Ein lautes Kläffen riss mich am Freitagmorgen aus meinem tiefen Schlaf. Obwohl die Tür vom Gästezimmer verschlossen war, hörte ich das Kratzen der Krallen von Tilo auf dem gefliesten Boden im Flur. Maria war wohl gerade dabei, mit ihrem Hund eine Runde laufen zu gehen, weswegen ich mich dazu entschloss, noch einen Moment lang die Augen zu schließen.
Ich hörte den Geräuschen im Flur gespannt zu und schmunzelte, als ich Marias Stimme ausmachen konnte, als sie ihren Hund ermahnte, ruhig zu sein. Dann öffnete sich auch schon die Schwere Haustür und fiel einen Moment später auch wieder zu. Ich streckte mich kurz und griff nach meinem Smartphone, welches auf meinem Nachttisch lag, um die Uhrzeit zu erkunden. Genervt legte ich das Handy wieder auf den Tisch, nachdem ich festgestellt hatte, dass es erst halb 8 war.
Ich konnte noch locker eine Stunde schlafen, ehe wir sicherlich frühstücken würden. Ich zog mir die Decke über die Schultern und mümmelte mich ins warme.
Kurzzeitig dachte ich an den gestrigen Abend. Maria und ich hatten nicht viel geredet. Lediglich einige Gespräche nachgeholt, die über die letzten Jahre auf der Strecke geblieben waren. Wir brachten uns auf den neuesten Stand, über wirklich jedes Themengebiet und ich war froh, dass sie dadurch ein wenig die Gedanken an Tom vergessen konnte.
Natürlich hatte mich auch die ganze Zeit beschäftigt, wo ihr Freund wohl abgeblieben war. Er konnte überall sein - bei Freunden, im Büro, in einem Hotel? Doch solange er sich nicht meldete oder irgendeinen Anruf von Maria wahrnahm, konnten wir auch nicht wissen, wie es weiter ging. Mir tat meine Freundin unendlich Leid und ich wusste genau, wie sie sich fühlen musste. Etwas ähnliches hatte ich vor nicht allzu langer Zeit selber durchgemacht.
Damals war es Danny gewesen, der von heute auf Morgen abschied genommen hatte. Seine Worte brannten mir noch immer im Gedächtnis, als wäre es erst gestern gewesen.
"Oh Wiola, ich habe definitiv Gefühle für dich - definitiv! Aber ich kann mir da nichts vorstellen, aus Angst!"
Ich schnaubte verächtlich, als ich mir die Szene in meinem Kopf wieder und wieder vor Augen kam. Nie hatte ich Danny das verziehen. Nach diesen Worten und diesem Gespräch war er verschwunden. Noch heute dachte ich daran und spürte, dass ich noch lange nicht darüber hinweg war. Zu tief saß der Schmerz, den er mir zugefügt hatte.
Ich spürte, wie es wieder in meiner linken Brust zog und mir die Lunge abgeschnürt wurde. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich versuchte die Bilder der Vergangenheit schnell aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich wollte jetzt nicht weinen und schwach wirken. Ich musste für Maria da sein und ihr helfen. Sie durfte nicht in so ein Loch fallen, wie ich damals. Tom musste einfach zurück kommen. Zumindest mit einer Erklärung.
Es vergingen gut zwanzig Minuten, als die Eingangstür sich wieder öffnete und man das Tapsen des Hundes vernahm. Auch Marias Stimme nahm ich wieder war, als sie sich vermutlich ihrer Jacke und Schuhe entledigte. Ich erhob mich langsam aus dem großen, überaus bequemen Bett und streckte mich erneut, ehe ich meine Füsse auf dem dunklen Teppich absetzte. Ich blieb einen Moment auf der Bettkante sitzen um noch etwas wacher zu werden, ehe ich aufstand und mir ein paar frische Klamotten aus der Tasche kramte. Ich trat in den Flur hinaus und suchte das Badezimmer auf. Maria musste wohl wieder im Schlafzimmer sein, da ich sie nicht mehr hören konnte. Nach einer ausgiebigen dusche und frisch eingekleidet, brachte ich meine gebrauchte Wäsche zurück ins Gästezimmer. Anschließend begab ich mich in die Küche und suchte in den verschiedenen Schränken nach einer Tasse, damit ich mir Tee zubereiten konnte.
