Kapitel 15

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 Kapitel 15

"AVAN!"

Mein hoffnungsloser Schrei hallte noch einige Sekunden lang in der eiskalten Luft, eher er endgültig verklang. Wimmernd wand ich mich unter der Berührung des Mannes.

Die beiden schienen amüsiert, da ich mich plötzlich wieder gegen sie zu wehren versuchte. "Bitte nicht...", schluchzte ich und drehte meinen Kopf zu Seite, als er mit seinem Gesicht näher an meines heran kam.

Er knirschte mit den Zähnen und packte meinen Kiffer grob. "Schau mich gefälligst an", fauchte er und ich sah mit weit aufgerissenen Augen in seine eigenen. Sie waren voller Wut und Ungeduld. Trotzdem wollte ich nicht so leicht aufgeben und drückte mich mit meinem gesamten Gewicht nach hinten.

Der Junge, der meine Taille umfasste, taumelte nach hinten und ich nutze es aus, um ihm auf den Fuß zu treten.

Ihm entwischte ein kleiner Schmerzensschrei und ich bedankte mich innerlich bei Lou, dafür dass sie mich praktisch dazu gezwungen hatte, die schwarzen 6 Zentimeter hohen Pumps anzuziehen. Wiederum hatte sie mich aber auch irgendwie in diese Situation gebracht.

Ich schüttelte den Kopf. Nein, es war nicht Lous Fehler gewesen. Es war alleine Lukes Schuld. Hätte er nicht angefangen, Lou irgendetwas vor zu lügen und sich dann dreisterweise an mich heran gemacht, dann wäre es nie soweit gekommen.

Noch ein Grund mehr, ihn abgrundtief zu hassen...

Ich rannte panisch aus der Gasse heraus und knickte wegen der Schuhe, die mir gerade noch so tadellos geholfen hatten, beinahe um. Fluchend hüpfte ich auf einem Bein weiter, als ich die lästigen Dinger auszog und auf dem Gehweg liegen ließ.

Ich hörte wie sie mir hinterher kamen und der ältere dem anderen drohte, ihm den Hals umzudrehen, sollten sie es nicht schaffen mich einzufangen.

Keuchend und außer Puste sprintete ich immer weiter, kam aber einfach nicht an einer belebten Straße vorbei. Irgendwo hier mussten doch Leute leben, die mir helfen konnten!

Ich hielt Ausschau nach brennenden Lichtern in Häusern, entdeckte aber keine. Verzweifelt schaute ich nach hinten. Sie waren mir immer noch auf den Fersen und die Angst spornte mich an, ja nicht stehen zu bleiben.

Obwohl mein Herz wie verrückt in meiner Brust schlug und meine Lunge mich anflehte, eine Pause zu machen, um vernünftig Luft zu holen, hörte ich nicht auf. So lieb ich meine Organe auch hatte, es war im Moment wichtiger nachhause und somit in Sicherheit zu kommen.

Total erschöpft kam ich an einem großen Gebäudekomplex an. ich hätte schwören können, schon vor 10 Minuten hier gewesen zu sein. Ich verlangsamte mein Tempo ein wenig und bog um die Ecke. Im selben Moment, in dem ich mit einer soliden Form zusammenstieß, fing es am Himmel zu donnern an.

Benommen kippte ich mit der Person nach vorne und keine drei Sekunden später prasselte kalter Regen auf uns nieder. Ich hatte Angst die Augen zu öffnen, um dann wahrscheinlich einen der beiden Typen in die Augen schauen zu müssen.

Die Person aber schlang ihre Arme um meinen Hals und tätschelte meinen Kopf. "Alles wird gut, Dia", hauchte er und ich zitterte vor Erleichterung und Angst, da ich ihn mir vielleicht nur vorstellte.

Mein Mantel und mein Kleid waren mittlerweile durchnässt und schließlich brach der Damm  und ich heulte an seiner Schulter.

Ich konnte den kleinen Schmerz in meiner Brust nicht ignorieren, da es nicht der war, den ich hier haben wollte. "Ich bringe dich nachhause, mach dir keine Sorgen", flüsterte er und drückte einen Kuss auf meine Stirn.

Unter normalen Umständen hätte ich Kyle jeder Zeit zurück geschubst und ihn angefahren, dass er sich ja von mir fern halten sollte; aber jetzt gerade war für mich da. Er hatte mich gerettet, auch wenn ich mir so sehr wünschte, es wäre Avan gewesen.

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