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Lexa und ich gelten nun auf dem Campus offiziell als verrückt. Natürlich hat sich herumgesprochen, dass wir wieder da sind und dass wir zusammen sind. Oder zumindest kurz davor zusammen zu kommen. Wir mussten der Polizei in mehreren peinlichen Sitzungen erzählen, dass wir nur zusammen abgehauen und durchgebrannt sind und dass Lexa mich nicht entführt hat. Als auch unsere Freunde für uns ausgesagt haben, haben sie uns zum Glück geglaubt. Seit Tagen sind wir nun wieder auf dem Campus, wo ich nur seltsame Blicke bekomme, als ich durch die Leute gehe. Nach einem letzten Blick auf mein Handy schließe ich mein Zimmer auf, in dem ich immer noch zusammen mit Raven lebe. Meine Augen werden weit, als ich sehe, dass Lexa in der Ecke auf dem Boden sitzt und weint.

„Lex! Was ist los?" frage ich besorgt.

Ich lasse mich neben sie auf den Boden fallen und streichle sanft über ihre Haare. Dabei schiebe ich ihr die Kapuze vom Kopf, welche sie wieder aufhatte. Lexa schaut mich ausdruckslos an, also streichle ich über ihr Gesicht und wische die Tränen weg. Sie ist schon seit gestern ziemlich still, immer als ich gefragt habe was war, hat sie nicht geantwortet oder nur gesagt, alles wäre in Ordnung.

„Ich habe An- Angst Clarke." Stammelt sie leise. „Was ist, wenn sie dich mir doch wegnehmen?" ich schüttle mit dem Kopf.

„Das werden sie nicht. Ich bleibe bei dir, ok?"

Erst eine halbe Stunde später habe ich sie komplett beruhigen können. Wir liegen nun zusammen auf meinem Bett. Immer wieder drückt sie mir Küsse auf die Wange und auf meinen Hals, das Gefühl ist so schön, dass ich schwer schlucken muss. Plötzlich fliegt die Tür auf und Raven steht im Raum. Sie mustert uns ein paar Sekunden, bevor sie seufzt und sich an ihren Schreibtisch setzt.

„Ich schwöre euch ich gewöhne mich nie daran." Ich höre Lexa schwer schlucken und weiß, dass sie gleich wieder anfängt zu weinen.

„Wie war das Gespräch mit deiner Mutter?" frage ich, um vom Thema abzulenken.

Während Raven von dem Telefonat mit ihrer Mutter erzählt, mit der sie lange keinen Kontakt hatte, streichle ich Lexa weiter. Ich will nur, dass sie sich langsam wohl fühlt mit meinen Freunden. Unsere Geschichte ist mit Sicherheit eine der verrücktesten überhaupt, aber ich bin froh, dass es so passiert ist. Zu Beginn hatte ich ziemlich Angst, dass Lexa mir etwas tut. Aber sie ist so liebevoll mir gegenüber, das sehen auch Raven und Octavia inzwischen.

„Clarke?" flüstert Lexa irgendwann. „Hast du morgen Abend was vor? Ich will dich gerne... ehm einladen."

„Natürlich, für dich immer." Antworte ich, worauf Raven leise schnauft, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.

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Am nächsten Tag laufe ich in Gedanken versunken in die Kantine und zu unserem Stammtisch. Inzwischen sitzt auch Lexa bei uns, obwohl sie sich absolut nicht wohl fühlt. Meistens sagt sie nicht viel und entspannt sich nur, sobald ich am Tisch bin und ihre Hand halte. Viele Studenten lassen Sprüche darüber los, wie verrückt sie ist und dass sie eine Stalkerin ist. Jedes Mal spüre ich, dass Lexa sich unheimlich schlecht fühlt, sie bereut es wirklich, wie sie sich verhalten hat.

„Warum sagst du diesen Leuten nicht einfach, dass sie dich in Ruhe lassen sollen?" fragt Octavia, als wir alle essen.

„Ehm..." beginnt Lexa leise. „Meistens reden sie nicht direkt mit mir. Sagen nur etwas, wenn sie an mir vorbeilaufen."

„Feige." Wirft Raven ein.