"Neben dem Kühlschrank sind die Becher", ertönte es plötzlich hinter mir und ich drehte mich abrupt um. Maria stand im Türrahmen und hatte sich gegen diesen gelehnt. Sie trug eine schwarze Jogginghose und einen grauen, enganliegenden Pullover mit V - Ausschnitt. "Morgen", grüßte ich meine Freundin und öffnete die Schranktür, hinter der sich die Tassen befanden. Ich holte zwei heraus und stellte sie auf den Tisch, während Maria sich in Bewegung setzte und Wasser aufsetzte.
"Wie hast du geschlafen?", fragte mich die Blondine, als sie in den Kühlschrank blickte und ein paar Lebensmittel herausholte. Brötchen lagen schon auf dem Tisch, welche sie vermutlich beim laufen mit dem Hund besorgt haben musste.
Ich öffnete ein Päckchen Earl Grey Breakfast Tea und antwortete: "Ganz gut. Ein bequemes Gästebett habt ihr, aber man hört Morgens alles im Flur." "Oh, tut mir Leid, wenn Tilos bellen dich geweckt hat. Er wird Morgens immer so hibbelig wenn es nach draußen geht. Abgewöhnen konnte ich es ihm leider noch nicht", erklärte Maria und stellte Teller auf den Tisch. Ich schnappte mir das Besteck und die scharfen Brötchenmesser, die ich ebenfalls ordnungsgemäß verteilte. "Ach ist schon gut. Ich hätte sonst eh bis zwölf durch geschlafen", lachte ich und setzte mich an den kleinen Tisch, der an der Wand gegenüber von der Küchenzeile stand. Die Küche war generell sehr schlicht in Weiß gehalten und hatte hier und da ein paar schwarze Akzente. Der Boden war mit dunklen Fließen verlegt und schaffte einen schönen Kontrast zu den hellen Möbeln.
Während wir unsere Brötchen belegten, begannen wir über die Tagesplanung zu sprechen. "Wir könnten ja ins Erdinger Hofbräuhaus und eine Tour machen. Warst du schon mal in einer Bierbrauerei?", fragte mich Maria und legte eine Scheibe Käse auf ihr Brötchen. Ich haperte ein wenig an den Tomaten und antwortete: "Können wir gern tun. Ich hab keine Ahnung, wie es in so einem Brauhaus zugeht. Darf man da auch Bier probieren?"
Maria nickte, während sie den Mund voll hatte. "Ja, dann haben wir ja unseren heutigen Plan schon gemacht. Abends können wir ja dann noch ins Kino oder was trinken gehen oder so", schlug ich noch vor und bekam erneutes Nicken von meiner Freundin gegenüber.
Nach dem Frühstück machten meine Freundin und ich uns langsam fertig. Wir räumten gemeinsam noch die Wohnung ein wenig auf und schminkten uns für den heutigen Ausflug in die Innenstadt. Im Bad richtete ich meine Haare zurecht und schminkte mich, wie üblich. Einen schlichten Lidstrich und Mascara und voilà, fertig war mein tägliches Make - Up. Ich fixierte meine Haare noch etwas mit Haarspray und tat etwas Parfüm auf ehe ich zurück in den Flur ging um mir meine weißen Sneakers anzuziehen. Ich trug heute eine schlichte, dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Hoodie. Unter dem Hoodie trug ich noch ein weiteres Shirt, damit ich nicht zu sehr fror, wenn wir in dem kalten, grauen Novemberwetter unterwegs waren. Warum ich keine Winterjacke anzog? Weil ich sie nicht ausstehen konnte. Man hatte so wenig Freiraum und ich fühlte mich grundsätzlich wie ein Pinguin, eingeschränkt in jeder Bewegung.
"Können wir?", fragte Maria und warf einen Blick auf die Uhr. Es war inzwischen elf Uhr und wir entschieden uns, noch ein wenig durch die Stadt zu trudeln, ehe es zur Brauerei ging.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg, ließen Tilo aber zu Hause.
