Unfriend

1

Ich werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mir meine Tasche schnappe und aus dem Zimmer gehe. Es ist mein letztes Jahr am College und ich will es einfach nur schnell und erfolgreich hinter mich bringen. Als das helle Sonnenlicht meine Augen trifft setze ich sofort meine Sonnenbrille auf. Die Party gestern Abend hätte sicherlich auch kurzer sein können und mit weniger Alkohol. Ein Lächeln zieht sich über meine Lippen bei den Gedanken an gestern. Alle meine Freunde waren da, es war wirklich ein schöner Abend. Mit einem breiten Lächeln betrete ich die Kantine, sofort kommen mir Raven und Octavia entgegen.

„Hey Griff, alles klar?" fragt Octavia.

Beide umarmen mich kurz, bevor ich meine Tasche abstelle und mich mit einem seufzen auf einen Stuhl fallen lasse.

„Na klar, aber das nächste Mal gehen wir früher nach Hause."

Die beiden werfen sich einen ungläubigen Blick zu, bevor auch Finn und Bellamy sich an unseren Tisch setzen. Sie sehen sogar noch schlimmer und kaputter aus als ich.

„Klar, weil du jemals eher von einer Party abgehauen bist." Sagt Raven trocken.

Ich werfe ihr meinem Plastiklöffel entgegen, dem sie so gerade eben ausweichen kann. Alle am Tisch lachen etwas, auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Als ich an Raven vorbei schaue sehe ich ein Mädchen am letzten Tisch in der Kantine sitzen. Sie hat eine graue Kapuze auf und scheint auf ihren Laptop zu starren. Ich kneife meine Augenbrauen zusammen und frage mich, wieso dieses Mädchen alleine dort sitzt. Ihre braunen, leicht gelockten Haare fallen aus der Kapuze, wie gerne würde ich durch diese Haare streichen. Gott, wie sehr es heraussticht, dass ich lesbisch bin. Gerade als ich wieder wegschauen will, bekomme ich Blickkontakt mit ihr. Mich strahlen dunkelgrüne Augen an. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich mich aus dem Starren reißen kann.

„Clarke?!" ich schaue irritiert zu Raven. „Ich habe dich was gefragt."

„Oh ja, sorry, ich war in Gedanken."

Mein Blick fliegt wieder zu dem Mädchen, aber sie schaut erneut auf ihren Laptop und beachtet mich nicht mehr.

„Wir wollen morgen zum See, bist du dabei?" Ich nicke nur und widme mich meinem Handy.

Natürlich hat jeder von uns gestern wieder Bilder von der Party hochgeladen.

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Als wir eine Stunde später im Hörsaal sitzen, kann ich meine Augen kaum aufhalten. Octavia schlägt mir immer wieder auf den Oberschenkel, damit ich wach bleibe. Während der Dozent weitererzählt, schaue ich mich im Raum um. Etwas hinter uns und abgelegen sitzt dieses Mädchen wieder. Sie schaut nun gelangweilt auf ihren Laptop und spielt mit einem Stift in ihrer rechten Hand. Ich kann nicht anders als ihre langen Finger zu beobachten und mir vorzustellen, was sie noch alles damit anstellen kann. Mein Blick gleitet weiter zu ihrem Gesicht, sie sieht müde und blass aus. Dennoch strahlen ihre Augen, ich habe noch nie so ein strahlendes Grün gesehen.

„Miss Griffin?" mein Kopf schießt wieder nach vorne, der Dozent sieht mich mit verschränkten Armen an. „Folgen Sie uns noch?" ich nicke kurz, dabei merke ich, wie mir Hitze in die Wangen schießt.

Neben mir höre ich Octavia leise lachen, zur Strafe schlage ich ihr kurz auf den Arm.

„Was denn? Du starrst doch den Freak an."

„Den Freak?" frage ich irritiert.

Octavia dreht sich um und schaut zu der Dunkelhaarigen, dann wieder zu mir.

„Na die. Du hast sie auch in der Kantine schon angestarrt. Nur ein Tipp: Halt dich fern von ihr."

„Wieso?"