Kapitel 41 | Etwas verloren

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Die Tage vergingen und Finn hatte bis jetzt noch kein Wort mit mir gewechselt. Durch seine Schulter konnte er auch nicht beim Training teilnehmen, sodass ich wirklich alleine zurück blieb. Jetzt war es wirklich wie jedes Jahr. Ich striff alleine über den Hof, erledigte meine Aufgaben um dann meine freien Nachmittag auf dem Hügel zu verbringen und dort zu lesen.

Die Gewohnheit war wieder eingekehrt und ich hasste es. Ich hasste dieses Leben was ich grade Jeden Tag lebte. Alles war gleich. Alles so wie jeden verdammten Sommer. Aber dieser Sommer war nicht wie jeder Sommer und er durfte auch nicht enden wie jeder Sommer.

Bis auf ein paar kurze Blicke hatte Finn mich komplett ignoriert und immer wenn er den Blick hasserfüllt von mir abwendete, schien mein Herz in tausend Stücke zu springen und mir stiegen wieder Tränen in die Augen.
In den letzten paar Tagen war ich wieder öfters bei den Pferden. Ich trat also meine normale Arbeit im Stall wieder an damit ich was zu tun hatte und ich mich ablenken konnte. Wir hatten jetzt eh mehr zu tun. Eine Stute war schwanger und sie würde in den nächsten Tagen ihr Fohlen auf die Welt bringen. Das war immer ein Riesen Ereignis hier und bis dahin war sogar ein Teil der stallgasse für die Teilnehmer abgesperrt.

Auch jetzt grade stand ich wieder im Stall, an der Box von Levina. Die Stute die bald Fohlen sollte. Heute war wieder einer dieser freien Tage, daher wusste ich eh nicht was ich machen sollte, also könnte ich der süßen mal Gesellschaft leisten.
Es war nicht ihr erstes Fohlen, was sie auf die Welt bringen würde. Also waren wir, also auch Levina relativ entspannt.

In meinen Gedanken verloren stand ich vor der Box. Levina hatte ihren Kopf aus der Boxentür gestreckt und ließ sich von mir über den Kopf streicheln, was sie fast zum einschlafen brachte.

Heute Abend war wieder das Fest auf dem Gelände des Jungenzentrums. Da mein vater irgendwie mitbekommen hatte das es mir nicht gut ging, zwang er mich da auch hin zu gehen. Was vielleicht nichtmal so eine schlechte Idee war. Ablenkung war immer gut.

Den ganzen Tag über machte ich mir schon Gedanken ob Finn auch da sein würde. Ich würde ihn ja fragen, aber ich glaube das beste wäre ihn einfach in Ruhe zu lassen, obwohl mir noch nie etwas so schwer gefallen war.

Nachdem ich mich von Levina verabschiedet hatte machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Immerhin war es ja schon fast 18:00Uhr und wenn ich noch auf das Fest wollte, musste ich mich langsam mal umziehen. Also gesagt getan.
Eine schwarze kurze Jeanshorts und ein hellgraues T-Shirt waren mein 'Outfit of the day'.

Genauso schnallte ich mir auch PeterPan und legte mit ihm ganz gemütlich im Schritt den Weg in die Stadt zurück.

Auf dem Gelände angekommen war die Party schon im vollen Gange. Obwohl es erst 20:00Uhr und noch nichtmal richtig dunkel war. Die Sonne ging lediglich grade über den Dächern der Stadt unter.
Trotz allem waren die ersten aber anscheinend schon gut betrunken.

Ich entdeckte ein paar aus dem Lehrgang. Simon, Clara, ihren komischen Bruder und noch ein paar von Claras Anhängseln. Auch Wes war mit seiner Gruppe hier. Na toll. Wieso hatte ich mich nochmal drauf eingelassen hier alleine hin zu kommen? Anscheinend war nichtmal Finn hier. Beim DJ-Pult entdeckte ih sogar ein paar Mädchen und Jungs aus meiner Schule. Aber zu denen würde ich mich ganz bestimmt nicht dazu gesellen.

