Ghost

Kapitel 4

Kapitel 4

Auf der kurzen Strecke zur Schule versuchte ich meine Gedanken zu sortieren. Nach den Ereignissen der letzten Tage, war ich mir meiner Vernunft gar nicht mehr so sicher...

Es war eine Tatsache, dass es alles andere als normal war, dass ein Geist komischer Weise Interesse an mir fand und darum immer wieder ungebeten in meinem Zimmer auftauchte. Und seine Annäherungsversuche machten es mir nicht gerade leicht, das alles zu ignorieren! Zum Glück war Creepy Girl nicht wieder erschienen.

Ich hatte bereits genug zu verdauen! Ich fragte mich immer wieder, warum? Warum ausgerechnet ich? Warum musste ich so etwas ertragen? "Guten Morgen", grüßte mich Lou und riss mich so aus meinen frustrierenden Gedanken.

Ich nickte ihr bloß zu und kramte meine Bücher aus dem Schließfach. "Hast du das Bioplakat schon fertig?", erkundigte sie sich, während wir auf dem Weg zum Klassenraum waren. "Nee. Meine Eltern sind nur am Streiten und das Haus ist auch noch nicht ganz fertig eingerichtet." Wir setzten uns. "Ach so. Ich könnte dir ja meins leihen - als Hilfestellung. Ich hab das nämlich schon längst fertig und du kannst dir nicht erlauben, wegen Bio durchzurasseln", bot sie an.

Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, danke. Echt lieb von dir aber ich pack' das schon. Ehrlich." "Na dann", murmelte sie enttäuscht. Da betrat unsere Englischlehrerin auch schon den Raum und begrüßte uns.

~ ~ ~ ~

Nach dem Unterricht fuhr ich mit Lou in die Stadt. "Und du brauchst Kerzen, weil...?", fragte sie neugierig.  "Ich mag es weder wenn es zu hell, noch wenn es zu dunkel in meinem Zimmer ist", erklärte ich und sie kniff ihre Augen skeptisch zusammen. Dass ich sie hauptsächlich wollte, damit ich sofort sah ob Creepy Girl oder Avan in meinem Zimmer standen, brauchte sie nicht zu erfahren. Alleine wenn ich an diese kalten Augen und den leeren Blick dachte, wurde mir übel im Bauch. Und gegen Avans Anwesenheit hatte ich erst recht was!

Er kam mir nahe. Zu nahe...                                                                              

Ich stöberte weiter in den großen Regalen des Geschäftes herum. Lou schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas mir unverstandliches daher. Ich beachtete sie nicht weiter und fand endlich einige schlichte blass-rosa Kerzen die laut des Aufdrucks der Packung, den Geruch von Rosen verbreiteten, sobald man sie anzündete. Lächelnd nahm ich gleich drei Stück und legte sie in den Einkaufskorb.

Zwei Stunden später hievte ich meine Schultasche und die schwere Einkaufstüte die Wendeltreppe hoch. Ich hatte Mühe, die Türklinke mit meinem Ellenbogen hinunter zu drücken. Keuchend ließ ich alles auf den Boden fallen, als die Tür mit einem leisen Quietchen auf ging und ich meinen müden Körper hinein schleppte.

Warum wundert es mich nicht im geringsten?

Als wäre es sein Zimmer, hatte Avan es sich an meinem Schreibtisch gemütlich gemacht. Als er bemerkte, dass ich wieder da war und ihn verständnislos und mit offenem Mund anstarrte, drehte er sich um und lächelte. Er lächelte, verdammt! Was hatte er hier verloren?! "Und noch viel wichtiger, liebe Dia, warum lässt dich sein Lächeln so dahin schmelzen?", neckte die Stimme in meinem Kopf mich und ich verfluchte sie. Ich verfluchte sie, weil sie recht hatte. Sehr sogar...

Avan erhob sich von meinem Schreibtischstuhl und kam immer näher. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Noch mal würde er mich nicht verrückt machen, indem er sich mir so aufdrängte! "Du weißt ganz genau, dass es dir gefällt, wenn er das tut", säuselte die Stimme und ich biss die Zähne zusammen. Avan blieb einige Zentimeter vor mir zum Stehen und nahm mir mit einem verschmitzten Grinsen die Tüte aus der Hand. Ohne dass ich irgendetwas einwenden konnte, ging Avan zu meinem Bett hinüber und schüttelte die Tüte während sie auf dem Kopf war, sodass meine Einkäufe sich auf der Bettdecke verteilten.