufgewachsen. Er war einst ein Mensch gewesen und in Momenten wie diesen spürte er, dass immer noch ein Funken Menschlichkeit in ihm existierte, denn Derek nie gehabt hatte. Und genau dieser Funken brachte ihn jetzt dazu zu Kämpfen.

Seine Sinne waren bereits geschärft und eine angespannte Atmosphäre breitete sich zwischen ihm und seinem Gegner aus, wie eine schwere Rauchwolke, die alles Leben erstickte. Isaac nahm jedes Geräusch in der Ferne, jede noch so kleine Bewegung zwischen den Bäumen und unendlich viele verschiedene Gerüche mit höchster Intensität war. Alles um ihn herum konnte in dem bevorstehenden Kampf zum Vor- oder Nachteil für ihn sein und er hatte nicht viel Zeit, sich darauf vor zu bereiten.

Er versuchte den ersten Angriff seines Gegners zu erahnen, um rechtzeitig darauf reagieren zu können, doch ohne Erfolg. Trotz seinen übernatürlichen Fähigkeiten und den vielen Kampftechniken, die er beherrschte, traf ihn die Faust des Alphas ohne jede Vorwarnung an der linken Schläfe. Er hatte sie nicht einmal kommen sehen, da spürte er schon, wie der darauf folgende Schmerz durch seinen Kopf bebte. Mit einem lauten Schmerzensschrei ging der junge Werwolf zu Boden und versuchte so schnell wie irgendwie möglich wieder auf seine Beine zu kommen. Doch der Alpha packte ihn an den Fußgelenken und zog Isaac wieder zu sich hin. Jeder Versuch sich von ihm los zu reißen war reinste Kraft Verschwendung und Isaacs bemühte sich, nicht in Panik zu geraten. So schnell würde er nicht die Kontrolle verlieren, das durfte er nicht, falls er überleben wolle.

Das Monster lehnte sich Macht demonstrierend über ihn und wirkte nun noch größer und bedrohlicher als zuvor. Isaac versuchte fast schon verzweifelt sich aus dessen Griff zu befreien und trat unkontrolliert um sich. »Lass mich los, du dreckiger Bastard!«, schrie er ihm entgegen und seine Worte hallten über das Leere Spielfeld. Der Alpha antwortete ihm mit einem tiefen Knurren und der junge Wolf hätte schwören können, dass es eigentlich ein finsteres Lachen war. Das Geräusch aus der Kehle des Alphas jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken und lies sämtliches Blut in seinen Adern gefrieren. Doch er hatte keine Zeit um Angst zu haben. Jede Bewegung, die er in den nächsten Sekunden machte, konnte über sein weiter Leben entscheiden und nachdem er dem Alpha mehrfach vergeblich gegen den Brustkorb getreten hatte, konnte er endlich einen richtigen Treffer landen. Der Alpha geriet nur für wenige Sekunden ins wanken, doch das reichte Isaac schon aus, um sich aus seinem Griff zu entwinden.

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