Mein erster Gang ging also zur provisorischen Bar, wo ich mir schnell eine ganz normal Cola holte. Damit setzte ich mich auf die Terasse des Gebäudes und beobachtete die Party von hier aus.

Es wurde immer dunkler und mittlerweile erhellten nur noch die Sterne und die Lichterketten, die als Dekoration dienten, den Veranstaltungsort. Es wurde wild getanzt und an manchen stellen auch schon rumgeknutscht. Cool. Alles wie immer.

Alle waren irgendwie in einer Gruppe unterwegs oder zumindestens mit einer Freundin. Ich fühlte mich schon ein bisschen verloren.

Plötzlich setzte sich jemand neben mich, doch ich war zu sehr in Gedanken versunken um meinen Blick von der Party Geselschaft abzuwenden.

"Warum so alleine?", Simon. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah ihn wie er genauso wie ich vor einigen Sekunden in die Party starrte. Seine braunen Haare fielen ihm ins Gesicht. Sie wirkten in der Dunkelheit schon fast schwarz. Seine Augen wurden nur von dem Licht der Lichterketten erhellt was sie so aussehen ließ als würden sie Glühen.

Ich wendete meinen Blick wieder ab und starrte in die Party. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ne weile saßen wir nebeneinander und keiner sagte ein Wort. "Dir ist schon klar das man hier Spaß haben sollte?", kam es jetzt von Simon der seinen Kopf zu mir drehte und mich angrinste.
Ich musste schmunzeln. Stimmt. Spaß. Da war ja was.

Wieder wendeten wir beide den Blick ab. Simon nahm noch einen Schluck aus seinem Becher und stellte ihm neben sich ab. Er stand auf und stellte sich vor mich. "Komm!", er streckte mit seine Hände entgegen. Etwas verwirrt sah ich ihn an. "Komm wir tanzen.", sagte er lächelnd und hielt mir immernoch seine Hände hin.

Ohne nochmal großartig zu überlegen nahm ich seine Hände und er führte mich zur Tanzfläche. Ich hatte bis jetzt nur einmal mit Finn getanzt, aber da sollte es ja keinen große Unterschiede geben oder?
Anscheinend doch. Er schlang seine Arme um meine Hüfte und mir viel es am Anfang sehr schwer mich seinen Bewegungen anzupassen. Sein Gesicht war nur wenige milimeter von meinem entfernet und ab und zu striff er mit seiner Nase meine Wange oder Schläfe. Immer wieder suchte er Augenkontakt.
Aber irgendwann spielten wir uns ein sodass ich dachte das wir jetzt wohl nicht mehr wie die letzten Volldeppen aussehen. Meine Arme Legte ich um seinen Hals.
Ich fing sogar an wirklich noch etwas Spaß zu haben.

Doch dann entdeckte ich Finn. Er stand ein paar Meter hinter Simon und beobachtete uns mit zusammengekniffenen Augen. Sofort versteifte ich mich.

"Alles ok?", fragte mich Simon. Auch er hörte auf zu tanzen und sah auf mich hinunter. "Ich muss heute nochmal nach Levina sehen.", sagte ich schnell und ließ ihn los. Auch er entfernte seine Hände von meinen Hüften. "Tut mir leid.", sagte ich noch schnell und drückte ihn kurz. "Aber ich hatte noch Spaß.", sagte ich lächelnd und verschwand so schnell ich konnte von der Tanzfläche Richtung Ausgang zu meinem Pferd.

Als ich gerade das Gartentor hinter mir schloss packte mich aufeinmal etwas und hielt mir den Mund zu. Ich wollte aufschreien doch durch die Hand wurde mein Schrei gebremst.
"Wohin den so eilig?", hauchte eine raue, ekelhafte und stinkende stimme in mein Ohr. "Die Party geht doch grade erst los."

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und ich erkannte wer mich da festhielt. Claras Bruder.

Doch nicht wie jeder Sommer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt