Chapter 8

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So sehr sie sich auch bemühte, Anabelle gelang es nicht, ihre Fassung wieder zu erlangen. Was sie sah, war einfach ein gewaltiges Stück zu bizarr.

Sie spürte, wie Sebastian sich hinter ihr anspannte. Sie konnte ihren Blick nicht abwenden, aber sie spürte, dass Sebastians Augen nicht in die gleiche Richtung starrten, sondern auf ihr lagen. Er beobachtete sie. Sie.

Ein weiteres hohes Kreischen holte Belle aus ihrer Schockstarre und sie zuckte erschrocken zusammen.

„Was zum...", fing sie an, wirbelte zu Sebastian herum und fing seinen Blick ein. Aber in ihm lag nicht der erwartete Schock, sondern Neugier. Er sah sie gespannt an und musterte sie von oben bis unten. Etwas Befremdliches lag in seinem Blick. Anabelle runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, was es war. Er sah sie an, wie ein Forscher, der eine Katze gefangen hatte, nur um festzustellen, dass es ein weißer Tiger war. Selten und überaus kostbar. Zum ersten Mal sah sie für einen Moment ehrlichen Respekt in seinen Augen. Doch dieser Moment verflog so schnell, wie er gekommen war und stattdessen kräuselten sich seine Lippen zu einem süffisanten und berechnenden Grinsen.

„Was ist?", fragte er sie gespielt besorgt. „Alles okay? Was siehst du denn da hinten?"

Abermals klappte Anabelle der Mund auf. Aber dieses Mal lag es an Sebastians Dreistigkeit. Für wie blöd hielt er sie eigentlich?

Es war unmöglich, dass er die Schreie nicht gehört hatte und genauso unmöglich war es, dass er dieses... Ding... nicht sah, dass diese ohrenbetäubenden Geräusche verursachte und mit jedem Schrei wütender klang.

„Willst du mich verarschen?", fuhr sie ihn jetzt wütend an. Er gab sich nicht einmal Mühe, ehrlich besorgt oder schockiert auszusehen und er wusste ganz genau, was vor sich ging und hielt sie mit voller Absicht zum Narren. Der Tag war lang gewesen und was genug war, war genug.

„Also wirklich. Spricht man so mit einem Gentleman?"

„Du bist vieles, aber kein Gentleman", fauchte sie und schüttelte energisch den Kopf.

„Gewährt mir diesen einen Wunsch und haltet die Klappe! Ich hasse streitende Liebespaare!"

„Wir sind kein..." Die Blonde unterbrach sich, als sie erkannte, von wo dieser Ausruf kam. Er kam aus der gleichen Richtung, wie die Schreie.

Entschlossen wandte sie sich ab ging nach kurzem Zögern zu jenem verheißungsvollen Baum, dessen einer Zweig bläulich aufleuchtete und den zwei glitzernde, sich bewegende Blätter schmückten. Als sie unter den Baum trat und ein kleines Stück nach oben sah, begegneten ihr zwei kleine Äuglein, die sie gereizt anfunkelten. „Ja, genau euch meine ich. Starr mich nicht so dreist an, Mädchen!", bemerkte eine zarte, männliche Stimme.

Mit einem lauten Schrei, taumelte Belle einen Schritt nach hinten und prallte sofort gegen Sebastian, der ihr lautlos gefolgt war.

„Und jetzt schreit es auch noch", beklagte sich das Wesen im Baum theatralisch und schlug sich die winzigen Händchen über dem Kopf zusammen. „Und du hör auf zu Lachen!", fuhr es jetzt noch wütender fort und meinte damit garantiert Sebastian, dessen Brust verdächtig bebte.

„Ist das ein Trick? Hast du es dir zur Aufgabe gemacht, mich zu erschrecken?" Ihre Stimme klang heiser. Ob vor Schock, Überwältigung oder Wut wussten die Götter.

„Nicht im geringsten, Prinzessin. Du siehst es doch mit eigenen Augen." Sebastian hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und raunte in ihr Ohr.

„Aber es ist unmöglich", hauchte sie atemlos.

„Der erste Schritt ist, darauf zu vertrauen, was man sieht."

Belle versuchte ein letztes Mal, sich davon zu überzeugen, dass das alles nur eine Illusion war und kniff stur die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass sie beim Öffnen kein verrücktes, sehr wütendes Flügel – Glitzer Wesen vor ihr in den Ästen hängen sehen würde. Vergebens. Sie schlug die Augen auf und sah noch immer, wie das kleine Wesen an etwas herumriss, in dem es offensichtlich fest hing.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 27, 2016 ⏰

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