Douglas
Zwei Tage nach Halloween ist es endlich so weit: Ich werde endlich 17. Zwar werden mein Bruder und ich kein Auto bekommen, weil TJ seinen Teil des Vertrags nicht bewältigt hat, aber ich habe ihn in keiner Sekunde damit konfrontiert, da ich weiß, dass er sich deswegen selbst die größten Vorwürfe macht. Meine Mutter weckt mich um halb sechs. „Happy Birthday, mein Schatz", flüstert sie und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Erst anziehen oder erst Geschenke?" Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich diese Frage gestellt bekomme. Normalerweise hatte immer mein Bruder die Wahl. „Erst anziehen", beschließe ich, da wahrscheinlich aussehe wie ein Zombie. „Ok. Ich geh dann mal TJ wecken." Meine Mutter erhebt sich von meinem Bett und geht aus dem Zimmer. Schnell ziehe ich mir Jeans und Hemd an und mache meine Haare. Als ich unten in die Küche komme, ist mein Bruder noch nicht da. Erst fünf Minuten später kommt er die Treppe hinunter geschlurft – noch immer im Schlafanzug. Ich verdrehe kurz die Augen. Nicht mal an seinem Geburtstag ist er ein Morgenmensch. Auf einmal klingelt es an der Tür. Es ist mein Vater. „Happy Birthday, Jungs! Elaine, kannst du die bitte auf den Tisch legen?" Er drückt meiner Mutter zwei Pakete in die Hand. Das Auspacken der Geschenke hat leider etwas an Aufregung verloren, wenn man es mit meinem zehnten oder elften Geburtstag vergleicht. Von Mom bekomme ich zwei Bücher und Geld, aber Dads Geschenk ist wesentlich kleiner und leichter. Jetzt schlägt mein Herz doch ein wenig schneller. Und das zu Recht – in dem Paket befindet sich ein Autoschlüssel. „Ein 2012er Dodge Avenger SE", verkündet mein Vater stolz. „Nur für dich alleine. Geh raus und sieh ihn dir an." Sofort springe ich auf und renne, gefolgt von meinen anderen Familienmitgliedern, ins Freie. Vor der Garage parkt ein sportlich aussehender, schwarzer Wagen – mein erstes eigenes Auto. Immer noch völlig von der Überraschung überwältigt steige ich ein und starte probehalber den Motor. Das war wirklich das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je hatte. Leider kann ich ihn noch nicht ausprobieren, weil wir erst frühstücken. Danach habe ich es dafür umso eiliger, in die Schule zu fahren. „TJ! Beeil dich!", rufe ich und schlage die Autotür hinter mir zu. Mein Bruder kommt sich seine Lederjacke anziehend aus dem Haus, schmeißt seinen Rucksack auf den Rücksitz und setzt sich neben mich. Ich nehme extra den längeren Weg zur High School, um das Fahrgefühl vollständig auskosten zu können. „Was hat Dad dir eigentlich geschenkt?", frage ich meinen Bruder, während ich möglichst elegant einparke. Der schnaubt genervt. „Ich bekomme ein Auto. Sobald ich meinen Führerschein habe." - „Ist doch super." Das Einparken ist doch nicht so einfach. „Hast du schon einen Termin für die Nachprüfung?" Mein Bruder sieht mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen. „Die Prüfung ist noch nicht mal eine Woche her. Und ich werde diese Scheiße sowieso nie bestehen." - „Mit der Einstellung auf jeden Fall nicht." Wieso ist dieser Parkplatz auch so eng? „Ja, wenn es nur an der Einstellung läge..." - „Woran liegt es denn dann?", hake ich nach, während ich wieder aus der Parklücke herausfahre. „Das verstehst du doch eh nicht", entgegnet TJ, schnappt sich seinen Rucksack und steigt aus. Nachdem ich einen Parkplatz gefunden habe, beeile ich mich, schnell in die Schule zu kommen, da ich noch ein paar Leute auf die Geburtstagsparty, die übermorgen stattfindet, einladen möchte. Da ich an der Schule nicht allzu viele Schüler kenne, frage ich Jesper und Elliot um Hilfe. „Also, ich fände es super, wenn du Betty einlädst", meint Elliot und wird rot. „Willst du nicht Mackenzie fragen? Oder wenigstens Valerie aus Mathe?", bittet mich Jesper hingegen. „Meinetwegen... Wir feiern in der Wohnung meiner Oma, also solange wir nicht allzu laut sind, können auch gerne ein paar mehr Gäste kommen." Mein Blick fällt auf meinen Bruder und seinen Freund, die am anderen Ende des Gangs stehen und zu diskutieren scheinen. Als sie sich wieder beruhigt haben, geselle ich mich zu ihnen. „Hi Sean. Kommst du am Freitag?" - „Es tut mir leid, aber ich kann leider nicht. Meine Tante heiratet, und das war schon geplant, bevor ich euch beide überhaupt kannte", entschuldigt Sean sich. Ich nicke verständnisvoll, aber mein Bruder sieht nicht allzu glücklich aus. Zugegeben, mir wäre es auch lieber gewesen, wenn Sean dagewesen wäre, da ich dann nicht ständig auf TJ aufpassen müsste, aber an dem einen Abend wird schon nichts passieren. Es kommen ja nur Leute, die wir kennen und die ungefähr unser Alter haben. Ich verabschiede mich, da ich gerade Anne und Betty zum Klassenzimmer laufen sehe. Ich halte die Mädchen auf. „Hey, nur ganz kurz: TJ und ich feiern übermorgen Geburtstag. 760 S. Hill Road, um 18Uhr geht es los. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne vorbeikommen." Anne und Betty schauen sich kurz an. „Wir kommen", sagt Letztere schließlich. Ich grinse. „Sehr schön. Also, dann bis übermorgen!" Ich hebe kurz die Hand zum Abschied.
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through glass
Roman pour AdolescentsTJ und Douglas sind Zwillinge, die sich durch den typischen High-School-Alltag schlagen. Gelingt es Douglas, sein Geheimnis geheim zu halten, und schafft die Person hinter den rätselhaften Botschaften, TJs tragische Vergangenheit in Vergessenheit ge...