Ich streichle über Lexas Hand und schenke ihr ein lächeln, welches sie erwidert. Inzwischen habe ich sie dazu bekommen, keine Pullis mehr zu tragen. Nachdem ihr langsam klar geworden ist, dass sie sicher ist bei mir und meinen Freunden, hat sie auch nicht mehr den Drang, sich zu verstecken. Ich lächle etwas als ich daran denke, wie Octavia sie das erste Mal verarscht hat. Lexa hatte überhaupt keine Ahnung, dass es ein Witz war und stand nur irritiert da.

„Also, heute Abend 7 Uhr?" unterbricht mich die Dunkelhaarige.

„Ja gerne, ich freue mich." Antworte ich und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.

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Pünktlich um 7 Uhr stehe ich vor dem Spiegel und schaue auf mein Outfit, ich habe einen kurzen, schwarzen Rock an, dazu eine weiße Bluse. Ich hole noch mal tief Luft, als es an der Tür klopft. Ich ziehe die Tür auf und grinse sofort, als ich Lexa sehe. Sie trägt eine enge, schwarze Hose, dazu ein Top, welches viel Ausschnitt zeigt und eine dünne Lederjacke. Ihre Haare sind lockig und liegen sanft auf ihrer Schulter.

„Du siehst-"

„Du bist-"

Wir beginnen beide gleichzeitig und stoppen dann. Ein Lachen entwischt uns beiden, bevor ich die Tür hinter mir schließe und nach ihrer Hand greife.

„Du siehst wunderschön aus Clarke."

„Du auch Lexa."

Vor ihrem Zimmer angekommen atmet Lexa noch mal tief durch, sie drückt die Tür auf und sofort bleibt mir der Atem weg. Überall im Zimmer sind Kerzen und Rosenblätter. Auf dem Tisch stehen ebenfalls Kerzen, es sieht so romantisch aus, dass mir Tränen in die Augen schießen. Noch nie hat jemand so etwas für mich gemacht. Lexa führt mich zum Tisch und rückt noch meinen Stuhl zu recht, bevor sie in ihrer kleinen Küche verschwindet.

„Raven hat mir erzählt, dass du Lasagne liebst." Ruft sie aus dem anderen Raum.

Ich grinse und lehne mich verträumt auf den Tisch.

„Ja, das stimmt."

Sekunden später kommt Lexa mit zwei Tellern zurück ins Zimmer. Sie lächelt mich glücklich an, als sie die Teller abstellt.

„Ich habe es selber gemacht, hoffe es ist gut geworden." Ich beiße mir auf die Lippe.

„Du bist so süß, danke Lex."

Als ich den ersten Bissen nehme, kann ich nicht anders als stöhnen. Es schmeckt so unheimlich gut, ich habe nie eine bessere Lasagne gegessen. Lexa ist bei dem Geräusch von mir eingefroren, sie starrt nur auf ihren Teller, sodass ich lachen muss.

„Entschuldige, es schmeckt eben ziemlich gut."


„Gut. Und du kannst das Geräusch ruhig öfter machen." Wir grinsen uns verschmitzt an, bevor wir weiter essen.

Am Ende des Abends sitzen wir auf Lexas Sofa, meine Hand in ihrer. Sie streichelt sanft über meinen Oberarm und küsst mich immer wieder. Es ist wirklich so schön, ich will nicht, dass es jemals endet.

„Clarke? Kann ich dich was fragen?"

„Alles." Antworte ich leise.

„Also, ehm... ich wollte dich fragen, ob du... Gott wie fragt man das und warum ist das so schwer." Sie lacht leise und lässt ihren Kopf auf die Lehne des Sofas fallen.

„Frag einfach Lex, du kannst mich alles fragen, das weißt du."

„WillstdumeineFreundinsein?" bringt sie so schnell heraus, dass ich es beinahe nicht verstanden hätte.

Ich lehne mich etwas zurück und lächle sie an. Mit roten Wangen sieht sie einfach noch niedlicher aus als sonst.

„Ja Lexa, ich will deine Freundin sein."

„Ein Neuanfang?"

„Ein Neuanfang!"

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UnfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt