kapitel fünf

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Chloé hatte sich während des Laufens das Halstuch über Mund und Nase gezogen.
Immer schneller lief sie über den Platz, wich geschickt den vielen Grabsteinen aus. Das Knirschen des Kies unter ihren Füßen kündigte ihre Ankunft an.

Und plötzlich stand sie nur noch wenige Meter entfernt von ihm.

Zuerst ignorierte der Mann sie und machte Anstalten zum Gehen, doch Chloé packte ihn an der Schulter und riss sie herum.

Stumm standen sich beide gegenüber, starrten den jeweils anderen an.

Chloé sah in seine Augen, die Pupillen vergrößerten sich und verengten somit einen Teil der gold gesprenkelten braunen Iris.

Er hatte schöne Augen. Sie könnte sich glatt in sie verlieben.

Doch er war ein Mörder.

Der Mörder ihres Bruders.

Als das Schweigen zu lange dauerte, beschloss der Mann, etwas zu sagen.

»Ist was, Kleine?«

Er hatte sie nicht erkannt.

Du hast meinen Bruder umgebracht und mich fast auch mit.

Chloés Wut und Abscheu gegen diesen Mann bündelten sich, alle Muskeln ihres Körpers waren angespannt, doch sie rührte sich nicht einen Millimeter.

Sie konnte nur dastehen und den Abschaum gegenüber in die braunen Augen starren, als würde er allein von ihren Blicken auf der Stelle tot umfallen. Schließlich wurde es dem Mann scheinbar zu blöd. Er schüttelte den Kopf und wollte zum Gehen ansetzen.

In Chloés Kopf war nur noch die Stimme ihres Bruders zu hören.

Tu es.
Tu es!
TU ES!!!

Guilty - Die RichterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt