Als wir etwas später am Tisch sitzen und Lexa wieder in ihren Laptop starrt, bekomme ich den Drang sie zeichnen zu müssen. Nach ihrer Zustimmung habe ich mir einen Stift und Papier aus der Küche geholt. Bestimmt eine Stunde lang sitzen wir nun schweigend nebeneinander. Anstatt darüber nachzudenken, wie ich entkommen kann, interessiere ich mich mehr für diese wunderschönen, grünen Augen, die mich über den Rand des Laptops immer wieder beobachten.
„Du siehst wunderschön aus, wenn du zeichnest." Mein Blick klebt weiterhin auf dem Bild vor mir, als ich lächle und mir Hitze in die Wangen steigt. „Was zeichnest du?" fragt Lexa dann.
Ich beiße mir auf die Lippe, unsicher ob sie es gut finden wird. Langsam drehe ich den Block zu ihr und zeige ihr das Portrait von ihr, wie sie am Tisch sitzt und auf dem Laptop tippt. Ich höre, wie Lexa scharf einatmet. Ihre Augen begutachten jedes einzelne Detail.
„Gefällt es dir?" frage ich unsicher.
„Clarke, es ist... es ist wunderschön." Ihre Augen füllen sich mit Tränen. „So siehst du mich? So schön?"
„Lexa, du bist so schön" erwidere ich, wir beide lächeln kurz, bevor wir uns wieder unseren Beschäftigungen widmen.
Es dauert wieder einige Zeit, bis ich hochschaue und warte, bis Lexa und ich Blickkontakt haben.
„War das dein erster Kuss?"
Lexa setzt sich aufrecht hin und verschränkt ihre Arme. Ich sehe sofort, dass sie unsicher ist und lieber nicht darüber reden will. Dennoch will ich es wissen, also schaue ich sie weiter erwartungsvoll an.
„Ja."
Gerade als ich antworten will, hören wir Geräusche vor der Tür. Es scheint ein Pärchen zu sein, welches sich unterhält. Mein Puls steigt, ich schaue zu Lexa, wir beide halten für ein paar Sekunden den Blickkontakt, bevor ich aufspringe. Als ich anfangen will zu schreien ist Lexa schneller, sie hält mir eine Hand vor den Mund und tritt mir leicht in die Kniekehle, damit ich auf den Boden falle. Sofort liegt sie auf mir.
„Pssst Clarke! Bitte!" fleht sie in mein Ohr.
Inzwischen habe auch ich Tränen in den Augen, ich versuche mich zu wehren, aber sie ist stärker. Nach ein paar Minuten lässt Lexa von mir ab, sie setzt sich neben mich und lehnt sich an die Wand. Unsere Blicke treffen sich, ich sehe wie enttäuscht sie ist.
„Clarke ich lasse mir etwas einfallen. Aber erstmal kann ich dich nicht gehen lassen. Sie wissen es. Sie wissen, dass ich es war." Lexa zieht die Kapuze wieder über ihren Kopf und legt ihr Gesicht in ihre Hände.
„Was, woher weißt du das?" frage ich irritiert.
„Ich hab' es in den Nachrichten gesehen, dort waren Bilder von uns. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Aber mir fällt was ein. Wir kriegen das hin."
Jetzt wo es wirklich in den Nachrichten ist, denke ich anders darüber abzuhauen. Wäre es nicht so weit gekommen, hätten wir eine Lüge erzählen können, dass wir zusammen durchgebrannt sind, etwas, was Lexa beschützen könnte. So würde sie ins Gefängnis kommen, für wer weiß wie lange. Dort hätte sie wieder niemanden mit dem sie reden kann, genau das will ich nicht für sie.
„Wir müssen hier weg." Sagt sie in die Stille.
Als sie aufspringt erschrecke ich mich beinahe. Lexa schaut auf mich herunter, dann greift sie in den Schrank hinter sich und zieht Handschellen hervor.
„Nein, das brauchst du nicht. Wirklich nicht, vertrau mir." Sie sieht mich unsicher an und beißt sich hart auf die Lippe.
Ich sehe, dass ihre Lippe anfängt zu bluten und gehe sofort auf sie zu. Langsam hebe ich meinen Finger und wische das Blut ab, dabei entgeht mir nicht, wie sie bei diesem Kontakt zusammenzuckt.
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Unfriend
HorrorClarke beginnt ihr letztes Jahr am College und will es einfach nur hinter sich bringen. Aber plötzlich lernt sie Lexa kennen, die mysteriös und zurückgezogen lebt. Keiner scheint mit ihr befreundet zu sein. Steckt vielleicht mehr dahinter? Clexa AU...