„Hast du vor, mir zu verraten, wohin wir gehen?" Die Blonde schielte den jungen Mann neben ihr fragend an und hoffte auf eine Antwort. Langsam wurde sie nervös. Auch wenn sie sich komischerweise nicht unbedingt unwohl fühlte.
„Du bist ganz schön neugierig."
„Das ist keine Antwort auf meine Frage"
„Nein"
Klasse. In einem Moment hielt Sebastian ihr einen Vortrag über ihre Persönlichkeit und ihre teilweise nervigen Eigenschaften und kurz darauf entlockte man ihm nur noch einsilbige Antworten. Selbst Anabelle, die sonst auf irgendeine Weise jeden verstehen konnte, verzweifelte an diesem Jungen.
„Also... seit wann lebst du in New York?" Vielleicht konnte sie ihn durch ein wenig Small – Talk dazu bringen, sich ein wenig zu öffnen.
Das überhebliche Grinsen und seine hochgezogenen Augenbrauen verrieten ihr aber, dass er nicht der Typ dafür war und sie außerdem durchschaute. Er warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu, antwortete ihr schließlich aber trotzdem.
„Erst seit ein paar Monaten."
Belle sah ihn weiterhin fragend an und er seufzte resigniert.
„Ich habe vorher in Europa gewohnt"
„Europa? Wow. Wo in Europa?" Jetzt war Anabelles Interesse ehrlich geweckt. Sie fixierte ihn weiterhin und zeigte ihm jetzt offen ihre Neugierde. Er lachte kurz in sich hinein und schüttelte leicht den Kopf.
„Zwischen Deutschland und Frankreich"
Die Blonde runzelte die Stirn. Zwischen Deutschland und Frankreich lag höchstens die Schweiz. Und wenn sie Sebastian so ansah, dann hätte sie nicht auf die Schweiz getippt. Eher Frankreich... oder vielleicht Italien? Nein. Dazu war er zu blass. Eher Frankreich. Sie konnte sich ihn perfekt in einem Pariser Café vorstellen.
Er bemerkte offensichtlich ihre Verwirrung, aber anstatt ihr eine Erklärung zu liefern, wurde sein Grinsen nur noch breiter. Seine Undurchschaubarkeit reizte Anabelle, aber sie wusste, dass das exakt sein Ziel war und diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben. Daher fragte sie unschuldig weiter, nicht ahnend, was darauf folgen würde.
„Was hat dich dazu gebracht, in die USA zu ziehen?"
Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Oder zumindest hatte er gehofft, dass sie sie nicht stellen würde. Er setzte eine neutrale Maske auf, was aber nur verriet, dass er mit sich rang, ob er es ihr sagen sollte oder nicht. Normalerweise hätte Anabelle ihm jetzt eine Antwort erspart, aber sie wollte es wissen. Er hatte eine perfekte Fassade um sich herum aufgebaut. Man konnte fast nichts von seiner Persönlichkeit erkennen, was er nicht absichtlich zeigte und offen präsentierte. Und das hatte bei ihr nur zur Folge, dass ihre Neugier noch stärker wurde.
„Sebastian?"
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig", fauchte Sebastian plötzlich und sein Gesicht verzog sich für einen Moment zu einer bösartigen Fratze. Erschrocken zuckte Anabelle zurück und strauchelte einen Schritt von ihm weg. Für einen Moment durchflutete sie ein Schwall von Angst, der sie genug ablenkte, dass sie ihr Gleichgewicht verlor und beinahe Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte. In letzter Sekunde spürte sie zwei Arme, die sich um ihre Taille schlossen und sie wieder in eine aufrechte Position brachten.
Scheinbar sah sie immer noch reichlich erschrocken aus, denn Sebastians Miene nahm, sobald er sie ansah, einen weicheren Ausdruck an.
Dabei hatte sie sich nicht erschrocken, weil er plötzlich so bösartig aussah – zumindest nicht hauptsächlich – schließlich hatte ihr Instinkt ihr von Anfang an gesagt, dass er unberechenbar und gefährlich war. Aber sie hatte sich für einen Moment wirklich sicher bei ihm gefühlt. Natürlich waren sie sich noch immer fremd, aber sie hatte nicht das Gefühl gehabt, als würde Sebastian ihr etwas antun wollen. Sie hatte für einen Augenblick vergessen, wen sie vor sich hatte. Sie hatte ihn einfach nur als einen Jungen gesehen, der mit ihr durch New York lief und von dem sie mehr erfahren wollte, um ihn besser einschätzen zu können.
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City of...wait what?
FanfictionAnabelle kehrt nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris wieder nach New York zurück, wo sie endlich wieder bei ihrer Familie und ihren Freunden sein kann. Unter anderem auch Clary Fray und Simon Lewis. Doch wer sind all diese neuen "Freunde" der b...