Kapitel 38 | Wesleys Rache

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Die Hufe unserer Pferde jagten über den Boden und wirbelten Staub hinter uns auf.
Mittlerweile waren ein paar Tage seit dem Tunier vergangen und ein Teil der Kursteilnehmer und ich jagten durch den Wald. Konditionstraining.

Finn und ich hatten nicht mehr über unseren Kuss gesprochen. Wie als wäre es nicht passiert. Aber das war auch gut so, trotzdem hatte ich nach dem Tunier eine schlaflose Nacht verbracht.
Liebte ich ihn? Ich wusste es nicht. Es fühlte sich so seltsam an. Wobei ich immer ein flattern in meiner magengegend bekam, wenn ich ihn sah. Trotzdem.
Es schien mir richtig, diesen Vorfall einfach zu vergessen und so gut es ging aus meinem Kopf zu verbannen.

Wir galoppierten eine Kurve entlang. Aufeinmal tauchte ein niedriger Baumstamm auf dem Weg auf. "Eine Pferdelänge abstand und Zügel aufnehmen!!", brüllt ich über meine Schulter hinweg. Dann hüpfte Pan auch schon mit mir über das kleine Hinderniss, was allerdings kein großer Akt war, über den Baumstamm wäre selbst von meinem Onkel das Pony gesprungen.
Der Sprung war zwar nicht geplant, trotzdem schafften ihn alle, worüber ich ziemlich froh war. Wenn jetzt noch was passiert wäre dann wäre der Tag echt für den Arsch gewesen.

Bei der nächsten Kurve bogen wir wieder rechts ab. Vor uns offenbarte sich eine exakt gerade Strecke, perfekt zum sprinten. Ich gab ein Handzeichen an meine Gruppe und dann sprinteten wir auch schon den Waldweg entlang. Eigentlich liebte ich diese Art von Training, aber in meinem Kopf war da grade kein Platz für.

Plötzlich kamen an der nächsten Kreuzung noch eine andere Gruppe auf unsere Strecke geschossen. Wesley.
Auch seine Gruppe galoppierte den Waldweg entlang. Dieser Art von Training hatte er sich bei uns abgeschaut. Vollidiot.

"Wir überholen!", rief ich meiner Gruppe zu und trieb Pan nochmal zusätzlich an. Es dauerte nicht lange bis wir an Wesley und dem Rest aufgeschlossen hatten. Aber anscheinend hatte er den Braten gerochen und er und seine Gruppe ließen uns keinen Platz zum Überholen.
Wieder vernahm ich zusätzliches Huf Geklapper und Finn schoss mit Clara und ihrem Bruder und deren Freunden auf den Weg. Augenblicklich musste ich grinsen. Jetzt war Wesley eingekesselt.

"Was wird das wenns fertig ist?", schrie er und drehte sich zu mir um. "Wir wollen nur überholen Wes!!", grinste ich.
"Ach wenns nur das ist!!", schrie er wieder und trieb sein Pferd nochmal an. Er galoppierte zu Finn vor und hob seine Gerte hoch. Ich bekam große Augen. Das würde er nicht wirklich tun.
Wes ließ die Gerte auf den Hintern von Finns Pferd schnellen welches sich augenblicklich aufbäumte und ausschlug. "Runter vom Weg!!!", brüllte ich meinen Teilnehmern zu und galoppierte vor zu Finn und Wesley. Finns Pferd rastete völlig aus, er versuchte es zum stehen zu bringen, das gelang ihm aber auch nicht richtig. Auch ich und Wes blieben stehen.
"Ruhiig Luzifer!!", rief ich und versuchte Finns Pferd zur Besinnung zu bringen. "Das war dafür das ihr gewonnen habt.", grinste Wesley und verschwand mit seiner Gruppe im Wald. Während ich ihm fassungslos hinterherschaute vernahm ich plötzlich ein schmerzhaftes stöhnen und wie etwas auf den Boden knallte. Blitzartig drehte ich mich um und sah auch schon Luzifer an und vorbei schießen. Finn lag am Boden und sein Gesicht war schmerzverzerrt.