Das Wetter in München hatte seit meinem letzten Besuch einen starken Umschwung gemacht. Letztes Mal war es noch angenehm Herbstlich gewesen, mit Sonnenschein und kaltem Wind. Heute glich das Wetter eher dem kommendem Winter. Es war kalt und feucht und der Wind trug dazu bei, dass mir die Ohren abfrierten, trotz meiner langen, braunen Haare. Maria und ich kauften uns bei einem Starbucks in der Innenstadt etwas heißes zu trinken und schlenderten gemütlich umher. Da es Freitag Mittag war, und die meisten um diese Zeit arbeiteten oder zur Schule gingen, war es angenehm leer und ich musste mich nicht über irgendwelche Menschenmassen ärgern, wie beim letzten Fußballspiel.
Innerlich fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn wir den Fußballern nochmal über den Weg laufen würden. Ob sie uns wohl erkannten, wenn wir vor ihnen stünden? Wie würde ich reagieren, oder gar Maria? Ich versank so sehr in meinen Gedanken, dass ich nicht bemerkte, wie meine Freundin eine andere Richtung einschlug. "Wiola! Hier geht's lang!", brüllte sie und ich blickte mich einen Moment lang verloren um ehe ich sie rechts von mir in der Seitenstraße sah. Ich beschleunigte meine Schritte und folgte der Blondine zurück zu ihrem Wagen, den wir in der Nähe geparkt hatten. "So, ich denke jetzt können wir dort hin", meinte sie und wir setzten uns in ihren beigen Mini und fuhren los.
Als wir vor dem Hofbräuhaus ankamen, wurden wir direkt enttäuscht. "Tut mir Leid, wir können nur Führungen einplanen, die im Voraus gebucht wurden", vertröstete uns eine Dame im Eingangsbereich und ich seufzte. Somit fiel also der Plan ins Wasser. Maria versuchte noch mit ein wenig drehen und wenden die Meinung der Frau zu ändern, doch diese beharrte darauf, dass wir uns vorher Anmelden müssen.
Niedergeschlagen gingen wir zurück zu dem kleinen Auto, welches auf dem Parkplatz der Brauerei stand.
"Und nun?", fragte Maria, als sie sich in ihrem Sitz zurücklehnte. Ich zuckte mit den Schultern und sah sie fragend an. "Du wohnst doch in München. Ich kenn' mich doch nicht aus", lachte ich verunsichert und schnallte mich schon mal an.
Maria schien einen Moment zu überlegen, grinste dann aber als sie den Motor startete und aus der Einfahrt des Brauhauses heraus fuhr. "Und?", fragte ich sie doch es kam keine Antwort.
"Was hast du dir denn jetzt überlegt?", hakte ich nach doch Maria sah mich aus ihrem Augenwinkel frech an. "Siehst du dann", und schon beschleunigte sie.
Wir fuhren eine ganze Weile bis wir wieder in der Innenstadt Münchens ankamen. Maria fädelte sich durch den Verkehr, bog hier und da mal ab. Ich hatte keine Ahnung wohin sie uns führte, doch irgendwas hatte sie sicherlich schon geplant. Gespannt blickte ich aus dem Fenster und hörte der Musik im Radio zu. Wir fuhren gerade durch eine Allee, die vollgestellt war mit Autos. Scheinbar suchte meine Freundin nach einem Parkplatz, denn sie hatte die Geschwindigkeit stark reduziert und blickte sich suchend um. "Sind wir da?", fragte ich irgendwann und wartete gespannt auf eine Antwort. Als Maria zum stehen kam, grinste sie mich an, zog den Schlüssel und griff nach ihrer Tasche. "Jap. Und ich glaube, wir sind sogar pünktlich."
Verwirrt stieg ich aus dem kleinen Auto und folgte meiner Freundin, die Zielstrebig die Straßenseite überquerte und auf ein, mir unbekanntes, Gebäude zu lief. Es war schlicht gehalten, hatte aber hier und da rote Akzente an der Fassade und Fenstern. Erst als wir am Eingang standen, wurde mir bewusst, wo wir hier waren.
"Ich dachte, wir gucken den großen Jungs mal beim Fußball zu", zwinkerte sie und nickte in Richtung Eingangshalle. Wir waren tatsächlich beim Trainingsgelände des FC Bayerns gelandet.
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Zakazana miłość - Verbotene Liebe
FanfictionDie junge Polin Wiola lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Sie führt ein normales Leben, mit normalen Freunden und einem normalen Job. Doch was passiert, wenn sie über Umwege einen berühmten Fussballer kennenlernt? Und dieser dann auch noch ihr g...