3

596 29 2
                                    

Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass es jetzt Abendessen gibt. Mein Bauch sagt mir allerdings, dass ich keinen Hunger habe und ich taumle in mein Bad, wo ich mich auf die Duschleiste setze. Ich brauche etwas scharfes. Etwas spitzes und scharfes.

Ich schaue mich im Badezimmer um und entdecke ein Reise-Nageletui. Ich nehme eine der Nagelscheren raus und lege meinen Arm ins Waschbecken, dann schneide ich mir unüberlegt in die Haut. Es tut verdammt gut den Schmerz nach außen hin loslassen zu können, immer mehr Blut läuft meinen Arm entlang und tropft schließlich ins Waschbecken. Schnitt für Schnitt geht es mir besser, ich fühle mich wohl mit dem was ich tue. Es ist ein unfassbar befreiendes Gefühl den inneren Schmerz nicht mehr spüren zu müssen. Ich lasse schließlich von meinem Arm ab und sofort überkommt mich dieses Stechen im Herzen wieder, ich würde am liebsten sofort weiterschneiden, tue es aber nicht sondern wasche mir zuerst meinen Wunden sauber. Kalt und ohne Emotionen blicke ich auf meinen zerschnittenen Arm, nehme mir Klopapier und wickele es um meinen Arm herum, bis man das Blut nicht mehr sieht. Dann lege ich mich in mein Bett und denke nach. Ich habe mich geritzt. Und ich weiß ganz genau, dass ich es nicht zum letzten Mal getan habe.

Ich höre Schlüssel in meinem Türschloss, kurz darauf steht Marleen völlig außer Atem in meinem Zimmer und schaut schockiert auf meinen verbundenen Arm.

"Gott Liz, was ist passiert? Wir haben uns unheimliche Sorgen gemacht und...",ich lasse sie nicht ausreden sonder springe aufgebracht aus meinem Bett.

"Sie haben sich also Sorgen gemacht?! Bevor sie Herr Sinzen gevögelt haben oder erst danach?", brülle ich und erschrecke mich selbst dass meine Stimme so laut ist. Tränen laufen wieder meine Wangen herunter und Marleen schaut mich total verwirrt an.

"Was redest du denn da Liz?", fragt sie ruhig und kommt auf mich zu. Ich will nicht dass sie denkt sie würde mir etwas bedeuten. Ich weiche ihr aus, gehe rückwärts auf meinen Schrank zu, das Klopapier um meinen Arm bleibt allerdings an meiner Bettdecke hängen und löst sich von meinem Arm. Marleen bleibt stehen, starrt auf meinen Arm. Plötzlich laufen Tränen ihre Wange herunter.

"Warum Liz?", fragt sie mich und schaut mich aus ihren braunen Augen erschöpft an. "Warum?", flüstert sie erneut. Ich will auf sie zugehen, will sie in den Arm nehmen,aber meine Kraft lässt nach und es wird alles schwarz.

---

Ich wache auf und sehe nur weiß. Eine weiße Lampe über mir die von einer weißen Decke runterhängt.

"Wie geht es dir Liz?"
Ich schaue neben mich und schaue in zwei blaue Augen, die einer Krankenschwester gehören. Ich schaue sie irritiert an und setze mich langsam auf.

"Du hast sehr viel Blut verloren durch deine Aktion", sie deutet auf meinen nun professionell verbundenen Arm. "Die Aufregung hat dir dann den Rest gegeben und du bist zusammengebrochen. Draußen wartet übrigens jemand auf dich", sagt sie und ich nickt ihr zu. Dann geht sie raus und redet draußen mit jemandem, kurz darauf stehen Nora und Marleen in meinem Zimmer.

"Liz du blöde Kuh was hast du gemacht?", fragt Nora tränenüberströmt und nimmt mich stürmisch in den Arm. Dann streicht sie mir besorgt über die Wange und lässt von mir ab.

"Ich hab mich nur frei gemacht", sage ich schwach und lächle sie an, dann wandert mein Blick zu Marleen, die auf den Boden schaut und meinen Blicken ausweicht.

"Nora? Darf ich kurz mit ihr alleine sein?", flüstere ich meiner besten Freundin zu, die irritiert nickt und dann das Zimmer verlässt.

"Es tut mir leid", flüstere ich und fange sofort wieder an zu weinen. Marleen schaut mich nun direkt an, ihre Augen sind rot und ihr Blick ist traurig und leer. Sie kommt zu mir und setzt sich auf meine Bettkante. Dann nimmt sie meine Hand in ihre und fängt leise an zu weinen.

Es zerbricht mir das Herz sie so zu sehen, ich würde sie jetzt am liebsten küssen und nie mehr gehen lassen. Einzelne Tränen tropfen auf meinen nicht verbundenen Arm, Marleen streicht mit ihrem Daumen über meine Haut, vorsichtig und zaghaft. Ich würde diesen Moment am liebsten ewig festhalten, nie mehr verstreichen lassen.

"Bin ich schuld?", fragt Marleen plötzlich heiser und durchbricht die Stille. Ja, sie war schuld. Aber das konnte ich ihr nicht sagen, es würde mir das Herz brechen wenn sie sich Vorwürfe machen würde.

"Geh", flüstere ich, weil ich es nicht mehr ertragen kann sie so zu sehen. Ihr Blick wird panisch, unsicher und traurig zugleich.

"Geh", sage ich nun lauter, schüttele ihre Hand ab und drehe mich mit dem Rücken zu ihr. Kurz darauf höre ich die Tür ins Schloss fallen und fühle mich so alleine wie noch nie.

Fuck you teacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt