Kapitel 32 - words

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„Wie fühlen Sie sich heute?“ fragt mich die Frau. Ich lächle ihr aus Höflichkeit zu und lege den Kopf schief. Ihr Dutt ist wieder einmal perfekt. Die Haare liegen stramm am Kopf an und das Licht bildet einen Schimmer auf ihrer Kopfhaut. Es wird reflektiert.

„Ich weiß es nicht.“ Antworte ich ehrlich. Wieder einmal fasst sie sich an die Brille und hebt sie von der Nase ab. Sie lässt sie herab sinken, überschlägt die Beine, legt einen Arm über das Bein und faltet die Brille zusammen. Ihr blaues Kostüm ist wunderschön und die weiße Bluse passt perfekt zu dem Gesamtbild. Außerdem sind ihre schwarzen Lackschuhe wirklich harmonisch zu allem. Aber ihre Mimik, trotz der tollen, teuren Schminke, ist ernst und blickt mich starr an.

„Joanna.“ Seufzt sie. Danach blinzelt sie ein paar Mal schnell und atmet tief ein und aus. Ihr Blick richtet sich kurz Richtung Fenster, aber danach wieder zu mir. Wäre mein Rücken nicht schon durchgedrückt, würde ich mich jetzt automatisch aufsetzen. Meine Hände liegen gefaltet in meinem Schoß, meine Füße stehen ohne Lücke parallel nebeneinander und das Kleid welches ich trage, liegt perfekt an. Es hat einen geblümten Stoff mit leichtem weißen Kragen und einem fallenden Rock. Es ist ein Sommerkleid. Und laut Danielle betont es meine Augen durch den starken Kontrast von meeresblau und grasgrün.

„Ja bitte?“ erwidere ich.

„Wir sind jetzt seit zwei Wochen immer noch an diesem Punkt. Wieso sagen Sie mir nicht, wie Sie sich fühlen? Ist es ein Geheimnis? Wollen sie es nicht sagen?“ fragt sie mich. Sofort zuckt mein Kopf zurück, weil ich es als gemein empfinde.

„Nein.“ Antworte ich also langsam. „Das ist die Wahrheit. Ich weiß nicht wie ich mich fühle.“

„Okay.“ Meint sie und notiert etwas auf dem Notizbuch, das neben ihr auf dem Tischchen steht. Sie legt den Kugelschreiber danach wieder weg und zieht die Brille wieder auf. Natürlich passt auch die Farbe des Gestells zu ihrem Outfit. Hatte ich die saphirblauen Ohrringe erwähnt?

„Wir machen jetzt ein Spiel, einverstanden?“ fragt sie und ich nicke, weiterhin lächelnd. „Ich sage ein Wort und du sagst mir deinen aller ersten Gedanken. Bereit?“ Ich nicke wieder und muss immer noch lächeln. Dann geht es auch schon los.

„Apfel.“

„Rund, grün, essbar.“

„Banane“

„Lang, Gelb, essbar, Harry isst es gerne.“

„Blau“

„Wie die See.“

„Rot“

„Wie Blut“

Mein Lächeln bleibt weiterhin auf meinen Lippen. Aber irgendwie wundert mich dieses Spiel. Es ist, als wolle sie mich auf etwas vorbereiten. Als würde sie mich testen wollen. Ein Apfel ist ein harmloser Gegenstand, etwas alltägliches eigentlich. Und das ich ihn als rund, grün und essbar beschreibe müsste eigentlich ebenso normal sein. Aber nur drei Beispiele weiter hat sie mich bereits bei dem Wort „Blut“ was eventuell als normal angesehen werden kann, aber wenn sie mir auch nur wenige Sekunden gegeben hätte, um über das Wort nach zu denken, wäre ich wieder bei Lii gelandet und dem roten Lächeln, dass plötzlich auf ihrer Kehle war.

„Baum.“  Sagt sie und ich sehe daran, wie sie die Augenbrauen hochzieht, dass sie sich bereits ein neues Wort ausdenkt.

„Freiheit“ erwidere ich. Sofort ist sie es, die zurück zuckt. Sie mustert mich kurz, nickt und notiert sich etwas. Harry meinte, ich solle mich durch diese Notizen nicht stören und einfach nur mit der Dame reden. Es würde mir helfen, meine Gefühle auf die Reihe zu kriegen und mich schneller an zu passen, hatte er gesagt. Danielle hatte daraufhin nur genickt und ihm Recht gegeben. Ihre Hände hatten meine umklammert, als ich eingewilligt hatte.

Warrior ~ Harry Styles u. Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt