Mit einem letzten Blick über die Schulter kletterte meine beste Freundin die weiße Wand hinauf zu einem Lüftungsschacht. „Was soll das?! Lass mich nicht allein, Vanessa!", schrie ich mit Tränen in die Augen. Sie blieb still. „Hast du dazu gar nichts zu sagen?!" Plötzlich drehte sie ihren Kopf in meine Richtung und flüsterte rau: „Doch." Ein merkwürdig bekanntes Piepen drang an meine Ohren. Ich öffnete die Augen und merkte, dass es wieder einmal ein verrückter Traum von mir gewesen war. Ich streckte mich ausgiebig und gähnte. Die Uhr zeigte 7:20 Uhr an. 7:20? Also zehn vor halb acht? In zehn Minuten fängt die Schule an! Ich sprang aus dem Bett, riss den Kleiderschrank auf und nahm die erstbesten Sachen die ich fand- Khaki-Shorts und ein schwarzes Top mit gelben Streifen und blattähnlichen weißen Musterungen. Ich rannte die Treppe hinunter, wobei ich vergaß, meinen Ranzen mitzunehmen. Also stolperte ich wieder hoch, schnappte mir meinen Ranzen und sprintete zur Tür. Als ich herausging, hatte ich wie immer das Gefühl etwas vergessen zu haben. Wie ein Knoten in meinem Bauch. Ich hastete zur Schule. zum Glück lag sie gleich um die Ecke. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und dann stand ich da. Vor verschlossenem Tor. Ich hörte kein Kindergeschrei. Weder vom Hof, noch vom Inneren des Schulhauses. Ich zog mein Handy hervor und sah auf die Uhr. 7:28 Uhr. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Es waren Ferien! Am liebsten hätte ich meine Dummheit laut herausgeschrien, doch das brauchte ich anscheinend gar nicht. Eine Gruppe von Mädchen aus meiner Klasse tuschelten, kicherten und warfen immer wieder Blicke zu mir. In peinlichen Situationen- wie jetzt - musste ich immer grinsen. Doch ich verkniff es mir und ignorierte sie einfach, während ich in großen Schritten wieder nachhause stapfte. Als ich ankam, warf ich grummelnd den Ranzen in eine Ecke und warf mich auf das Sofa. Mir fiel auf, dass ich nichts für heute nichts geplant hatte. Ich wollte den Tag nicht mit fernsehen oder ähnlichem verschwenden, also schrieb ich Vanessa ein kurzes 'Moin ^0^ Hast du Zeit?' und warf einen Blick zu Leo, der mich beleidigt ansah. „Bist du jetzt sauer, weil ich dich geweckt habe?", fragte ich schmunzelnd. Er drehte einfach nur beleidigt den Kopf zur Seite. „Kater...", seufzte ich und wendete meine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