Sofort sprang ich vom Pferd und rannte zu Finn. Auch die anderen Teilnehmer versammelten sich um uns. "Geht das Pferd suchen!!", wies ich sie an und schon verschwanden sie alle, bis auf Simon. Der blieb stehen und stieg auch vom Pferd ab.
Ich kniete mich zu Finn. "Alles ok?!", fragte ich ihn panisch. Wenn er irgendwie verletzt ist würde ich Wes höchstpersönlich umbringen. "Keine Sorge alles gut.", keuchte Finn. Er hatte schmerzen. Das sah man ihm an. "Lüg nicht!", sagte ich und nahm sein Gesicht in meine Hände.
Er lachte halbherzig und verzog darauf sofort wieder das Gesicht: "Jeder gute Reiter fällt mal vom
Pferd."
Ich musste auch kurz auflachen, wie er es selbst in so einer Situation so gut drauf zu sein war mir schleierhaft.
"Hilf mir!", ich drehte mich zu Simon, welcher auch sofort zu uns kam. Zusammen halfen wir Finn aufzustehen. Finn musste wieder schmerzhaft aufstöhnen und das verursachte meinen Herzen einen Stich.
Ich stütze Finn von der einen, Simon von der anderen Seite. "Kannst du ihn aufs Pferd geben?", fragte ich Simon, dieser nickte und schaffte es tatsächlich Finn aufs Pferd zu heben. Dankbar lächelte ich Simon an und stieg dann vor Finn aufs Pferd. "Wie hast du es denn geschafft alleine aufzusteigen ohne mich?", grinste Finn um seine Schmerzen zu verstecken. Ich nahm einfach seine Arme und schlang sie um meine Hüfte. Er hingegen legte seinen Kopf auf meine Schulter und zog nochmal scharf die Luft ein.
Die Tatsache das er schmerzen hatte, verursachte mir schmerzen.

Langsam ritten wir Richtung Hof zurück. Ich hoffte das die anderen Luzifer mittlerweile gefunden hatten.
"Danke Princesa.", flüsterte mir Finn ins Ohr. Ich lächelte und drückte mit einer Hand seine Hände, die er immernoch um mich geschlungen hatte.

Wir kamen sicher und wohlbehalten am Hof an. Simon war sofort zur Stelle um mir zu helfen Finn vom Pferd zu bekommen. Zusammen stützten wir ihn wieder und brachten ihn hoch in mein Zimmer. Er sollte jetzt mal seine Ruhe haben.
Vorsichtig halfen wir ihn, sich aufs Bett zu legen. Dabei warf er Simon ab und zu feindliche Blicke zu.
"Danke Simon.", sagte ich und lächelte ihn dankbar an. Simon griff nach meiner Hand und drückte sie kurz. "Falls was ist ruf mich.", sagte er noch bis er verschwand.

Finn warf ihm immernoch tödliche Blicke zu bis er weg war. "Denk bloß nicht das ich ihn jetzt mehr mag weil er mir heute geholfen hat.", sagte Finn stumpf, was mich wieder zum Lachen brachte. Er rutschte auf dem Bett etwas zur Seite und ich setzte mich an die Bettkante.
"Also wo tuts weh?", fragte ich ihn grinsend. "Mach jetzt nicht einen auf Doktor.", sagte er und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich lächelte zuckersüß und mein Blick sagte das ich es wirklich ernst meinte. Als Antwort verdrehte Finn nur die Augen und zeigte auf seine rechte Schulter.
"Zeig mal.", sagte ich ernst während er sein T-Shirt auszog. Er drehte sich zur Seite damit ich die schmerzende Stelle besser betrachten konnte. Rot-blau und ziemlich angeschwollen. Ich musste schlucken.
Vorsichtig, strich ich mit meinen Fingerspitzen über seine Schulter was ihn dazu brachte scharf die Luft einzuziehen. Sofort zog ich meine Hand weg.
Ich legte meine komplette Hand vorsichtig auf die angeschwollene stelle und Finn atmete ruhig durch, er bekam sogar Gänsehaut auf dem Rücken. Wieso bekam
Ich jetzt auch Gänsehaut?
"Ich glaube ein Kühlpack wäre jetzt ganz gut.", sagte ich und nahm meine Hand wieder weg. "Leg dich hin ich komme gleich wieder.", mit den Worten stand ich auf und verschwand nach unten Richtung Küche.

Doch nicht wie jeder Sommer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt