Kapitel 11
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich wurde noch nie geküsst, ohne vorher zu wissen, was auf mich zu kam. Doch Avan hatte mich natürlich nicht vorgewarnt. Also stand ich nun da. Mit auf gerissenen Augen schaute ich ihn an. Es war ein süßer Kuss. So unschuldig und sanft, dass mir ganz komisch wurde.
Er hatte die Lider noch immer fest geschlossen, als er seine Hand vorsichtig meinen Arm hinauf gleiten ließ. Ich erschauderte und spürte, wie er lächelte. Gerade als er den Kuss vertiefen wollte, drückte ich mich mit beiden Händen von ihm weg.
Avan schaute sichtlich enttäuscht. Ich räusperte mich unwohl und schaute zu ihm auf.
''Wir sollten... so etwas vermeiden'', sagte ich schließlich mit zitternder Stimme.
Ich wusste genauso gut wie er, dass ich nichts lieber wollte, als in seine Arme zu flüchten und all meine Probleme hinter mir zu lassen. Einfach zu entspannen und das zu machen, was mich glücklich machte.
Es war aber falsch. Ja, so falsch, dass ich der Versuchung widerstehen musste. Avan war schon vor einiger Zeit gestorben, wenn ich dem Glauben schenken konnte, was er mir erzählt hatte. Und da wären wir bei meinem zweit größten Problem.
Ich wusste nicht, ob ich Avan vertrauen konnte. Noch vor einigen Minuten, wollte ich mich nur dem Wunsch und Willen meines Herzen hin geben doch nun...
Nun stritten Herz und gesunder Menschenverstand miteinander. Was hätte Avan davon, ein kleines Mädchen zu töten und dann nach seinem eigenen Tot, ein Mädchen - also mich - herein zu legen und zu belügen, nur um eine eigentlich sinnlose Beziehung zu führen, oder es zumindest darauf anzulegen, wenn ihm nicht wirklich etwas daran lag?
Ich atmete ruhig aus und dann wieder ein. Avan hatte mittlerweile die winzige Lücke zwischen uns wieder gefüllt und hielt mich vorsichtig an meinen Handgelenken fest.
Widerwillig hob ich den Kopf an und begegnete seinem intensiven Blick. Sie schienen mich an zu betteln, nicht zu voreilig zu handeln. ''Ich dachte, du glaubst mir.''
Mir war klar, dass dies keine Frage sondern eine Feststellung war. Trotzdem nickte ich zögerlich und trat einen Schritt zurück. Ich brach den Augenkontakt ab und setzte mich auf mein Bett.
Avan tat es mir nach und schaute mich erwartungsvoll an. Er wartete wohl auf eine Erklärung. Aber diese kam nicht, natürlich nicht. Wie sollte ich ihm das auch sagen?
'Ja, tut mir Leid. Ich glaube dir zwar aber dann auch wieder nicht. Du weißt schon, mein Herz meint immer zu, ich solle mich auf dich einlassen, dass es sich lohnen würde. Aber mein Verstand wiederum schreit, du bist ein Killer. Halte Abstand und verbanne ihn aus deinen Gedanken!'
Mh nein, da ließ ich das doch besser. Aber trotzdem musste ich ihm doch irgendwie klar machen, dass es nur zu unserer beider Wohl war, wenn da nichts passierte zwischen uns.
Aber ich kannte Avan inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er nicht so leicht aufgeben würde. Darum schüttelte ich nur meinen Kopf.
Er kniete sich vor mich hin und wollte mit seinem Zeigefinger mein Kinn anheben, aber ich drehte mich zur Seite. ''Ich brauche ein wenig Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Du solltest wohl besser gehen, Avan'', flüsterte ich und starrte auf die Bettdecke.
Er seufzte und verursachte so, dass ich heimlich in seine Richtung linste. ''Wenn es das ist, was du willst...'', murmelte er und löste sich auf.
Mein Herz fühlte sich an, als hätte man mindestens zehn Messer auf einmal herein gerammt und dann auch noch darauf eingetreten. Ich packte an meine Bluse und ließ meine Hand für einige Minuten auf meiner Brust liegen.

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Ghost
FantasyDie 16 jährige Diary oder kurz auch Dia, zieht mit ihren Eltern in die Stadt und somit in ein neues Haus. Natürlich fiel ihr das alles nicht ganz so leicht, da sie es gewohnt war, in einem kleinen Vorort zu leben. Doch als sie das größte und beste Z...